2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ins Straucheln geraten: In der Rückrunde bekommen Damjano Demasi und der TuS Merzhausen kein Bein mehr auf den Boden.	Archivfoto: jf
Ins Straucheln geraten: In der Rückrunde bekommen Damjano Demasi und der TuS Merzhausen kein Bein mehr auf den Boden. Archivfoto: jf

Der Absturz der »launischen Diva«

GL FFM WEST: +++ TUS MERZHAUSEN +++ Mannschaft verspielt mit schwacher Rückrunde Saisonziele +++ Verantwortliche kritisieren fehlende Einstellung +++ Kein Konkurrenzkampf +++

MERZHAUSEN . Beim TuS Merzhausen ist nach Abschluss der Fußball-Saison 2016/2017 der Gruppenliga Frankfurt West Ernüchterung eingekehrt und Ursachenforschung gefragt. Mit einem neuen Trainer und einem anderen Kader wird es einen Neuanfang geben. Die Mannschaft, die vor mehr als einem Jahr noch beinahe aufgestiegen wäre und das „Aufstiegsendspiel“ gegen Nachbarn Usingen nur knapp verloren hatte, stand zur Winterpause als Dritter nur einen Punkt hinter der Spitze. 2017 wurde der TuS als zweitschlechteste Rückrundenmannschaft mit nur drei Siegen noch auf den neunten Platz durchgereicht. Nach nur einem Jahr ist Trainer Daniel Dylong zu seinem Heimatverein SG Kirberg/Ohren zurückgekehrt. Mit Enis Dzihic hat ein im Kreis alter Bekannter das Amt des Übungsleiters übernommen, der zuletzt bei Vatanspor Bad Homburg und auch schon bei der SG Ober-Erlenbach an der Seitenlinie stand.

Fußballabteilungsleiter Ralf Sartoris sieht rückblickend in dem Abwärtstrend eine schleichende Entwicklung, die sich bereits mit dem Abgang von Spielmacher Antonio Castellino vergangenen Sommer angebahnt habe: „Mit Toni haben wir nicht nur entscheidende fußballerische Qualität verloren, sondern auch ein wichtiges Bindeglied auf und außerhalb des Platzes.“ Die erfolgreiche Vorrunde, in der die Ergebnisse, aber nicht immer die Leistung gestimmt hätten, habe bei einigen Spielern die Einstellung befördert, weniger Aufwand zu betreiben: „Da haben die restlichen Prozente gefehlt. In der denkbar schlechten Rückrunde gab es viel Krampf. Die Verantwortung dafür tragen die Mannschaft und die Vereinsverantwortlichen.“ Sartoris bekennt, dass es im Team Spieler gebe, die in Sachen Trainingsbeteiligung und Eifer Defizite haben. Das sei für Trainer Dylong ungewohnt gewesen. Vom neuen Coach Dzihic erhofft man sich eine Umkehr. Vor allem die sehr kommunikative Art des neuen Übungsleiters soll deutlich mehr Engagement hervorbringen und die Mannschaft wieder auf die Erfolgsspur bewegen: „Für uns steht erst einmal nicht der Tabellenplatz im Vordergrund, sondern das, was auf dem Sportplatz passiert.“ Im Rückblick erinnert sich der Fußballchef an viele Begegnungen, die in der Hinrunde noch kurz vor Schluss erfolgreich gedreht worden waren, was in der Rückrunde aufgrund der fehlenden Einstellung nicht mehr gelang: „Die Liga war ausgeglichen, denn Rot-Weiss Frankfurt ist trotz zehn Niederlagen Zweiter und Ober-Erlenbach trotz 28 Punkten Letzter geworden.“ Die Probleme beim Unterbau der Mannschaft, die im Abstieg der „Zweiten“ in die B-Liga gipfelten, sieht Sartoris selbstkritisch auch mit eigenen Fehlern begründet: „Wir hatten 19 Spieler für die Gruppenliga, aber zur Winterpause hätten wir nach dem Abgang von Torwart Giuliano La Terra und dem Australien-Aufenthalt von Patrick Berschick personell nachlegen müssen.“

Mehr Konkurrenzkampf und eine höhere Trainingsintensität sieht der Abteilungsleiter als Schlüssel für die Kehrtwende nach oben, denn die spielerische Substanz sei ohne Zweifel vorhanden: „Gegen die Spitzenmannschaften haben wir erfolgreich gezeigt, was möglich ist, aber gegen die Absteiger wurde klar, dass nur Hacke, Spitze nicht geht, sondern die Zweikämpfe angenommen und gewonnen werden müssen.“ Allerdings sei dieser Charakter einer „launischen Diva“ nur Schritt für Schritt aus der Mannschaft herauszubekommen. Im Team stecke viel mehr Potenzial, vorausgesetzt, sie ist topfit. Ein Trainerwechsel dürfe kein Alibi für die Spieler sein.

Seine eigene Rolle sieht der Fußballchef als nicht so wichtig an. Er habe in erster Linie die Verantwortung für das Funktionieren des Teams: „Wir wollen uns über das gemeinsam Erreichte freuen, Spaß vermitteln und dem Verein etwas schenken.“ In der neuen Saison möchte der TuS Merzhausen wieder eine bessere Rolle in der Gruppenliga spielen.

Der ausgeschiedene Trainer Dylong sieht rückblickend im fehlenden Konkurrenzkampf und den ständigen Personalwechseln den Hauptgrund für den Abwärtstrend 2017: „Die Spieler haben es sich dabei zu leichtgemacht und es ausgenutzt, dass Konkurrenz fehlte.“ Den Substanzverlust machte Dylong auch an Stürmer Patrick Berschick fest, der der beste Angreifer der Vorrunde gewesen sei. „Wir haben nach vorne praktisch keine Spielsituationen mehr trainieren können“, erläutert er weitere Gründe für die Torflaute und den schlechtesten Sturm der Rückrunde. Auch die fehlende Kaderbreite nach der Winterpause moniert der Ex-Coach. „Da hat der Spannungsbogen gefehlt. Für seine Ziele muss man trainieren.“

Dennoch versichert Dylong, von seinem zwölfmonatigen Gastspiel in Merzhausen etwas Positives mitzunehmen: „Die Herausforderung, sehr unterschiedliche Charaktere in einer Mannschaft in den Griff zu bekommen, ist in der Vorrunde gelungen. Ansonsten sehe ich mich in meinen frühen Warnungen bestätigt.“ Beim TuS müsse die Mannschaft Konkurrenzkampf erleben, um wieder erfolgreich zu werden: „Sie brauchen den Druck, etwas tun zu müssen, damit sie unter den ersten Elf stehen.“ Dylong selbst wird seinen persönlichen Neuanfang mit der Rückkehr zu seinem Wurzeln bei seinem Heimatverein SG Kirberg/Ohren starten, von wo er vor zwölf Monaten nach Merzhausen gekommen war.



Aufrufe: 017.6.2017, 08:10 Uhr
Andreas Romahn (Usinger Anzeiger)Autor