2024-05-08T14:46:11.570Z

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Das Bruchwegstadion ist der Inbegriff des sportlichen Aufstiegs von Mainz 05, dem TSV Schott wird es jedoch nicht dienen können.  Archivfoto: hbz/Zimmermann
Das Bruchwegstadion ist der Inbegriff des sportlichen Aufstiegs von Mainz 05, dem TSV Schott wird es jedoch nicht dienen können. Archivfoto: hbz/Zimmermann

Bruchweg für Schott zu teuer

Im Falle des Aufstiegs in die Regionalliga muss eine andere Lösung her +++ "Frechheit gegenüber den Amateurvereinen"

Mainz. Das hatten sie sich beim TSV Schott Mainz ganz anders vorgestellt. Die Stadt hatte sich bereit erklärt, den Multifunktionsplatz auf der Mombacher Bezirkssportanlage für den Regionalliga-Spielbetrieb zu ertüchtigen – falls der TSV aufsteigt und eine Reihe erfüllbarer Eigenleistungen einbringt. Somit galt es für den Tabellenersten der Fußball-Oberliga „nur“ noch, eine Stätte für die Risikospiele zu finden. Diese sollte das Bruchwegstadion des FSV Mainz 05 sein. Doch damit, wie teuer das werden könnte, haben sie beim TSV nicht gerechnet. Nun ist sogar die bis 18. April, 15.30 Uhr fällige Regionalliga-Bewerbung akut bedroht.

7500 Euro Grundmiete pro Heimspiel hat der Bundesligist aufgerufen, hinzu kommen Personalkosten für Kassen- und Ordnungsdienst, Catering sowie Infrastrukturelles – und eine „Rasenaustauschbeteiligung“ von 20000 Euro pro Spiel. Bei, wie zu befürchten ist, bis zu einem halben Dutzend Risikospielen könnten die Stadionkosten den Jahresetat der Schott-Kicker übersteigen. Auf der Mitgliederversammlung des TSV sorgten die Forderungen daher für Unverständnis. „Als gemeinnütziger Verein stellen wir unsere Sportanlagen auch hilfsweise benachbarten Sportvereinen unentgeltlich zur Verfügung und erachten dies als Selbstverständlichkeit“, betont Manager Till Pleuger auch mit Blick auf Mainz 05, der schon auf Schott-Rasenplatz und -Kegelbahnen zu Gast gewesen sei.

Angesichts der „für uns nicht darstellbaren“ Kosten stehe das Bruchwegstadion „bei unseren Überlegungen nicht mehr im Fokus“. Pleuger spricht von „fehlender Kooperationsbereitschaft gegenüber den Mainzer Amateurvereinen“ und verweist darauf, dass die 05er „sehr massiv durch öffentliche Mittel von Stadt und Land gefördert wurden“. Allein rund zehn Millionen Euro waren es für den Ausbau des Bruchwegstadions nach Angaben des Innenministeriums.

Auch beim SV Gonsenheim, der sich gemeinsam mit dem TSV für die Ertüchtigung der Bezirkssportanlage einsetzt, ist man verärgert – könnten doch die Mietforderungen der 05er indirekt die Bauarbeiten in Mombach verhindern. „Totales Unverständnis“ äußert der SVG-Vorsitzende Joachim Mayer, der von einer „Frechheit gegenüber den Amateurvereinen“ spricht. 2008/09 habe man im Verbandspokal-Halbfinale mit Wormatia Worms das Heimrecht tauschen müssen (und letztlich dort 0:3 verloren), weil die 05er für das Bruchwegstadion 10000 Euro plus Nebenkosten aufgerufen hätten. „Die sitzen auf einem hohen Ross“, schimpft Mayer, „da müsste die Stadt Mainz auf den Plan treten.“

Das hat Günter Beck auch vor. Er wolle „noch einmal mit Mainz 05 reden“, kündigt der Sportdezernent an. Das vorliegende Angebot könne man seitens der Stadt nicht gut heißen. Im Falle eines Falles die Mombacher Bezirkssportanlage so hochzurüsten, dass sie auch für Risikospiele geeignet wäre, müsse „intern geprüft werden“. Die kalkulierten Kosten von etwas über 100000 Euro würden deutlich steigen. Sportausschuss und Stadtrat tagen erst wieder Mitte Mai, die Tagesordnungen sind noch nicht öffentlich bekannt. Die einzige Ausweich-Alternative, die beim TSV ernsthaft geprüft wird, ist die Brita-Arena in Wiesbaden. Doch die soll im Laufe der kommenden Spielzeit ausgebaut werden, weswegen der SV Wehen Wiesbaden ebenfalls ans Bruchwegstadion ausweichen möchte. Die Anfrage haben die 05er bereits bewilligt. Allerdings gilt dies nur für den "Notfall" - generell will der SVWW die Drittliga-Spiele auch während des Umbaus im eigenen Stadion durchführen.

Der Bundesligist hat nicht nur Angst um den ohnehin pflegeintensiven Rasen. „Wir sind sehr verwundert angesichts dieser in die Öffentlichkeit getragenen, laufenden Verhandlungen“, sagt Sportdirektor Rouven Schröder, „über die „Zusammenstellung eines Mietvertrages für die Nutzung des Bruchwegstadions gemäß den anfallenden Kosten seitens Mainz 05 stehen wir allen Beteiligten weiterhin für interne Gespräche zur Verfügung.“ Der Verein verweist auf Betriebskosten für Strom, Wasser, Abfall, Reinigung, Beschallung, Anzeigentechnik, Organisation, Koordination von Spielansetzungen und die Rasenpflege. Da der TSV das Bruchwegstadion als Hauptspielstätte melden müsste, sei es, falls die Hochrüstung der Bezirkssportanlage nicht erfolgt, theoretisch denkbar, dass alle Regionalliga-Heimspiele am Bruchweg ausgerichtet werden müssten. Das ist, heißt es beim TSV, keinesfalls geplant. Einen Beschluss seitens der Stadt gibt es noch nicht, wohl aber eine recht klar formulierte Absichtsbekundung seitens der Sportverwaltung.

Aufrufe: 06.4.2017, 14:00 Uhr
Torben SchröderAutor