2024-05-02T16:12:49.858Z

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Wünscht sich mehr Sachlichkeit: Kreis-Schiedsrichter-Obmann Gerhard Ott. 	Archivfoto: Ott
Wünscht sich mehr Sachlichkeit: Kreis-Schiedsrichter-Obmann Gerhard Ott. Archivfoto: Ott

Unparteiische Nachwuchssorgen

Anfeindungen gegen die Schiedsrichter nehmen zu

Mainz. Es war nur ein Satz, den ein Trainer nach einem A-Klassen-Spiel geäußert hatte. Doch nachdem die Aussage ,,schade war nur die schlechte Leistung des Unparteiischen" erst einmal veröffentlicht worden war, stand bei Gerhard Ott das Telefon nicht mehr still. ,,Der Tenor war, dass der Schiedsrichter der beste Mann auf dem Platz war", machte der Kreis-Schiedsrichter-Obmann deutlich, wie unterschiedlich die Beurteilung eines Referees ausfallen kann.

Ott ärgerte sich über die für ihn zu pauschale und unkonkrete Kritik am Schiedsrichter. ,,Kritik geht nur auf sachlicher Basis", machte er deutlich. ,,Wenn sich jemand über Tatsachen beschwert, sagt ja keiner was."

Dass auf dem Fußballplatz über den Schiedsrichter gemeckert wird, ist gang und gäbe - egal, um welche Spielklasse es sich handelt. Doch die Anfeindungen stellen den Fußball-Kreis Mainz-Bingen vor ein Problem. Denn nur die Hälfte der ausgebildeten Schiedsrichter übersteht das erste Jahr. Und von denen, die im ersten oder zweiten Jahr aufhören, sagen 30 Prozent ,,das gebe ich mir nicht", wie Ott erklärt. ,,Denen macht keinen Spaß, dass die Leute nur meckern", erzählt er von einem der Gründe, wieso junge Schiedsrichter das Handtuch schmeißen.

Dabei ist der Obmann auf den Nachwuchs angewiesen. ,,Wir müssen die Jungen nachziehen. Wenn die Älteren aufhören, dürfen die Jungen nicht vertrieben werden." 211 Schiedsrichter sind momentan im Kreis Mainz-Bingen tätig. ,,Die Entwicklung stagniert", sagt Ott, der für die Zukunft eher pessimistisch ist. ,,Die Älteren werden weniger und die Jungen kommen nicht schnell genug nach", warnt er vor zu wenigen Schiedsrichtern, die im Kreis samstags weit über 100 und sonntags 60 bis 70 Spiele leiten müssen.

Wenn Vereine keine Schiedsrichter haben, erhalten sie übrigens keine Zuschüsse. ,,Das ist quasi eine Strafe", erklärt Ott, für den auch klar ist: ,,Die Strafen könnten noch höher sein." Doch das ist nicht die angestrebte Lösung des Obmanns. Er will lieber die Vereine stärker ins Boot holen. ,,Die Strafen sollen so bleiben und dafür kümmern sich die Vereine mehr", lautet seine Forderung an den Amateurfußball.

Dass ein Trainer mal überreagiert, wie am vergangenen Wochenende kann Ott dennoch verstehen. Trotzdem hat er einen Wunsch, gerade im Hinblick darauf, die jungen Schiedsrichter nicht zu verscheuchen: ,,Man sollte immer sachlich bleiben."



Aufrufe: 026.11.2015, 20:30 Uhr
Julia SlobodaAutor