2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Udo Rampelt am Ziel: Nach dem Aufstieg beschwört der Trainer nochmals den Mannschaftskreis. SZ-Foto: aw
Udo Rampelt am Ziel: Nach dem Aufstieg beschwört der Trainer nochmals den Mannschaftskreis. SZ-Foto: aw
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

"Die TSG soll sich in der Landesliga festbeißen"

Trainer Udo Rampelt spricht zum Abschied über seine ereignisreiche Zeit bei den Ehinger Fußballern

Verlinkte Inhalte

Ehingen / sz - Mit dem Aufstieg in die Fußball-Landesliga ist für Trainer Udo Rampelt die Zeit bei der TSG Ehingen wie erhofft zu Ende gegangen. Eineinhalb Jahre war der 57-Jährige frühere TSG-Jugendtrainer für die erste Mannschaft verantwortlich – nach dem Einstieg im Herbst 2015 verpasste Ehingen nach einer Aufholjagd in der Rückrunde knapp den Verbleib in der Landesliga, nach einer guten Vorrunde in der Bezirksliga schien die sofortige Rückkehr in die Landesliga im Frühjahr fast verspielt, ehe sich die TSG berappelte und mit starken Leistungen in den Entscheidungsspielen und der Relegation doch noch den Aufstieg schaffte. SZ-Redakteur Andreas Wagner unterhielt sich mit Rampelt über die zurückliegende Saison und seine Zukunft als Trainer.

Haben Sie die aufreibenden vergangenen Wochen schon abgehakt?

Ja, alles ist positiv verarbeitet. Wir haben das Ziel, das wir uns gesteckt hatten, erreicht. Außerdem haben wir, so wie wir uns präsentiert haben, das Image der TSG aufpoliert. Das ist auch viel wert. Vor allem haben wir uns als Einheit präsentiert, der Aufstieg war der krönende Abschluss.

Die verpasste Meisterschaft mit Direktaufstieg schmerzt nicht mehr?

Vom Erlebnis her war die Relegation fast schöner als der Titelgewinn. 6000 bis 6500 Zuschauer haben unsere drei Spiele gesehen. Deshalb sind wir auf ganzer Linie zufrieden – wir haben sportlich unser Ziel erreicht und auch finanziell ein bisschen was mitgenommen.

Ende 2016 deutete noch mehr auf Direktaufstieg als auf Relegation hin. Nach holprigem Start war die TSG immer besser in Tritt gekommen und ging auf Rang eins in die Winterpause...

Wir hatten uns in der Vorrunde stetig gesteigert und vier Punkte Vorsprung. Dazu kam in der Winterpause eine gute Vorbereitung. Umso unerklärlicher ist, was dann passierte. Das 2:4 in Laiz im ersten Spiel nach der Winterpause war ein Dämpfer und auch danach taten wir uns schwer, aber das Ziel Landesliga verloren wir nie aus den Augen. Klar wäre die Meisterschaft cool gewesen, aber alles zusammengenommen ist es gut so, wie es gelaufen ist.

Wie erklären Sie sich den Bruch zur Mitte der Saison?

Es waren viele Faktoren. Der Rückrundenstart war nicht optimal, danach waren wir wieder dran, verpassten gegen Altheim aber den Sieg. Nach dem 0:1 gegen Mengen am vorletzten Spieltag waren wir für Viele weg. Aber wir haben es in die Relegation geschafft und dann wieder die Klasse gezeigt wie im letzten Drittel der Vorrunde. Patrick Mrochen war wieder fit, der eine Schlüsselfunktion einimmt, Narciso Filho spielte auf Top-Niveau, Jan Deiss, dem wegen seines Aufenthalts in Wales Spielpraxis fehlte, war wieder voll da. Und Valentin Gobold hat auch wieder getroffen. Alle haben sich reingehauen.

Hatten Sie nie Zweifel und immer den Glauben, das Ziel zu erreichen?

Ja klar. Immer. Die Relegation war für mich der zweite Weg noch oben.

Vor der Saison ließ die TSG keinen Zweifel daran, dass nur der Aufstieg zählt. Hat man sich damit nicht zu sehr selbst unter Druck gesetzt?

