2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die TSG Gau-Bickelheim spielt in der A-Klasse. Ihr Abteilungsleiter Andreas Brunk lobt das Niveau der Liga.	Foto: photoagenten/Carsten Selak
Die TSG Gau-Bickelheim spielt in der A-Klasse. Ihr Abteilungsleiter Andreas Brunk lobt das Niveau der Liga. Foto: photoagenten/Carsten Selak

»Fußballverrückte sterben aus«

STANDORTBESTIMMUNG Nicht überall floriert der Spaß am runden Leder +++ Ursachenforschung

Alzey. Es ist eine absolute Ausnahme: Viele junge Fußballer spielen im Heimatverein, die Zuschauer kommen zahlreich – und auch der sportliche Erfolg stimmt. In dieser Art läuft es aktuell beim VfL Gundersheim, der nach dem Aufstieg in die A-Klasse gar auf dem Sprung in die Bezirksliga ist. Es sind glückliche Umstände, sprich eine eingeschworene Truppe, die gemeinsam die Jugend durchlaufen hat und jetzt hier für den Erfolg steht. Aber: „Das ist nicht überall so.“ Das sagt etwa Gustav Sipp nur ein paar Gemeinden weiter.

Der Abteilungsleiter des B-Ligisten SG Flomborn/Ober-Flörsheim hält es mit Jarek Wlodarz, dem Armsheimer Vorsitzenden, der zuletzt über eine sinkende Attraktivität im Breitenfußball sprach: „Du kriegst kaum noch ein Team zusammen, musst Spielgemeinschaften schließen.“ Ein Trend, den er seit 15 Jahren beobachte. Bei der Ursachenforschung stößt Sipp auch auf gesellschaftliche Entwicklungen, auf ein allgemein zurückgehendes Interesse am aktiven Fußball – und sei es nur wegen der fehlenden Zeit: „Es ist sehr schwierig geworden. Wie willst du denn trainieren, wenn nur fünf, sechs Leute ins Training kommen?“

Er registriert, dass es längst nicht mehr so viel Nachwuchs wie früher gibt. Das Niveau im unteren Amateurfußball, so vermutet er, wird daher sinken. Noch viel stärker als diese Befürchtung treibt ihn die Sorge um, dass das ehrenamtliche Engagement zurückgeht: „Ich weiß nicht, ob die jungen Leute, die Posten der Älteren übernehmen.“ Trotz dieser kritischen Haltung denkt er nicht ans Aufgeben: „Du musst sehen, dass es irgendwo weitergeht, musst versuchen, im Ort weiter Fußball anzubieten“, sagt er offensiv.

Hans-Werner Schmahl pflichtet ihm bei. Der Trainer des C-Ligisten TV Albig sieht das einschlafende ehrenamtliche Engagement ebenfalls als Gefahr für den Amateurfußball. Außerdem meint er, das sportliche Niveau sinke. Zwar zeige das Beispiel Gundersheim, dass durchaus Talente vorhanden seien. Aber es gebe einen grundsätzlichen Einstellungswandel: „Die Generation der Fußballverrückten stirbt aus“, sagt er ganz plakativ.

Auch Schmahl macht sich immer wieder mal Gedanken, was Gründe für die Problematik sein könnten. Seines Erachtens sei in den zurückliegenden Jahren die Jugendarbeit in manchen Vereinen vernachlässigt worden. Das seien „Versäumnisse“, die „in der Aktivität nicht mehr aufzuholen“ wären. Aber auch das Sportangebot in den Dörfern sei größer geworden. Der Fußball habe nicht mehr den hohen Stellenwert wie früher. Schmahl: „Manch guter Spieler entscheidet sich lieber für eine andere Sportart. Heute kannst du beispielsweise Tischtennis, Basketball oder Handball spielen.“ Die Konkurrenz trage durchaus zu einem Erosionsprozess im Fußball-Lager bei. Den Alzeyer Fußballkreis sieht er insgesamt aber weiter als den Wormser Fußballkreis: „Das ist der stärkere Kreis. Da ist das Niveau wesentlich höher.“

Wertneutral schaut Andreas Brunk, Abteilungsleiter von A-Ligist TSG Gau-Bickelheim, nach vorne. Er nimmt zwar auch an, dass das Niveau an der Basis nachlassen wird. Das liege seines Erachtens aber auch stark an der Regulierung durch den Verband, was die Basisarbeit erschwere. Auf die A-Klasse aber habe das seither noch keinen Einfluss: „Ich finde, der Fußball dort hat Niveau. Es macht Spaß, die Spiele zu gucken. Da ist Tempo und Taktik drin.“



Aufrufe: 04.5.2017, 11:00 Uhr
Nico BrunettiAutor