2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Foto: Richter
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Top-Torjäger hört auf

Jan Nezmar macht in Neugersdorf Schluss und bekommt ein Abschiedsspiel.

Am Sonntag läuft der 38 Jahre alte Ex-Profi und Sportdirektor von Slovan Liberec gegen den BFC Dynamo zum letzen Mal in der Sparkassen-Arena zu einem FCO-Punktspiel auf.

Am 12. November 2012 stand er zum letzten Mal für seinen Verein in der ersten Tschechischen Liga auf dem Platz. 0:3 verlor er mit Slovan Liberec bei Sparta Prag, für den 35jährigen sollte Schluss sein. Denn er wechselte ins Management, wurde Sportdirektor bei Slovan. Doch ohne selbst Fußball zu spielen - das ging bei ihm nicht. So kam er eigentlich nur zum Abtrainieren in die Landesliga nach Neugersdorf. Mit dem Verein wurde er schnell einig und wollte anfänglich mal hier und da aushelfen - in der sechsten Liga. Fünf Spiele machte er noch in der Saison 2012/13 für die Oberlausitzer und steuerte dabei zwei Tore zum Oberligaaufstieg bei.

Ob es für ihn noch für die fünfte Deutschen Liga reichen würde? Er, der in der Champions- und Euro-League schon mit Schalke und Dortmund, Liverpool und Mailand die Klingen kreuzte, mit Liberec (2001 und 2012) und Ruzomberok (2006) Tschechischer und Slowakischer Meister wurde, er hatte selbst Zweifel. Doch Jan Nezmar raffte sich nochmal auf, aus dem Abtrainierer wurde ein unverzichtbarer Leistungsträger und Torgarant. In den zwei Oberligajahren stieg er zum Führungsspieler auf, erzielte für den FCO sage und schreibe 54 Treffer, im Aufstiegsjahr 2014/15 war er 30mal in 26 Spielen erfolgreich. Und das, obwohl er mit Liberec und Neugersdorf beruflich und sportlich doppelt eingespannt war. Oft konnte er für den FCO nur auflaufen, weil er seinen Mannschaftskameraden, in einem Motel übernachtend, allein hinterherfuhr. Oder er ließ sich vorzeitig auswechseln, um ein paar Stunden später in Liberec auf der Tribüne zu sitzen. Der Aufwand, den er betrieb, war phänomenal - sowohl neben als auch auf dem Platz. Denn verpasste Trainingseinheiten machen sich bemerkbar und wollen nachgeholt werden - gerade im hohen Fußballeralter. Jan Nezmar war jederzeit topfit, auf ihn konnte man sich stets verlassen. Und wenn er in seiner sportlichen Heimat, dem gegnerischen Straufraum, zum Kopfball ansetze, hatten die Gegner kaum etwas gleichwertiges entgegenzusetzen. So auch am 24. Mai des vergangenen Jahres. Jan Nezmar sprang wieder mal am höchsten und köpfte gegen Aues Nachwuchs das 1:0, das den Weg zum endgültigen Aufstieg in die Regionalliga öffnete.

Doch sooft er auch im gegnerischen Strafraum abhob, im Leben macht er das nie. Er kann Arbeit und Sport hervorragend trennen. Einerseits seriös als Sportdirektor Slovans auftretend, ist er im Mannschaftsgefüge der Neugersdorfer einer von vielen - bis heute. So wird er auch seine Sportskameraden, die teilweise eine Kinder sein könnten, begleiten - zur selbstorganisierten Abschlußfeier nach Mallorca, wenn die Spieler die beste Saison ihres Vereins, zu der er wieder vier Tore beitrug, auswerten.

Ein Fußballer hängt seine Schuhe an den Nagel - einer von vielen. Aber ein ganz besonderer. Der FC Oberlausitz Neugersdorf hat Jan Nezmar viel, sehr viel zu verdanken. Im Herbst wird es für ihn ein Abschiedsspiel geben. Immer an die Grenzen gehend, aber stets sportlich fair – ein einzigartiger Charkter, fußballerisch und menschlich!

Aufrufe: 012.5.2016, 16:42 Uhr
Jens Kölz/SZAutor