WIESBADEN. Andreas Thom war nie ein Lautsprecher, kein Profi mit Profilneurose, sondern stets der Stürmer der Extraklasse, der durch Leistung und Tore, nicht durch große Worte auffiel. Daran hat sich offenkundig bis heute nichts geändert. Der 48-Jährige bleibt sich auch in seiner Eigenschaft als Trainer des U17-Nachwuchses von Bundesliga-Rückkehrer Hertha BSC treu. Konzentriertes Arbeiten statt vollmundiger Sprüche prägen dieses Engagement abseits der grellen Bundesliga-Scheinwerfer.
„Ich bin rundum glücklich, fühle mich mit dieser Aufgabe sehr wohl“, unterstreicht Andreas Thom, der imJanuar 1990 als erster Spieler der DDR-Oberliga von Rekordmeister BFC Dynamo Berlin zu Bayer Leverkusen gewechselt war. Mit Ulf Kirsten als kongenialem Sturmpartner rückte er seinerzeit schnell ins Rampenlicht der Erstliga-Bühne, fügte seinen 51 Einsätzen in der DDR-Nationalelf weitere zehn in der DFB-Auswahl hinzu.
Entdeckt beim Hallenfußball
Begonnen hatte alles beim brandenburgischen Verein TSG Herzfelde. Im Rahmen eines Hallenturniers in Ost-Berlin sei der damals beim BFC Dynamo als Jugendleiter tätige Vater seines Mitspielers Frank Rohde (später Profi beim HSV) 1974 auf ihn aufmerksam geworden, erzählte Thom in einem Interview mit dem Fußball-Magazin „Elf Freunde“ von den Anfängen seiner Karriere. So gesehen gibt es für ihn in Wiesbaden ein Wiedersehen mit der Umgebung, die für ihn zum Sprungbrett wurde.
2012 Meister, 2013 Vize
Doch entscheidend ist die Gegenwart. Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft der B-Junioren hat Thom 2012 eindrucksvoll seine Qualitäten als Jugendtrainer unter Beweis gestellt. 2013 zog seine Mannschaft erneut ins Finale ein, unterlag aber dem VfB Stuttgart mit 0:1. Derzeit rangieren die Berliner, die ihre Rohdiamanten ausschließlich aus Berlin und dem weiträumigen Umland rekrutieren, in der Bundesliga Nord/Nordost drei Zähler hinter Spitzenreiter Werder Bremen auf Platz drei.
Ziele richtig ausbalancieren
„Die Jungs sind sehr lernwillig. Es ist schön zu sehen, wie ihr Leistungstand vorher war und wie er sich nach der gemeinsamen Arbeit vor dem Sprung zu den A-Junioren darstellt. Dabei ist es wichtig, dass der richtige Mix zur Umsetzung von mannschaftlichen und persönlichen Zielen gefunden wird“, erläutert der DDR-Fußballer des Jahres von 1988, der bei Hertha nach der Ablösung von Huub Stevens auch kurzzeitig einmal als Chefcoach der Profis fungierte, bevor Hans Meyer kam.
Längst liegt sein Fokus auf der Ausbildung künftiger Profianwärter. Das Wiesbaden-Gastspiel stuft Thom angesichts starker Gegner als willkommene Vorbereitung für die Fortsetzung der Punktspiele ein. Technik und die Fähigkeit zu beschleunigten Handlungsabläufen seien in der Halle gefragt, weiß Thom seit seiner Zeit als achtjähriger Steppke im Trikot der TSG Herzfelde.
Wozu aus seiner Sicht nicht unbedingt ein Spielfeld mit Rundumbande notwendig ist. Insofern begrüßt er die vom DFB für die nächste Hallensaison verfügte Umstellung auf das Futsal-Reglement mit Spielen ohne Bande auf Handballtore sowie mit sofortigen Strafen bei grätschenden Abwehrversuchen. In der Halle müsse generell der Spaß im Vordergrund stehen, meint Andreas Thom.