2024-05-10T08:19:16.237Z

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Beauftragter der Firma Sportradar: Daniel Bramböck.	F.: Olaf Schulze
Beauftragter der Firma Sportradar: Daniel Bramböck. F.: Olaf Schulze

Unter Beobachtung

Wegen diverser Wettskandale werden auch Amateurklubs regelmäßig kontrolliert - zum Beispiel der FC Memmingen

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Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer oder „Zockerkönig“ Ante Sapina sind bekannte Namen der großen Sportwetten-Skandale in den vergangenen Jahren. Seit der Aufdeckung greift beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein engmaschiges Überwachungsnetz, das bis in den Amateurfußball reicht. So werden auch die Regionalliga-Spiele mit dem FC Memmingen überwacht. Die vom Verband beauftragte Firma „Sportradar“ schickt regelmäßig Beobachter, die jede Auffälligkeit sofort an ihre Zentrale melden, die wiederum die Wettbörsen genau im Blick hat.

Viel Aufwand für ein bisschen Amateurkick könnte man meinen, aber die von Jens Futterknecht vom DFB vorgelegen Zahlen sind eindrucksvoll. So liegen die geschätzten Wettumsätze für den deutschen Profifußball jährlich bei etwa 23 Milliarden Euro. Und selbst auf Spiele aus der viertklassigen Regionalliga werden über drei Milliarden Euro gewettet. Für die fünfte Spielklasse, wie die Bayernliga mit dem 1. FC Sonthofen, sprechen Schätzungen von über 500 Millionen Euro. Spiele in unteren Ligen seien leichter zu manipulieren, weil die Akteure hier nicht das große Geld verdienen und das Medieninteresse nicht so groß sei.

Die Vorgehensweise der so genannten „Match-Fixer“: Sie horchen Fußballer aus oder drücken ihnen einen Zettel in die Hand, wo die Kicker unverblümt aufgefordert werden, schlecht zu spielen oder Fehler zu machen, weil eine größere Summe darauf gewettet wurde. Wer sich bestechen lässt, kriegt seinen Anteil dann in einer Zigarettenschachtel überreicht. So zumindest lautet das Versprechen.

Was klingt wie eine billige Gangsterposse, ist auch in Memmingen schon passiert. Vor gut zwei Jahren erhielt ein Spieler solch einen ominösen Zettel. Der Fall wurde dem Verband gemeldet, die betroffene Partie verlief regulär. Alle FCM-Kicker haben sich verpflichtet, solche Versuche anzuzeigen und auch unterschrieben, keine Wetten auf eigene Begegnungen abzuschließen.

Mit sogenannten Live-Wetten, die vor allem über den asiatischen Markt möglich sind, lassen sich schnell auf einen Schlag mehrere hundertausend Euro machen. Dabei wird nicht nur auf bestimmte Ergebnisse, sondern auf ganz besondere Ereignisse gezockt. Plötzlich rutscht ein Torhüter an einem locker haltbaren Ball vorbei oder ein Elfmeter wird verschossen. Alle Auffälligkeiten werden von Sportradar-Mitarbeitern wie Daniel Bramböck, der kürzlich in Memmingen war, sofort erfasst – dann folgt der Abgleich, ob darauf irgendwo gewettet worden ist.

„Spiel kein falsches Spiel“, lautet die Aufklärungskampagne des DFB. Wer einmal in die Wettmafia verstrickt ist, kommt kaum wieder heraus, das belegt nicht nur der Fall Hoyzer. Der Verband beobachtet seit geraumer Zeit weitere Auswüchse. So wird schon auf Jugendspiele gewettet oder in sozialen Netzwerken wird vorgetäuschtes Insiderwissen gegen hohe Gebühren verkauft.

Aufrufe: 013.5.2015, 15:25 Uhr
Allgäuer Zeitung / assAutor