2024-05-10T08:19:16.237Z

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Bernd Thissen
Bernd Thissen

Und auf einmal bist du Derbysieger

Junioren-Fußball: Fabian Fisch aus der Eifel hat mit Schalke 04 den großen Erzrivalen aus Dortmund geschlagen - Dabei ist er BVB-Fan

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Fabian Fisch ist 16 Jahre alt, kommt aus Körperich (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und spielt seit drei Monaten für die U17 des FC Schalke 04. Jetzt hat er den wohl größten Sieg seiner jungen Karriere eingefahren. Was beim Derby gegen den BVB los gewesen ist, hat er dem TV erzählt.

Körperich/Gelsenkirchen. Es dauert ein bisschen, bis Fabian Fisch ins Erzählen kommt. Am Anfang hört es sich so an, als spreche er gerade von einem Kreisliga-Spielchen, das er mit seinen Jungs irgendwo auf einem Ascheplatz in der Eifel runtergeleiert hat - ganz normales Wochenend-Gekicke eben, Endstand 2:1 oder so. "Wir haben gut gespielt", sagt er, als der TV ihn am Montag telefonisch erreicht. Und, "wir sind schon glücklich über den Sieg", das sagt er auch.

Der 16-Jährige ist keiner, bei dem sich der Gesprächspartner Sorgen machen müsste, dass sich die Konversation unnötig in die Länge zieht - Fisch sagt nur das Nötigste, er würde sich niemals in den Vordergrund drängen. Dabei hätte er spätestens seit dem vergangenen Wochenende allen Grund dazu.

Denn am Samstag hat der Körpericher (Eifelkreis Bitburg-Prüm) etwas ganz Großes erreicht: Mit seinem neuen Club, dem FC Schalke 04, hat er das große "kleine Revierderby" in der U-17-Bundesliga-West gegen Borussia Dortmund gewonnen - mit 2:1. Fisch ist von Beginn an dabei und hat großen Anteil am Sieg seiner Blau-Weißen. Seit drei Monaten spielt das Talent für S04. Von Eintracht Trier wechselte er im Juli in den Ruhrpott - und das, obwohl er schon immer glühender Anhänger von Borussia Dortmund gewesen ist - sogar in BVB-Bettwäsche geschlafen hat (der TV berichtete).

Nächster Versuch am Telefon: "Mal ganz ehrlich Fabian, konntest du dich als Borusse überhaupt freuen, als das entscheidende 2:1 für euch gefallen ist?" Treffer, jetzt redet Fisch: "Natürlich habe ich gejubelt, das war eine riesige Erleichterung für uns - der BVB war mir in diesem Moment total egal." Aber, er gibt zu: "Ich hänge immer noch an der Borussia: Zur einen Hälfte bin ich Schalker, zur anderen Borusse".

50 Ordner fürs Derby

Die Tage vor dem Revierderby seien anders gewesen als die Trainingswochen davor. "Jeder wusste, dass das ein ganz besonderes Spiel werden würde", erzählt der Eifeler. "Vor dem Spiel waren wir ziemlich angespannt, allein schon wegen der vielen Zuschauer." Rund 500 Besucher kommen am Samstag nach Dortmund-Brackel, zum Trainingsgelände des BVB, um die Nachwuchsstars spielen zu sehen. Während sich auf einem blickdicht-abgeschirmten Platz nebenan die Dortmunder Profis auf das Heimspiel gegen Darmstadt 98 vorbereiten, stehen sich ein paar Meter daneben die U-17-Teams der Ruhrpott-Erzrivalen gegenüber. 50 Ordner hat der Verein dafür aufgefahren - man weiß ja nie.
Der Tabellenvierte aus Gelsenkirchen geht in der 24. Minute in Führung, kurz vor der Pause fällt der Ausgleich (43.) - den viel umjubelten Siegtreffer erzielt Fischs Teamkollege Florian Krüger in der 57. Spielminute. "Es ging schon aggressiv zu auf dem Feld", erzählt der 16-Jährige, "unfair wurde es aber nicht - es gab keine Rote Karte, nur ein paar Gelbe".

Verbal, so erinnert sich der Mann mit der Rückennummer Zwei, sei es allerdings schon ordentlich zur Sache gegangen. "Es sind ein paar Worte gefallen, die jetzt nicht ganz so nett waren - speziell als wir in Führung gegangen sind, lagen die Nerven bei den Dortmundern blank." Er, so versichert Fisch, lasse sich allerdings nicht provozieren, "ich höre weg und bleibe cool". Ziemlich cool bleibt Fisch auch nach dem Derbysieg. Zur Feier des Tages gibt’s keinen Sekt, kein Festessen, keine Party - "Ich bin mit meinem Vater nach Körperich gefahren und hab’ mich mit meinen alten Teamkollegen getroffen." Selbst die Kirmes in seinem Heimatort hat er dafür sausen lassen.

Heimweh habe er nicht, betont Fisch. Es komme auch schon mal vor, dass er wochenlang nicht in die Heimat fahre. "Ich fühle mich sehr wohl auf Schalke, meine Mannschaftskollegen haben mich super aufgenommen." Seinen Wechsel habe er zu keiner Sekunde bereut. Die größte Umstellung sei das Tempo in der U-17-Bundesliga gewesen. "Das ist schon etwas anderes als in der Regionalliga", sagt der Nachwuchskicker. "Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt."

Fisch hat alle fünf Saisonspiele seiner Schalker von Beginn an mitgemacht - wurde nicht einmal ausgewechselt. Auch ein internationales Testspiel bei Apoel Nikosia auf Zypern absolvierte der Defensivspezialist von Anfang bis Ende. Vater Wolfgang Fisch ist mächtig stolz. Bisher hat er jedes Spiel seines Sohns in der Bundesliga vor Ort verfolgt - jedes Mal rund 500 Kilometer hin und zurück. "Seit seinem Wechsel nach Schalke ist Fabian deutlich selbstständiger geworden - auch fußballerisch hat er sich verbessert." Aber, so betont Fisch, "das ist alles nur eine Momentaufnahme, es kann sich auch alles wieder schnell ändern - wenn er mal ein paar nicht so starke Spiele macht, kann er auch schnell auf der Bank sitzen. Man muss das alles ganz entspannt sehen."

Am Wochenende steht für Fisch schon das nächste Revierderby an: Dann geht’s gegen Rot-Weiss Essen. "Das wird wieder ein schweres Spiel", ist er sich sicher.

Eine Zusammenfassung des Revierderbys mit Fabian Fisch gibt es hier.

Aufrufe: 029.9.2015, 22:15 Uhr
volksfreund.de/Marek FritzenAutor