Für Steffen Kircheis hätte die Auslosung der Relegation am Montag nicht besser laufen können. „Diesmal sind sie fällig“, sagte er sich, „dreimal verlieren wir in einer Saison nicht gegen die.“ Die, das sind die Fußballer des SC Worzeldorf. Die sich dem Liga-Konkurrenten in Runde 1 tatsächlich, wie prophezeit, in Raitersaich geschlagen geben mussten.
Auch in der Kreisklasse schreibt der Fußball schöne, mitunter sogar kuriose Geschichten. Eigentlich hätten die Spieler und Offiziellen des TSV Südwest ihren gestrigen Gegnern erst mal um den Hals fallen müssen vor lauter Dankbarkeit. Nur weil der SC Worzeldorf am Sonntagnachmittag ein 1:1 gegen den bisherigen Tabellendritten Rangierbahnhof geholt hatte, schlüpfte in letzter Sekunde noch Südwest (4:1 gegen ATV 1873 II) direkt in die K.-o.-Runde. Gegen, zunächst: den SC Worzeldorf.
Der letzte Spieltag hatte es also noch mal in sich. Der SC hätte sogar noch Meister werden können, mit dem letzten Unentschieden der Saison verspielte Worzeldorf auch die Chance auf ein Entscheidungsspiel um Platz eins. Seit gestern Abend ist auch der Umweg verbaut. Worzeldorf bleibt Kreisklassist, weil Sascha Morawietz kurz vor Pause den Ball im Strafraum erst stoppen und danach in Ruhe über die Linie schieben durfte. Im zweiten Durchgang traf Morawietz mit einem Volleyschuss noch beide Pfosten, auch Safak Setin verpasste die vorzeitige Entscheidung.
Auch in der jüngeren Vergangenheit fehlte oft nicht viel. Vor einem Jahr war es genau andersherum: Rangierbahnhof Dritter, Südwest Vierter, Worzeldorf folgte mit beträchtlichem Abstand auf Rang acht. Auch 2013/2014 war Südwest auf dem vierten Platz gelandet, Worzeldorf musste gar in die Relegation um den Klassenverbleib. Seitdem geht es mit dem langjährigen Kreisligisten (von 2006 bis 2013) aber wieder deutlich aufwärts.
Südwest zählte noch zu Beginn des Jahrtausends gar zu Nürnbergs Top-Vereinen; 2007 wäre der TSV beinahe in die Landesliga aufgestiegen, danach aber folgte wegen finanzieller Schwierigkeiten der freie Fall. Vier Abstiege in vier Jahren, erst in der Kreisklasse fing sich Südwest wieder einigermaßen — obwohl es noch tiefer ging. Auf eine A-Klassen-Meisterschaft wie 2012 kann der TSV künftig gut verzichten. Die Kreisliga wäre aber wohl das Höchste der Gefühle für die Mannschaft von Trainer Kircheis.
In Worzeldorf hatten sie in den vergangenen Monaten ganz andere Sorgen; im Oktober verletzte sich ihr langjähriger Spieler Erwin Kremer bei einem Sprung in den Gardasee so schwer, dass er jetzt im Rollstuhl sitzt. Mit der schrecklichen Nachricht mussten sie erst mal fertig werden beim SC. Den Aufstieg hätten sie Kremer gewidmet, er ist einer von ihnen. Der Bayerische Fußball- Verband lässt ihm aus einem sozialen Hilfsfonds 500 Euro zukommen, auch der Verein hilft.
Am nächsten Freitag organisieren die „Alten Herren“ ein Benefizspiel gegen die Altstars des 1. FC Nürnberg, Anstoß ist um 18.30 Uhr. Dass die Worzeldorfer Erste zwei Tage zuvor hätte aufsteigen können, wird schon da niemanden mehr interessieren.
Der TSV Südwest muss nach dem 1:0 noch ein Spiel gewinnen, am Mittwoch gegen den TSV Emskirchen (gestern 1:0 gegen Boxdorf). Acht Gegentore hatten sie in der vergangenen Runde gegen Worzeldorf kassiert und zwei deutliche Niederlagen, die vorerst letzte am 5. Juni. Obwohl sie, wie Kircheis findet, jeweils nicht die schlechtere Mannschaft waren.
„Heute haben wir unser fußballerisches Können mit Kampf verbunden“, sagte Kircheis, der hinterher erst mal Worzeldorfs Kapitän Thomas Walz tröstete. Beim SC wissen sie allerdings, dass es Wichtigeres gibt als so ein Relegationsspiel.