2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

,,Uns ist klar, dass eine Strafe erfolgen muss"

FSV Wiesbaden 07 verzichtet auf Rechtsmittel gegen das Urteil, kritisiert aber Kollektivstrafe / Spielverbot endet am 2. Oktober / Einzelverfahren folgen

Wiesbaden. Sechs von insgesamt 14 Zeugen sind zu den Ausschreitungen beim B-Liga Spiel des FSV 07 gegen Blau-Gelb befragt, als FSV-Anwalt Roman Kasten plötzlich eine Unterbrechung der mehrstündigen Verhandlung beantragt. Er will mit dem Gericht beraten, hat offenbar genug gehört. Derweil staunen die Zuhörer im Vereinsheim des SV Erbenheim, wie weit die Wahrnehmungen der Zeugen auseinander liegen. Besonders die Übergriffe gegen den Gästetorwart werden widersprüchlich geschildert.

Gästetorwart: ,,Wir hatten ein wichtiges Spiel gewonnen, ich wollte mit meinen Jungs feiern. Mein Frustpegel war gleich Null", sagt der Torwart von Blau-Gelb. Auf dem Weg quer über den Platz sei er von zwei Personen geschlagen worden. ,,Einer war der Gegenspieler mit der Nummer fünf, ich habe mich mit einem Faustschlag gewehrt." FSV-Vereinschef Oktay Anadolu hat das anders gesehen: ,,Der Torwart hat unseren Spieler geschlagen, daraufhin ging eine Rangelei los." Zu den Beteiligten gibt es drei Versionen: ,,Ausschließlich Spieler", sagt der Schiedsrichter, ,,nur Zuschauer", beteuert ein Zeuge von Blau-Gelb, ,,Spieler und Zuschauer", will ein neutraler Zeuge gesehen haben. Übereinstimmend sagen die Zeugen, dass Anadolu dem Torwart, der multiple Prellungen und eine Gehirnerschütterung davon trug, zur Hilfe kam. Zehn Personen schlugen auf ihn ein, einer trat gegen den Kopf des Keepers. ,,Als ich dazu kam, dachte ich, er sei bewusstlos", so Peter Koppen, Vorstand von Blau-Gelb. ,,Wer hat getreten?", fragt Sportgerichtsvorsitzender Thorsten Nordholt. ,,Einer mit grauer Jogginghose. Das war wohl ein Kumpel von einem unserer Spieler", sagt Anadolu. Der Name? ,,Keine Ahnung."

Platzordner: ,,Es standen permanent Spieler und Fans vor der Barriere am Spielfeldrand. Trotz Anweisung des Schiris haben die Ordner das nicht dauerhaft unterbunden", moniert ein neutraler Zeuge und sagt weiter: ,,Nach dem Spiel hat ein Platzordner dem Schiri gedroht, er dürfe nichts in seinen Bericht schreiben."

Schiedsrichter: Der Referee sei das ganze Spiel über vom FSV-Anhang verbal bearbeitet worden, sagen Zuschauer, der Schiedsrichter selbst gibt zu Protokoll: ,,Von drei FSV-Spielern wurde ich mehrmals an der Schulter angefasst und angeschrien." Ob er daraufhin Gelb oder Rot gezeigt habe, will Horst-Günther Konlé, der als Präsidiumsmitglied des Hessischen Fußballverbandes anwesend ist, vom Referee wissen und fragt: ,,Haben Sie denn dem Spielführer einen Spielabbruch angedroht?" Beides verneint der Schiedsrichter: ,,Ich hatte Angst, dass es dann eskaliert." Nach der Partie seien Spieler dann mit Drohgebärden auf ihn zugekommen, später stand sein Konterfei auf der Facebook-Seite des FSV.

Urteil: ,,Uns ist klar, dass nach all den Vorkommnissen eine Strafe erfolgen muss", betont FSV-Anwalt Kasten. Er kritisiert aber die Kollektivstrafe. ,,Das trifft den ganzen Verein, nicht nur die Schuldigen." Dennoch verzichtet er auf ein halbes Dutzend weiterer Zeugen und signalisiert dem Gericht, keine Rechtsmittel einlegen zu wollen. Das Kreisgericht folgt der Empfehlung von Konlé: Zwei Wochen Spielverbot wegen Ausschreitungen, 500 Euro Strafe für Vernachlässigung der Platzordnung, vier Partien unter Verbandsaufsicht. Anschuldigungen gegen den FSV-Akteur mit der Nummer fünf, einen Ordner und den Gäste-Keeper werden abgetrennt vom Hauptverfahren verhandelt.


Rückblick: Was war geschehen?

- Am 13. September unterlag der FSV Wiesbaden 07 im Spitzenspiel der B-Liga 1:2 gegen Blau-Gelb. Danach kam es zu Ausschreitungen und der Gästetorwart erlitt schwere Verletzungen. Der Schiedsrichter, der in der 60. Minute zwei FSV-Spielern Rot gezeigt hatte, wurde heftig kritisiert, später ein Bild von ihm bei Facebook eingestellt und höhnisch kommentiert. Daraufhin beantragte Kreisfußballwart Dieter Elsenbast gegen den FSV ein sofortiges Spielverbot, was das Kreissportgericht bis zur Verhandlung verhängte. Eine Beschwerde des FSV wegen angeblicher Formfehler wies das Gericht ab.

Aufrufe: 01.10.2015, 19:10 Uhr
Olaf StreubigAutor