Klar war Druck da, aber wir haben dem standgehalten. Mit Platz eins und vier Punkten Vorsprung vor der Winterpause lagen wir voll im Plan. Der Druck wurde größer, als die Mannschaft keine Einheit mehr war. Jeder war mit seiner Leistung und der Leistung der Mannschaft unzufrieden, haderte auch mit dem Mitspieler. Erst zum Ende der Saison änderte sich das wieder.

Wie haben Sie als Trainer auf die verlorene Einheit der Mannschaft reagiert?

Durch positives Coaching. Jeder muss bei sich selbst anfangen und darf bei Fehlern nicht die Schuld bei anderen suchen. Teilweise hat man auf Fehler des Mitspielern gewartet, sie negativ kommentiert. Aber dadurch gerät eine Mannschaft in eine Negativspirale. Es wird nur besser durch positives Denken und eine positive Einstellung. Man muss anderen die Fehler nicht vorhalten, denn wenn man draufhaut, wird es nur schlimmer. Das haben wir abgelegt.

Sie gaben in der Winterpause bekannt, am Saisonende bei der TSG aufzuhören. War das nicht ein Fehler, diese Entscheidung so frühzeitig kundzutun?

Nein. Damit herrschte Klarheit für die Spieler und den Verein, der ausreichend Zeit hatte, einen Nachfolger zu suchen. Der Zeitpunkt war richtig, weil ich auch keine Spekulationen aufkommen lassen wollte.

Dachten Sie in der Rückrunde, als es nicht gut lief, nicht auch einmal an Rücktritt?

Nein, nie. Das Saisonziel hatte ich, wie gesagt, nicht aus den Augen verloren. Außerdem bin ich nicht der Typ, der aufgibt. Ich kann nicht von Spielern verlangen, dass sie fighten, wenn ich das nicht selbst vorlebe.

Ihre Zeit als TSG-Trainer war turbulent, erst ein halbes Jahr Abstiegskampf in der Landesliga mit bitterem Ende und dann eine Saison lang Kampf um die Rückkehr in die Landesliga. Was bleibt hängen von den intensiven eineinhalb Jahren in Ehingen?

Es war eine tolle Zeit mit der Mannschaft und Spielern, mit denen mich auch Freundschaften verbinden. Es gab Höhen und Tiefen, aber am Ende haben wir Geschichte geschrieben mit dem Relegationsspiel gegen Uttenweiler in Neufra vor einer Rekordkulisse. So etwas hatte niemand von uns zuvor schon erlebt. Daran denkt man noch in zehn, 15 Jahren gern zurück.

Ein entscheidendes Spiel vor mehr als 3000 Zuschauern, ein 5:2-Sieg und der Aufstieg – was soll für Sie als Trainer da noch kommen?

Ich hatte ein paar gute Angebote. Eines aus dem Ulmer Raum, mit einer jungen Mannschaft mit Potenzial, gutes Umfeld und Top-Sportanlagen, hätte mich gereizt. Aber ich habe abgesagt, weil ich meinen Akku erst wieder aufladen muss. Es wird ein Jahr ohne Fußball.

Wirklich?

Ich werde mir schon Fußballspiele anschauen. Natürlich die TSG Ehingen in der Landesliga und Ehingen-Süd in der Verbandsliga, wo Jan Deiss jetzt spielt. Oder Rottenacker, da habe ich es ja nur 300 Meter von zu Hause bis zum Sportplatz. Aber als Trainer will ich ein Jahr Pause machen, um auch private Sachen zu erledigen, die ich mir vorgenommen habe.

Bei der TSG Ehingen werden Sie in der kommenden Saison sicher hin und wieder unter den Zuschauern sein. Was erhoffen Sie sich von der Mannschaft in der Landesliga?

Die TSG soll sich in der Landesliga festbeißen. Schade ist, dass die B-Jugend den Sprung in die Verbandsstaffel verpasst hat. Es wäre wichtig, dass A- und B-Junioren auf schnellstem Weg hochkommen, daran muss der Verein arbeiten. Das hat man früher auch hingekriegt. Damals ist man mit Spielern aus der eigenen Jugend wie Jonas Brotbeck, Fabian Schick, Michael Oberdorfer, dem jungen Fabian Sameisla, Stefan Nothacker oder Philip Steudle von der Bezirksliga bis in die Verbandsliga aufgestiegen.

Aufrufe: 028.6.2017, 17:16 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor