SC Eltersdorf - ASV Neumarkt 1:2
Natürlich hatten die beiden Trainer hinterher Recht: Sowohl SCE-Coach Bernd Eigner als auch sein Neumarkter Kollege Dominik Haußner sprachen in der Pressekonferenz nach dem Bayernliga-Spitzenduell der beiden Vereine aus dem Fußballkreis Mittelfranken von einer ausgeglichenen ersten Halbzeit. Die hatte allerdings auch nur einen eher faden, wenig spannenden Sommerkick bei strahlendem Sonnenschein und Hitze geboten. Was wiederum Schiedsrichter Johannes Hartmeier zu einer Trinkpause nach gut 20 Minuten veranlasste.
Die Gastgeber bemühten sich zwar, doch ihr Offensivspiel war zu statisch – Trainer Eigner scheute hinterher das treffende Wort „behäbig“ nicht – kam in der Regel das letzte Abspiel im Angriff nicht an, oder die weiten Pässe über das ASV-Mittelfeld hinweg erreichten ihre Adressaten nicht. Die Oberpfälzer hingegen standen hinten dicht gestaffelt, lauerten auf Konter – doch die wenigen Möglichkeiten hierzu ließen sie ungenutzt. Und in noch einem Punkt waren beide Teams gleichauf: Fehlpässe im Spiel nach vorne – woraus aber weder die einen noch die anderen Kapital zu schlagen wussten.
Nach dem Pausenpfiff des überzeugend auftretenden Referees aus Unterfranken blieb Eigner noch auf der Bank sitzen, beriet sich mit seinem „Co“ Roland Graf und Torwarttrainer Andreas Lehneis – und fand offenbar danach in der Kabine die richtigen Worte. Sein Team war jedenfalls zu Beginn der zweiten Hälfte nicht wiederzuerkennen, agierte engagierter und dominanter – und vergeigte die Partie doch in den ersten fünf Minuten nach dem Seitenwechsel, in denen mehr passierte als in der gesamten ersten Hälfte. Oder andersherum: Neumarkts Keeper Kevin Schmidt hielt seine Mannschaft mit drei Glanzparaden in zwei Minuten im Spiel, als er mit grandiosen Reflexen Schüsse aus kurzer Distanz abwehrte (46., 47.).
Eine weitere Torhüterglanztat zwei Minuten später lieferte den ersatzgeschwächten Gästen – Torjäger Christian Schrödl saß zwar auf der Bank, war aber nicht einsatzfähig – dann offenbar ein Hallo- wach-Erlebnis: Als Jonas Grunner einfach mal an der Mittellinie abzog, konnte SCE-Torwart Rainer Hausner im Rückwärtslaufen den Ball gerade noch an die Latte lenken.
Einem Neumarkter Duo war es dann vorbehalten, mit einem Doppelschlag für die Vorentscheidung zu sorgen: Christian Heinloth schlug jeweils einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld in den Eltersdorfer Strafraum, Armin Bindner verlängerte zweimal ungestört per Kopf ins Tor. Und das trotz „einer klaren Zuordnung“, wie SCE-Trainer Eigner beklagte. Doch da hatten seine Spieler wohl nicht zugehört, denn fast wäre dem ASV noch ein dritter Treffer in gleicher Manier gelungen.
Der 1:2-Anschlusstreffer durch den eingewechselten Azizou Zoumbare (75.), der sich im Strafraum clever durchsetzte, kam zu spät. Wie auch der drangvolle, aber zu wenig effiziente Sturmlauf der Hausherren in der Schlussviertelstunde, die sich ewig hinzog: Erst hatte der Referee fünf Minuten Nachspielzeit signalisiert, die er aber angesichts des offensichtlichen Zeitschindens der Neumarkter lautstark verlängerte. Doch Eigners Umstellung auf Dreierkette und weite Bälle nach vorn, die der eingewechselte Tommy Kind immer wieder verlängerte, brachten nicht mehr den gewünschten Erfolg. Wie sich auch das späte Gelb-Rot für Dominik Schütz nicht mehr auswirkte. „Wir stehen wieder auf“, versprach Eigner, der dem Gast aber auch attestierte „drei verdiente Punkte ein bisschen glücklich“ mitgenommen zu haben.
ASV-Coach Dominik Haußner war nach der Partie jedenfalls zufrieden mit seinen Jungs. Im Kurzinterview verlieh er dem Ausdruck.
Herr Haußner, sind Sie selbst überrascht, wie gut Ihre Mannschaft in die neue Spielzeit gestartet ist?
Dominik Haußner: Die Leistung der Jungs, die auf dem Spielberichtsbogen stehen, kann ich gar nicht hoch genug werten. Wir haben unheimliche Verletzungssorgen, hatten heute einen einzigen Auswechselspieler – wir haben die dritte Partie inklusive der englischen Woche mit 13 Feldspielern absolviert. Da war die Leistung heute bei diesem Wetter Wahnsinn – zumal es am Mittwoch gegen Ansbach ein richtiger Abnutzungskampf in einem richtig schnellen Spiel war. Die Jungs haben heute alle Erwartungen übertroffen.
Dazu sehr effizient – Ihr Team stand hinten sicher und hat vorne zwei der drei, oder vier Chancen genutzt...
Haußner: So sind die Spiele gegen die Favoriten. Man versucht natürlich, defensiv das Maximale rauszuholen, Möglichkeiten des Gegners zu unterbinden und aus diesen Situationen schnell nach vorne zu spielen. Das haben wir mit Nadelstichen teilweise richtig gut gemacht. Die eingeübten Standards und ein paar Zuordnungsprobleme bei Eltersdorf haben es uns ermöglicht, in Führung zu gehen, und dann wird es bei diesen Temperaturen für den Gegner natürlich ungemein schwer zurückzukommen. Die nächste Woche tut uns richtig gut, dann werden drei bis vier Spieler wieder fit. Dann haben wir auch andere Möglichkeiten. Schön ist aber, dass die, die jetzt da sind, sich so in den Vordergrund gespielt haben. Jetzt wollen wir gegen Würzburger Kickers II ein richtig gutes Heimspiel hinlegen.
Sie haben den Montag trainingsfrei gegeben – war das eine spontane Entscheidung?
Haußner: Die Jungs haben beim Aufwärmen über schwere Beine geklagt. Daraufhin habe ich gesagt: Wenn Ihr heute gewinnt, ist am Montag frei. Das ist vom Trainingsablauf her vielleicht nicht das Beste, aber ich stehe zu meinen Versprechungen. Wenn die Jungs sich so reinhauen, kann man das mal machen.
Schiedsrichter: Johannes Hartmeier (Dettelbach) - Zuschauer: 300