2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse

Traumatische Erinnerungen kamen hoch

Warum der SV Holzheim für einen Abbruch plädiert hat +++ Diagnose bei Henkel steht fest

An dieses Spiel werden sich Spieler und Zuschauer noch lange erinnern. Als es im Nachbarschaftsderby der Kreisliga West zwischen dem SC Altenmünster und dem SV Holzheim in der 23. Minute zu einem unglücklichen Zusammenprall auf der Torlinie kam, blieben gleich vier Spieler verletzt am Boden liegen. Altenmünsters Angreifer Julian Henkel wurde sogar mit dem Rettungshubschrauber ins Klinikum geflogen. Die Begegnung war lange unterbrochen, bis der 22-Jährige auf dem Spielfeld versorgt und transportfähig gemacht werden konnte.

„Dieses Spiel hätte im Sinne des Sports und des gesunden Menschenverstandes abgebrochen gehört“, ist Holzheims Trainer Peter Reschnauer nach wie vor überzeugt, dass ein reguläres Fußballspiel nach diesen schrecklichen Szenen nicht mehr möglich gewesen sei. Seine Truppe sei während der 50-minütigen Unterbrechung käsebleich in der Kabine gesessen. Auch Holzheims Torhüter Christoph Scheider, der mit einer Schulterverletzung nicht mehr weiterspielen konnte, und zwei weitere SVH-Spieler sahen die schwere Verletzung von Julian Henkel aus nächster Nähe. Scheider wurde neben Henkel fünf Minuten behandelt. Besonders intensiv kümmerte sich SVH-Physiotherapeutin Daniela Haringer um die Verletzten beider Teams.

Dass er und Tobias Ott vehement einen Abbruch forderten, sei keinesfalls dem Ergebnis (zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste 0:1 zurück) geschuldet. Reschnauer: „Welches Motiv sollten wir für ein Wiederholungsspiel haben? Mit einer Restspielzeit von 67 Minuten ist ja im Fußball noch alles möglich.“ Außerdem habe man sich mit 25 Punkten als Aufsteiger bisher mehr als beachtlich geschlagen.

„Die Mannschaft war geschockt und traumatisiert. Da kamen alte Erinnerungen hoch.“ Holzheims Abteilungsleiter Alexander Bschorer erklärt die Sensibilität seiner Spieler mit Ereignissen aus der Vergangenheit. 2012 war ein Spieler der Reserve vor den Augen der ersten Mannschaft zusammengebrochen und auf dem Spielfeld verstorben. Erst vergangene Woche mussten die SVH-Kicker miterleben, wie sich Torhüter Florian Hofmeister beim Spiel in Glött einen Knöchelbruch und dreifachen Bänderriss zugezogen hatte. Bschorer: „Unser Trainer und unser Führungsspieler haben nur die Sorgfaltspflicht gegenüber der Mannschaft wahrgenommen.“

Dass der verletzte Julian Henkel für ein Weiterspielen plädierte, können Bschorer und Reschnauer zwar nicht verstehen – aber nachvollziehen: „Er hat Infusionen bekommen, stand unter dem Einfluss von Schmerz- und Beruhigungsmitteln. Wir wünschen ihm baldige Genesung.“ Beim Altenmünsterer Angreifer wurde inzwischen folgende Diagnose erstellt: Hinteres und vorderes Kreuzband gerissen, Meniskus und Schienbeinköpfchen eingerissen.

Aufrufe: 013.11.2015, 11:34 Uhr
Augsburger Landbote / oliAutor