2024-05-17T14:19:24.476Z

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Während der Schiedsrichter in die Brusttasche greift, macht sich Blau-Gelb Torwart Oliver Schmidt auf dem Weg zum Geschehen F: Olaf Streubig
Während der Schiedsrichter in die Brusttasche greift, macht sich Blau-Gelb Torwart Oliver Schmidt auf dem Weg zum Geschehen F: Olaf Streubig

Torwart im Mittelpunkt bei Polizeieinsatz

Blau-Gelb Wiesbaden gegen FSV Wiesbaden 07 +++ Zwei Rote Karten für FSV +++ Rudelbildung während des Spiels +++ Schlägerei und Polizeieinsatz nach Abpfiff

Wiesbaden. Das bis zur letzten Sekunde spannende Fußballspiel zwischen Blau-Gelb Wiesbaden und dem FSV Wiesbaden 07 wurde von Eskalationen nach dem Abpfiff überschattet, die in einem Polizeieinsatz endeten.

Doppel-Rot für FSV

Durch den Treffer von Cuma Havan ging der FSV in Führung, in der 60. Minute mussten die Gastgeber aber gleich zwei Platzverweise hinnehmen. Zunächst wegen Notbremse, dann aufgrund einer Rudelbildung. "Die erste Rote Karte war völlig in Ordnung. Das war eine Notbremse, aber es war außerhalb des Sechzehners. Die Spieler von Blau-Gelb legten sich den Ball sogar schon zum Freistoß bereit, aber auf einmal pfiff der Schiri Elfmeter. Natürlich gab es da Reklamationen, dann zeigte er schon wieder Rot und keiner wusste, wieso", meint Fathi Aslanboga, Spieler und Pressesprecher des FSV Wiesbaden. Damit nicht genug. Blau-Gelb-Torwart Oliver Schmidt verließ sein Tor und rannte quer über den Platz in Richtung der gegnerischen Spieler. "Auf einmal kam er angerannt, sogar seine eigenen Spieler wollten ihn zurückhalten, aber nichtmal auf die hat er gehört", so Aslanboga weiter. Rainer Schmoll, Trainer von Blau-Gelb, sah die Situation ähnlich: "Als er da aus einem Tor rannte, hat bei mir der Puls hochgeschnellt. Ich habe über den ganzen Platz geschrien, dass er gefälligst wieder in sein Tor gehen soll. So etwas kann ich nicht verstehen."

Schiedsrichter in der Kritik

Nachdem die Situation endlich geklärt werden konnte, verwandelte Mahir Dinc den noch ausstehenden Elfmeter. Das Spiel stand 1:1 und beide Teams kämpften um den Sieg. "Auch wenn wir in Unterzahl waren, hatten wir mehr Torchancen", so Aslanboga, welcher bis zur 85. Minute selbst auf dem Feld stand. In der Nachspielzeit gelang den Gästen durch Alen Becirovic dann doch noch der Siegtreffer. Nach Aslanboga, der das Geschehen mittlerweile von der Bank aus verfolgte, hätte das Tor aber nicht zählen dürfen: "Der Schiedsrichter hat vier Minuten Nachspielzeit angezeigt, er hat aber deutlich mehr spielen lassen. Viel zu spät gelang Blau-Gelb dann das 2:1. Dazu kommt, dass es eine klare Abseitsposition war." Der Referee pfiff das Spiel jedenfalls nicht mehr an, es blieb beim 2:1. "Wohl aus Panik, zumal er schon das ganze Spiel über komplett überfordert war", mutmaßt Aslanboga.

Schmidt stürmt auf Gegner los

Rainer Schmoll spinnt den Faden weiter: "Dass die Emotionen da hochkochen, kann ich bis zu einem gewissen Punkt total nachvollziehen." Die siegreichen Gäste rannten nach dem Abpfiff zum Jubeln in Richtung Eckfahne, bis auf einen. "Unser Torwart rannte wieder in Richtung Gegner, ob er einen von ihnen dann geschlagen hat, kann ich nicht sagen. Das müssen wir intern klären. Fakt ist, dass es totaler Unsinn ist, in dieser Situation zu den Gegnern zu rennen, anstatt sich mit seinen Teamkollegen zu freuen."

Aslanboga hingegen ist sicher, mehr gesehen zu haben: "Nach dem Spiel gingen natürlich einige unserer Spieler zum Schiri und haben mit ihm diskutuiert, wie das eben im Fußball so ist. Wie aus dem Nichts kam dann der Torwart und schlug unseren Abwehrchef Cuma Havan. Dann kamen drei oder vier unserer Zuschauer blitzschnell auf das Feld gerannt und gingen auf ihn los, auch wir konnten sie nicht mehr zurückhalten. Sogar unser Trainer Ercüment Tektürk und Manager Oktay Anadolu schützten den Torwart noch."

Schmoll schockiert von Reaktion der Zuschauer

"Wenn Oliver den Gegner wirklich geschlagen hat, kann ich es nachvollziehen, dass dieser sich wehrt. Aber ich war geschockt vom Verhalten der Zuschauer, die noch auf ihn eintraten, als er am Boden lag. So etwas kann zu ernsthaften Verletzungen führen. Zum Glück sind dann noch einige Leute dazwischen gegangen", meint Schmoll. Und weiter: "Der Towart rief dann die Polizei, wenig später fuhr er mit schweren Prellungen ins Krankenhaus." Der Coach hätte die Polizei lieber nicht gerufen, zumal das für den Verein "noch extrem viel Papierkram" bedeuten würde.

Keine Probleme zwischen den Vereinen

Ob Schmidt der Aggressor der Situation war, müsse man "erstmal intern klären", eine Teilschuld an der Eskalation weist Schmoll aber nicht von seinem Torwart: "Der Verein ist extrem sauer, so etwas darf einfach nicht passieren. Ich fühle mich selbst nicht wohl in meiner Haut, das Ganze passt einfach nicht zu unserem Verein. Wir sind ein Klub, der sympathischen B-Liga Fußball spielt und tolle Fans hat, bei uns passiert nie etwas! Fakt ist: wir sind von einem solchen Verhalten schockiert. Ob er seinen Gegner nun geschlagen hat, oder nicht."

Auch Aslanboga macht dem Verein keinen Vorwurf: "Blau-Gelb ist ein klasse Verein, sie haben gute Spieler. Nach dem Spiel haben wir uns alle noch zusammengesetzt und geredet. Zwischen den Vereinen gibt es überhaupt kein Problem. Blau-Gelb hat 2:1 gewonnen, aber keiner konnte sich freuen. Die haben sich geschämt", sagt er über die Geschehnisse nach dem Abpfiff.

Aufrufe: 014.9.2015, 21:37 Uhr
Pascal AffelderAutor