2024-05-10T08:19:16.237Z

Relegation
Ein Torschuss des Torschützen: Sascha Morawietz prüft Worzel­dorfs Torwart Michael Popp. F: Zink
Ein Torschuss des Torschützen: Sascha Morawietz prüft Worzel­dorfs Torwart Michael Popp. F: Zink

TSV Südwest: Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung

Nach dem 1:0 gegen Worzeldorf braucht der ehemalige Nürnberger Top-Verein nur einen Sieg zum Kreisliga-Aufstieg

Der TSV Südwest Nürnberg ist nach dem 1:0 (1:0) gegen den SC Worzeldorf nur noch einen Sieg vom Aufstieg in die Kreis­liga entfernt. Trainer Kircheis hatte es geahnt.

Für Steffen Kircheis hätte die Auslosung der Relegation am Montag nicht besser laufen können. „Diesmal sind sie fäl­lig“, sagte er sich, „dreimal ver­lieren wir in einer Saison nicht gegen die.“ Die, das sind die Fußballer des SC Worzeldorf. Die sich dem Liga-Konkurren­ten in Runde 1 tatsächlich, wie prophezeit, in Raitersaich geschlagen geben mussten.

Auch in der Kreisklasse schreibt der Fußball schöne, mitunter sogar kuriose Geschichten. Eigentlich hät­ten die Spieler und Offiziellen des TSV Südwest ihren gestri­gen Gegnern erst mal um den Hals fallen müssen vor lauter Dankbarkeit. Nur weil der SC Worzeldorf am Sonntagnach­mittag ein 1:1 gegen den bishe­rigen Tabellendritten Rangier­bahnhof geholt hatte, schlüpf­te in letzter Sekunde noch Süd­west (4:1 gegen ATV 1873 II) direkt in die K.-o.-Runde. Gegen, zunächst: den SC Wor­zeldorf.

Der letzte Spieltag hatte es also noch mal in sich. Der SC hätte sogar noch Meister wer­den können, mit dem letzten Unentschieden der Saison ver­spielte Worzeldorf auch die Chance auf ein Entscheidungs­spiel um Platz eins. Seit ges­tern Abend ist auch der Um­weg verbaut. Worzeldorf bleibt Kreisklassist, weil Sascha Morawietz kurz vor Pause den Ball im Strafraum erst stoppen und danach in Ruhe über die Linie schieben durfte. Im zweiten Durchgang traf Morawietz mit einem Vol­leyschuss noch beide Pfosten, auch Safak Setin verpasste die vorzeitige Entscheidung.

Benefizspiel für Kremer

Auch in der jüngeren Vergan­genheit fehlte oft nicht viel. Vor einem Jahr war es genau andersherum: Rangierbahnhof Dritter, Südwest Vierter, Wor­zeldorf folgte mit beträchtli­chem Abstand auf Rang acht. Auch 2013/2014 war Südwest auf dem vierten Platz gelan­det, Worzeldorf musste gar in die Relegation um den Klassen­verbleib. Seitdem geht es mit dem langjährigen Kreisligis­ten (von 2006 bis 2013) aber wieder deutlich aufwärts.

Südwest zählte noch zu Beginn des Jahrtausends gar zu Nürnbergs Top-Vereinen; 2007 wäre der TSV beinahe in die Landesliga aufgestiegen, danach aber folgte wegen finanzieller Schwierigkeiten der freie Fall. Vier Abstiege in vier Jahren, erst in der Kreis­klasse fing sich Südwest wie­der einigermaßen — obwohl es noch tiefer ging. Auf eine A-Klassen-Meisterschaft wie 2012 kann der TSV künftig gut verzichten. Die Kreisliga wäre aber wohl das Höchste der Gefühle für die Mannschaft von Trainer Kircheis.

In Worzeldorf hatten sie in den vergangenen Monaten ganz andere Sorgen; im Okto­ber verletzte sich ihr langjähri­ger Spieler Erwin Kremer bei einem Sprung in den Gardasee so schwer, dass er jetzt im Roll­stuhl sitzt. Mit der schreckli­chen Nachricht mussten sie erst mal fertig werden beim SC. Den Aufstieg hätten sie Kremer gewidmet, er ist einer von ihnen. Der Bayerische Fuß­ball- Verband lässt ihm aus einem sozialen Hilfsfonds 500 Euro zukommen, auch der Ver­ein hilft.

Am nächsten Freitag organi­sieren die „Alten Herren“ ein Benefizspiel gegen die Alt­stars des 1. FC Nürnberg, Anstoß ist um 18.30 Uhr. Dass die Worzeldorfer Erste zwei Tage zuvor hätte aufsteigen können, wird schon da nieman­den mehr interessieren.

Trost für den Kapitän

Der TSV Südwest muss nach dem 1:0 noch ein Spiel gewinnen, am Mitt­woch gegen den TSV Emskir­chen (gestern 1:0 gegen Box­dorf). Acht Gegentore hatten sie in der vergangenen Runde gegen Worzeldorf kassiert und zwei deutliche Niederlagen, die vorerst letzte am 5. Juni. Obwohl sie, wie Kircheis fin­det, jeweils nicht die schlechte­re Mannschaft waren.

„Heute haben wir unser fuß­ballerisches Können mit Kampf verbunden“, sagte Kircheis, der hinterher erst mal Worzeldorfs Kapitän Tho­mas Walz tröstete. Beim SC wissen sie allerdings, dass es Wichtigeres gibt als so ein Relegationsspiel.

Aufrufe: 016.6.2016, 09:54 Uhr
Wolfgang Laaß (NN)Autor