2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Hört am Saisonende bei Burgebrach als Spielertrainer auf:  Thomas Schmidt (27).
Hört am Saisonende bei Burgebrach als Spielertrainer auf: Thomas Schmidt (27).

Thomas Schmidt verlässt Burgebrach

Spielertrainer tritt zum Ende der Saison zurück +++ Projekt scheitert vorzeitig

Die Mannschaft bedauert die Entscheidung sehr. Seit zwei Jahren zieht Thomas Schmidt (27) als Spieletrainer die Strippen des Erfolgs. Der Kreisligist stand letztes Jahr kurz vor dem Aufstieg in die Bezirksliga und musste sich erst in der Relegation geschlagen geben. Nach einem Jahr voller Höhen und Tiefen, dem Erfolg der Hallenkreismeisterschaft und des verpatzten Starts ins Fußballjahr 2016, hat sich Schmidt entschieden: Am Ende der Saison ist Schluss.

„Vom Kumpel zum Coach“ hieß es damals, als der TSV Burgebrach bekannt gab, dass der 1.88 m groß gewachsene Stürmer Thomas Schmidt den Kreisligisten übernehmen würde. Die Euphorie war groß, war der gebürtige Bamberger doch nicht nur ein einfacher Trainer, sondern vielmehr ein Freund der Mannschaft. „Ein geselliger, positiv fußballverrückter Typ, mit dem man abseits des Platzes sehr viel Spaß haben kann“, weiß Torwart Florian Dörnbrack zu berichten. „Als Trainer verfolgt er jedoch eine klare Linie und setzt auf Punkt- und Zuverlässigkeit“, erzählt Dörnbrack. „Ein richtiger Disziplinfreak“, fügt er lachend hinzu.

Diese Akribie schien der jungen Mannschaft des TSV Burgebrach sehr gut getan zu haben. Erfahrungen hatte Schmidt als Trainer bis dato nur im Jugendbereich gesammelt, doch nach der ersten erfolgreichen Spielzeit als Hauptverantwortlicher der Burgebracher folgte ein weiteres, nachhaltig angelegtes Jahr, welches nicht nur mit dem Erfolg der letzten Saison, sondern auch mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Schmidt Anfang Februar den Status einer rosigen Zukunft erhielt. „Wir sind nicht sonderlich gut in die Saison gestartet. In den ersten drei Spielen haben wir nur zwei Punkte geholt , ab Spieltag neun waren wir dann sieben Spiele lang ungeschlagen und kurz vor der Winterpause haben wir das Tore schießen vergessen“, berichtet Schmidt selbst über den aktuellen Saisonverlauf, den er so genau beschreibt, als wäre es das Erste und das Letzte, woran er am Tag denkt.

Und trotz der Negativserie kurz vor der Winterpause, die Mannschaft präsentierte sich rehabilitiert, gewann der Kreisligist die Hallenkreismeisterschaft Bamberg/Bayreuth nach Siebenmeterschießen gegen Creußen und sicherte sich so den ersten Titel der Saison. Für Schmidt war es der erste Titel als Spielertrainer, dessen Spielerpass nicht nur als Makulatur, sondern vielmehr als die Lebensversicherung des TSVB dient. 26 Treffer erzielte er 2013/2014, ein Jahr darauf markierte Schmidt 20 Tore in 27 Spielen und zählt infolgedessen zu den Leistungsträgern der Mannschaft. Von der U9 bis zur U17 schnürte er schon die Schuhe für den TSVB, bevor er über die Zwischenstationen Steigerwald (A-Jugend) und Hirschaid, 2009 wieder zur alten Liebe zurückkehrte. Burgebrach ist Thomas Schmidt und Thomas Schmidt ist Burgebrach. „Er hätte vor seinem Engagement bei uns durchaus höher spielen können, verzichtet aber lieber aufs Geld, um seinen Heimatverein als Trainer zu unterstützen. Er hat immer an das Projekt geglaubt. Als wir gefragt wurden, was wir davon halten würden, wenn Thomas den Trainer bei uns machen würde, haben wir gesagt, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können“, schwärmt Kapitän Sebastian Selig vom Stürmer, Trainer und Freund. „Wir kennen uns seit der Kindheit uns haben uns schon dort oft auf dem Bolzplatz getroffen. Thomas war schon immer ein guter Fußballer, das hat sich früh abgezeichnet“, erinnert sich der 28-Jährige zurück, für den es mittlerweile die zehnte Saison im Herrenbereich ist.


Das zweite Jahr ist immer das schwerste

Trotz der Harmonie zwischen den Spielern und dem Spielertrainer, die ausgewogene Stimmung schlug sich nicht in den Ergebnissen nieder. Oder besser gesagt: Nach der Winterpause lief es nicht so, wie Schmidt sich das vorgestellt hatte. Der schlechte Jahresabschluss 2015 fand seinen roten Faden im März wieder, plötzlich war der Vorjahresdritte auf dem Papier nur noch Mittelmaß und Schmidt war sichtlich unzufrieden. „Ich habe es nicht geschafft, die Konstanz in die Mannschaft hineinzubringen, die ich mir gewünscht hatte. Zudem konnte ich meine Leistung nicht zu 100% abrufen. Auch wenn wir die jüngste Mannschaft der Liga sind, ich habe gehofft, dass es besser läuft. Dass es nicht so gut läuft, kreide ich mir zum großen Teil selbst an“, zeigt Schmidt sich demütig. Überraschend ehrlich für einen jungen Mann im besten Fußballeralter, welcher innerhalb der Mannschaft zu keiner Zeit in Frage gestellt wurde.

Den Kulminationspunkt der sportlichen Talfahrt sah Schmidt Mitte April, als sein Team vom Abstiegskandidaten und Tabellenvorletzten Sassanfahrt mit 2:1 niedergerungen wurde und man so den Anschluss zur Tabellenspitze komplett verlor. „Nach dem Spiel gegen Sassanfahrt habe ich den Spielleiter angerufen und den Vorstand darum gebeten, meinen Vertrag zum Saisonende aufzulösen. Die Mannschaft habe ich am darauffolgenden Dienstag informiert“, schildert der Verwaltungsfachangestellte die entscheidenden Momente. An die Stelle des obligatorischen Trainings rutschte eine Mannschaftsbesprechung, die die Zukunft des ambitionierten Kreisligisten tiefgreifend verändern sollte. „Am Dienstag nach dem Spiel gegen Sassanfahrt trafen wir uns alle in der Kabine und dort hat Thomas uns mitgeteilt, dass er seinen Vertrag auflösen wird. Viele waren zunächst überrascht und geschockt. Seine Beweggründe hat er uns dann geschildert und auch wenn wir es als Mannschaft nochmal versucht haben ihn umzustimmen, er habe seinen Entschluss gefasst und ziehe das auch so durch“, beschreibt Dörnbrack, den es nach der Saison in die Landesliga zum SV Memmelsdorf zieht.

Während die meisten von Schmidts Entscheidung überrascht waren, hat der langjährige Wegbegleiter Selig es erahnt. „Ich kenne Thomas ja schon etwas länger und habe gespürt, dass die letzten Wochen nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sind. Er wirkte zunehmend mehr in sich gekehrt und relativ unzufrieden. Dadurch, dass ich einige Trainer schon mitmachen durfte, entwickelt man als Mensch ein gewisses Gefühl für solche Dinge“, sagt Selig. Die bereits erwähnten Umstimmungsversuche und selbstreflektierenden Maßnahmen waren nutzlos. „Thomas hat die ganze Schuld auf sich genommen, obwohl wir teilweise sehr fahrlässig gespielt haben“, schiebt Selig nach. Doch die Entscheidung des Noch-Spielertrainers stand, zum Ende der Saison ist Schluss und die Ära endet früher als vorgesehen. Ein vorzeitiges Ende, das Schmidt alles andere als einfach fiel: „Für mich war es eine extrem schwierige Entscheidung, weil ich total am Verein und der Mannschaft hänge. Ich hoffe, dass die Jungs zur neuen Saison einen neuen Trainer bekommen, der die richtigen Impulse setzt und das ganze Potential abrufen kann.“ Allerdings wurden noch keine drei Kreuze hinter die Saison gemacht. Fünf Ligaspiele stehen für den Tabellensiebten noch an, in den die maximale Punkteausbeute erreicht werden soll. Das große Highlight findet aber schon nächste Woche Donnerstag statt, wenn der im Jahre 1861 von elf Bürgern gegründete Club die Möglichkeit hat, die Vereinsvitrine aufzufüllen. Am 5. Mai um 17 Uhr steigt das Kreispokalfinale gegen Tütschengereuth, wo die Mannschaft dem scheidenden Trainer ein rühmliches Abschiedsgeschenk bereiten möchte. Für Spieler und Trainer nicht nur ein möglicher Erfolg für die persönliche Vita, sondern ebenso ein vorzeitiger, feierlicher Abschluss einer Zusammenarbeit, die langfristig angelegt war, jedoch am Ende der Saison offiziell beendet wird. „Zum Abschluss wollen wir den Pokalsieg holen und so viele Spiele wie nur möglich gewinnen. Es ist nochmal eine völlig andere Konstellation, wenn ein langjähriger Freund und Weggefährte als Trainer geht oder ein fremder Trainer die Segel streicht“, gibt Selig sich zielstrebig. Auch für Torwart Dörnbrack wird es vorerst das letzte Pokalfinale in Diensten des TSVB sein. „Momentan stehen wir im Tabellenmittelfeld und wollen die Runde so gut es geht beenden. Der Pokalsieg am 5.5 ist das große Ziel. Ein Triumph zum Abschluss wäre für uns alle eine tolle Sache“, sagt Dörnbrack. Für Thomas Schmidt wäre es ein gelungener Abschluss einer insgesamt gelungenen ersten Trainerstation, die für ihn wohl mehr war als einfacher Job, schiebt er am Ende Gesprächs noch einen Satz hinterher, den er unbedingt loswerden wollte: „Ich wünsche dem Verein und der Mannschaft schon jetzt alles erdenklich Gute und hoffe, dass es die nächsten Monate steil bergauf geht.“

Aufrufe: 025.4.2016, 18:53 Uhr
Kai HeermannAutor