2024-05-02T16:12:49.858Z

Spiel der Woche
Neumarkt (rot) bezwang auch Eltersdorf. F: Zink
Neumarkt (rot) bezwang auch Eltersdorf. F: Zink

Trotz Personalnot: Neumarkt mischt die Bayernliga weiter auf

Zwei Standards reichten ersatzgeschwächtem Aufsteiger zum 2:1 in Eltersdorf +++ Sieben Punkte aus drei Spielen

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Die Aufsteiger mischen zu Saisonbeginn die Bayernliga Nord auf und marschieren in der Tabelle einmütig vorneweg: Spitzenreiter VfB Eichstätt mit drei Siegen aus bislang drei Partien und der ASV Neumarkt nach dem 2:1 (0:0)-Überraschungserfolg beim SC Eltersdorf mit sieben Punkten aus drei Spielen als Zweiter.

SC Eltersdorf - ASV Neumarkt 1:2

Natürlich hatten die beiden Trainer hinterher Recht: Sowohl SCE-Coach Bernd Eigner als auch sein Neumarkter Kollege Domi­nik Haußner sprachen in der Presse­konferenz nach dem Bayernliga-Spit­zenduell der beiden Vereine aus dem Fußballkreis Mittelfranken von einer ausgeglichenen ersten Halbzeit. Die hatte allerdings auch nur einen eher faden, wenig spannenden Sommer­kick bei strahlendem Sonnenschein und Hitze geboten. Was wiederum Schiedsrichter Johannes Hartmeier zu einer Trinkpause nach gut 20 Minu­ten veranlasste.

Die Gastgeber bemühten sich zwar, doch ihr Offensivspiel war zu statisch – Trainer Eigner scheute hinterher das treffende Wort „behäbig“ nicht – kam in der Regel das letzte Abspiel im Angriff nicht an, oder die weiten Päs­se über das ASV-Mittelfeld hinweg erreichten ihre Adressaten nicht. Die Oberpfälzer hingegen standen hinten dicht gestaffelt, lauerten auf Konter – doch die wenigen Möglichkeiten hier­zu ließen sie ungenutzt. Und in noch einem Punkt waren beide Teams gleichauf: Fehlpässe im Spiel nach vorne – woraus aber weder die einen noch die anderen Kapital zu schlagen wussten.

Nach dem Pausenpfiff des überzeu­gend auftretenden Referees aus Unter­franken blieb Eigner noch auf der Bank sitzen, beriet sich mit seinem „Co“ Roland Graf und Torwarttrainer Andreas Lehneis – und fand offenbar danach in der Kabine die richtigen Worte. Sein Team war jedenfalls zu Beginn der zweiten Hälfte nicht wie­derzuerkennen, agierte engagierter und dominanter – und vergeigte die Partie doch in den ersten fünf Minu­ten nach dem Seitenwechsel, in denen mehr passierte als in der gesamten ers­ten Hälfte. Oder andersherum: Neu­markts Keeper Kevin Schmidt hielt seine Mannschaft mit drei Glanzpara­den in zwei Minuten im Spiel, als er mit grandiosen Reflexen Schüsse aus kurzer Distanz abwehrte (46., 47.).

Eine weitere Tor­hüterglanztat zwei Minuten später lieferte den ersatzgeschwäch­ten Gästen – Torjäger Christian Schrödl saß zwar auf der Bank, war aber nicht einsatzfähig – dann offenbar ein Hal­lo- wach-Erlebnis: Als Jonas Grunner einfach mal an der Mittellinie abzog, konnte SCE-Torwart Rainer Hausner im Rückwärtslaufen den Ball gerade noch an die Latte lenken.

Einem Neumarkter Duo war es dann vorbehalten, mit einem Doppel­schlag für die Vorentscheidung zu sor­gen: Christian Heinloth schlug jeweils einen Freistoß aus dem rechten Halb­feld in den Eltersdorfer Strafraum, Armin Bindner verlän­gerte zweimal unge­stört per Kopf ins Tor. Und das trotz „einer klaren Zuordnung“, wie SCE-Trainer Eig­ner beklagte. Doch da hatten seine Spieler wohl nicht zugehört, denn fast wäre dem ASV noch ein dritter Treffer in gleicher Manier gelungen.

Der 1:2-Anschlusstreffer durch den eingewechselten Azizou Zoumbare (75.), der sich im Strafraum clever durchsetzte, kam zu spät. Wie auch der drangvolle, aber zu wenig effizien­te Sturmlauf der Hausherren in der Schlussviertelstunde, die sich ewig hinzog: Erst hatte der Referee fünf Minuten Nachspielzeit signalisiert, die er aber angesichts des offensichtli­chen Zeitschindens der Neumarkter lautstark verlängerte. Doch Eigners Umstellung auf Dreierkette und weite Bälle nach vorn, die der eingewechsel­te Tommy Kind immer wieder verlän­gerte, brachten nicht mehr den gewünschten Erfolg. Wie sich auch das späte Gelb-Rot für Dominik Schütz nicht mehr auswirkte. „Wir stehen wieder auf“, versprach Eigner, der dem Gast aber auch attestierte „drei verdiente Punkte ein bisschen glücklich“ mitgenommen zu haben.


ASV-Coach Dominik Haußner war nach der Partie jedenfalls zufrieden mit seinen Jungs. Im Kurzinterview verlieh er dem Ausdruck.

Herr Haußner, sind Sie selbst überrascht, wie gut Ihre Mann­schaft in die neue Spielzeit gestar­tet ist?

Dominik Haußner: Die Leistung der Jungs, die auf dem Spiel­berichtsbogen stehen, kann ich gar nicht hoch genug werten. Wir haben unheimliche Verletzungs­sorgen, hatten heute einen einzi­gen Auswechselspieler – wir haben die dritte Partie inklusive der englischen Woche mit 13 Feld­spielern absolviert. Da war die Leistung heute bei diesem Wetter Wahnsinn – zumal es am Mitt­woch gegen Ansbach ein richtiger Abnutzungskampf in einem rich­tig schnellen Spiel war. Die Jungs haben heute alle Erwartungen übertroffen.

Dazu sehr effizient – Ihr Team stand hinten sicher und hat vorne zwei der drei, oder vier Chancen genutzt...

Haußner: So sind die Spiele gegen die Favoriten. Man ver­sucht natürlich, defensiv das Maximale rauszuho­len, Möglichkeiten des Gegners zu unterbinden und aus diesen Situationen schnell nach vorne zu spielen. Das haben wir mit Nadel­stichen teilweise richtig gut gemacht. Die eingeübten Stan­dards und ein paar Zuordnungs­probleme bei Eltersdorf haben es uns ermöglicht, in Führung zu gehen, und dann wird es bei die­sen Temperaturen für den Gegner natürlich ungemein schwer zurückzukommen. Die nächste Woche tut uns richtig gut, dann werden drei bis vier Spieler wie­der fit. Dann haben wir auch andere Möglichkeiten. Schön ist aber, dass die, die jetzt da sind, sich so in den Vordergrund gespielt haben. Jetzt wollen wir gegen Würzburger Kickers II ein richtig gutes Heimspiel hinlegen.

Sie haben den Montag trai­ningsfrei gegeben – war das eine spontane Entscheidung?

Haußner: Die Jungs haben beim Aufwärmen über schwere Beine geklagt. Daraufhin habe ich gesagt: Wenn Ihr heute gewinnt, ist am Montag frei. Das ist vom Trainingsablauf her vielleicht nicht das Beste, aber ich stehe zu meinen Versprechungen. Wenn die Jungs sich so reinhauen, kann man das mal machen.

Schiedsrichter: Johannes Hartmeier (Dettelbach) - Zuschauer: 300
Tore: 0:1 Armin Bindner (61.), 0:2 Armin Bindner (64.), 1:2 Azizou Zoumbare (75.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Dominik Schütz (94./SC Eltersdorf/wiederholtes Foulspiel)

Aufrufe: 025.7.2016, 09:56 Uhr
Philipp Roser (NZ)Autor