2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Thomas Lindemann macht Schluss mit Fußball

Thomas Lindemann beendet Trainerlaufbahn +++ SV 08 Laufenburg sucht einen neuen Coach +++ Kurzfristig läuft es auf Stefan Scheuble hinaus

SV 08 Laufenburg und Trainer Thomas Lindemann – es hat ein schnelles Ende genommen. Lindemann kehrt dem Fußball nun komplett den Rücken, und die Nullachter, die am Sonntag beim FV Herbolzheim antreten, suchen einen neuen Fachmann. Vorerst wird wohl Stefan Scheuble Interimstrainer bleiben.
Man muss sich das vermutlich als Prozess vorstellen. Spätestens in seiner Zeit beim FC Steinen-Höllstein sind Thomas Lindemann Zweifel daran gekommen, ob das, was er da tut, noch das Richtige ist: Fußballtrainer. Er arbeitete als Jugendcoach in Weil und Laufenburg, er coachte Steinen in der Bezirksliga, und im Sommer bei seiner Rückkehr zum SV 08 sollte sich der Kreis schließen. „Es war der letzte Versuch – bei meinem Heimatverein.“ Lindemann sagt das rückblickend und im Wissen, dass es in die Hose gegangen ist, so sehr in die Hose, dass der Trainer Lindemann kein Trainer mehr sein will. Er hat die Brücke hinter sich eingerissen. „Für mich war es das mit dem Fußball. Ich mag nicht mehr“, sagte er am Mittwoch.

Am Montag, drei Tage nach der vierten Saisonniederlage der Laufenburger und einen Tag nach seinem telefonisch vollzogenen Rücktritt (wir berichteten), waren erste Signale nach außen gelangt. Das Verhältnis zur Mannschaft sei zerrüttet, hieß es, Teile des Teams kämen mit der Art und dem Umgangston des Coaches nicht klar. Das deckte sich mit dem, was in der Branche schon länger geflüstert wird.

Die Trainingsgestaltung des 35-Jährigen wird allenthalben als modern, variantenreich und auf taktisch hohem Niveau beschrieben. „Sportlich gab es aus unserer Sicht nichts zu kritisieren“, sagt Frank Rudigier, der sportliche Leiter beim SV 08. Die Spiele liefen auch besser als es die Tabelle aussagt, doch die Ergebnisse blieben unberechenbar, und wie immer in solchen Fällen brechen sich die negativ schwelenden Sachen Bahn. Im Spielerkreis machte sich Missstimmung breit.

Kurzfristig läuft es wohl auf Stefan Scheuble hinaus

Lindemann hat die sportlichen Unzulänglichkeiten, die er sah, zunehmend schonungslos gerügt und damit offenbar die Mannschaft, zumindest in Teilen, gegen sich aufgebracht. Lindemann hält gar nicht erst hinter dem Berg. Seine Anforderungen seien hoch und entsprechend leistungsorientiert. „Kritik gehört im Leben dazu. Und im Sport ist es so, dass es auch mal rauer wird“, sagt er. „Einige der Spieler in Laufenburg“ würden „auf einer rosa Wolke leben“. Dabei sei Landesliga-Fußball „keine Kaffeefahrt“. Sofern er einen Spieler „sachlich korrekt kritisiere“, sollte das „Legitimität haben“. „Die Mannschaft wollte sich dem aber nicht aussetzen“, lautet Lindemanns Folgerung, die in einem enttäuscht klingenden Fazit mündete: „Mit dem, wie ich den Fußball kennengelernt habe, hat das heute nichts mehr zu tun.“

Es klingt wie eine Generalkritik an der heutigen Generation, wobei nur die Beteiligten in der Kabine wissen, wo der Hund begraben ist. Nur wer sich auseinandersetzt und Kritik konstruktiv verarbeitet, kommt weiter. Doch waren Lindemanns Ansprüche zu hoch für einen Landesligafußballer? Hat er zu viel und zu heftig kritisiert, auch am Spielfeldrand, statt mal das Positive herauszukehren? „Wollt ihr weiter kommen oder stehen bleiben?“, habe er gefragt. In Sachen Bereitschaft und Aufopferung hat Lindemann die letzten Wochen als „Einbahnstraße“ empfunden. „Mein Anspruch und der der Mannschaft haben sich nicht gedeckt.“ Er reiht Satz an Satz, wirkt aufgeräumt, ohne Groll. Es ist seine Sicht der Dinge, und es klingt, als ob dies alles an ihm abperlt, wie Regentropfen an einer frisch gewaschenen Scheibe. Nun sei Feierabend: „Ich werde im Fußball keine Funktion mehr ausüben, und meinen Trainerschein werde ich auslaufen lassen.“

Der SV 08 muss sich nun erneut umschauen. Zumindest kurzfristig wird es wohl auf Stefan Scheuble hinauslaufen, der das Team zuletzt schon vertretungsweise gecoacht hat. Donnerstagabend sollte eine Entscheidung fallen. Er sei „eine Option“, sagt Rudigier und Scheuble, der Lindemanns erfolgreicher Vorgänger war, meint: „Man will die Mannschaft nicht im Stich lassen. Aber klar ist: Wenn wir es machen, wird es eine schwierige Aufgabe.“ Er gilt als Spielerversteher.
Aufrufe: 015.9.2016, 21:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor