Als ziemlich ärgerlich bezeichnete Markus Lang die Heimniederlage seines Teams gegen den Titelkandidaten, der durch Essingens Punktverlust auf Rang zwei kletterte. „Vermutlich wollten wir nach dem Ausgleich zu viel“, vermutete der enttäuschte TSG-Trainer nach dem Schlusspfiff. Erste Ernüchterung hatte sich bei den Hausherren bereits vor dem Spiel breitgemacht. Roman Röhm (Virus) und Stephan Fichter (Rückenprobleme) mussten passen, nach dem Warmlaufen winkte auch noch Oliver Koretz ab. Röhms Part als Rechtsverteidiger übernahm Luca Jungbluth, für Koretz sollte Benito Baez-Ayala im offensiven Mittelfeld für Kreatives sorgen. Diese Umstellungen wirkten sich aber keineswegs negativ aus. Die TSG begegnete dem Favoriten auf Augenhöhe, daher kam das 0:1 in der 16. Minute etwas überraschend. Ein Eckball der Gäste segelte in den Fünfmeterraum, wo Marcel Busch viel zu viel Platz hatte. Weil auch Backnangs Torwart Marius Cioncan zu zögerlich agierte, vollendete der Neckarsulmer ohne Mühe.
Mit der Führung im Rücken dominierte die Sport-Union das Geschehen, die Murrtaler tauchten nur noch sporadisch vor der Kiste des Rivalen auf. In der 34. Minute schlug der Aufstiegsaspirant zum zweiten Mal zu, wieder nach einer Ecke. Nun war es Ex-Profi Bogdan Müller, der den erneut unglücklich aussehenden Cioncan mit einer Kopball-Bogenlampe überwand. 0:2 – die TSG wollte noch vor der Pause verkürzen, doch fünf Minuten vor dem Wechsel scheiterte der stark spielende Julian Geldner mit seinem Schuss an Marcel Susser. Mit viel Tatendrang kehrten die Einheimischen aus der Kabine zurück. Sie erinnerten sich wohl an Aufholjagden wie die gegen Laupheim und bezogen daraus ihre Hoffnungen. Noch keine 60 Sekunden waren gespielt, als der eingewechselte Christoph Traub nach einem Querpass von Athanasios Coutroumpas eine Riesenchance aus zehn Metern vergab. Derselbe Kicker traf in der 69. Minute aus kurzer Distanz nur das Außennetz, doch Backnang blieb am Drücker und jubelte nur eine Zeigerumdrehung später. Mit einem sehenswerten Heber aus rund 20 Metern verkürzte TSG-Torjäger Mario Marinic auf 1:2.
Bei Neckarsulm begann das große Zittern. Die Etzwiesenkicker drehten mächtig auf, der Ausgleich war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Mit einem satten 16-Meter- Schuss in der 74. Minute fand Coutroumpas noch in Keeper Susser seinen Meister, wenig später war es so weit. Geldner krönte seine überragende Leistung nach einem Coutroumpas-Eckball mit dem 2:2 (80.). Neckarsulm wirkte geschockt, die Backnanger wollten noch mehr. Das Problem: Sie vernachlässigten in ihrer Euphorie die Defensivarbeit, sogar die von TSG-Coach Lang mit einem Sonderlob bedachten Innenverteidiger Marius Jurzcyk und Keven Schlotterbeck schalteten sich nach vorne mit ein. Hinten fehlte die Absicherung, die Quittung gab es prompt. Bei einem schnellen Neckarsulmer Konter in der 85. Minute verlor Hannes Theilacker auf der linken Abwehrseite Ball und Gegner aus den Augen. David Gotovac enteilte ihm und legte im Strafraum quer auf Müller, der die Kugel nur noch zum 3:2-Siegtreffer der Gäste über die Torlinie zu drücken brauchte. Neckarsulm hat im Titelrennen weiterhin gute Karten, während Backnang aufpassen muss, nun nicht noch stärker in den Abstiegskampf verwickelt zu werden.
TSG Backnang: Cioncan – Jungbluth, Jurzcyk, Schlotterbeck, Grimmer (65. Theilacker) – Baez-Ayala (86. Feik), Biyik, Geldner, Coutroumpas – Zimmermann (46. Traub), Marinic. – Neckarsulmer Sport-Union: Susser – Leonhardt (71. Titzmann), Schaaf (88. Elseg), Seybold – Kappes (83. Kandazoglu), Neupert, Busch – Gotovac, Gerstle (77. Öztürk) – Müller, Hess. – Tore: 0:1 (16.) Busch, 0:2 (34.) Müller, 1:2 (70.) Marinic, 2:2 (80.) Geldner, 2:3 (85.) Müller. – Schiedsrichter: Hieber (Ellwangen). – Zuschauer: 120.
Das FuPa-Video vom Spiel gibt es hier.