Tammo Harder - ein Wunschkandidat von Karsten Neitzel

,,Wir stehen schon länger in Kontakt", erzählt Harder. ,,Das hat meine Entscheidung für Holstein erleichtert." In Kiel hat er zwei bekannte Gesichter wieder getroffen. Mit Evans Nyarko spielte er in Dortmund zusammen, mit Bernd Schipmann bei Schalke 04, wo Harder einen Großteil der Jugend verbrachte. Im Nachwuchsbereich, so bestätigt er schmunzelnd, seien Wechsel zwischen den Reviernachbarn nicht von besonderer Brisanz.

In Dortmund durfte Harder einige Zeit lang hoffen, bis in die Bundesliga durchzustarten. In der 3. Liga glänzte er Woche für Woche, war in zwei Jahren in der zweiten Mannschaft ein sehr schwer zu bändigender Angreifer. 21 Drittliga-Tore in zwei Jahren bei einem Abstiegskandidaten machten ihn zu einem der begehrtesten Nachwuchsspieler des Landes. Doch Harder blieb auch in der Regionalliga beim BVB. Regelmäßige Trainingseinheiten bei den Profis, ein paar Einsätze in Testspielen, eine Kaderberufung in der Bundesliga - unter Jürgen Klopp schien Harder nah dran.

Im Vorjahr war das dann anders. ,,Ich durfte nur noch ein paar Mal mittrainieren", erzählt er. Aber als Profi-Kandidat durfte er sich nicht mehr fühlen. Dem Trainerwechsel von Klopp zu Thomas Tuchel schrieb er das nicht zu. ,,Es war eher so, dass nach dem Abstieg in die Regionalliga die U23 nicht mehr so im Blickpunkt stand, sondern sich das dann eher auf die A-Jugend richtete", erklärt Harder. Und selbstkritisch merkt er an: ,,Zu Anfang habe ich in der Regionalliga auch meine Leistung nicht mehr gebracht."

Auf der Einkaufsliste zahlreicher Drittligisten stand er dennoch, als sein Vertrag nun auslief. Anfragen gab es auch aus der 2. Liga. Neitzels dauerhaftes Interesse (,,Er hat sich regelmäßig bei mir gemeldet") und die Perspektiven bei Holstein gaben letztlich den Ausschlag für den hohen Norden. ,,Ich glaube, dass ich hier den nächsten Schritt machen kann", sagt Harder, der den Traum von der Bundesliga noch nicht aufgegeben hat. Das einstige Top-Talent, das in der deutschen U19- und U20-Nationalmannschaft spielte, weiß aber um seine Rolle im verstärkten Kieler Team. ,,Ich muss mich erst einmal für einen Stammplatz empfehlen", sagt der flinke Halbstürmer, ,,und dann auch zu möglichst vielen Torbeteiligungen kommen. Tore oder Vorlagen, das ist beides wichtig für

Harder sieht seine Rolle ,,als hängende Spitze", wie er bestätigt. ,,Außen fange ich nicht so gerne an, im Spiel ergibt es sich aber natürlich immer mal, dass ich auf den Flügel ausweiche. Am liebsten spiele ich hinter einer echten Spitze. Ich brauche offensiv meine Freiheiten." An das Defensivkonzept von Trainer Neitzel glaubt er sich schnell anpassen zu können. ,,Pressing kenne ich ja schon aus Dortmund", erläutert er. ,,Hier läuft das noch etwas anders. Aber das ist kein Problem."

Dass er erstmals weit weg von daheim ist, soll auch keines sein. ,,In der Mannschaft bin ich schnell angekommen", sagt er. ,,Die Jungs haben es mir leicht gemacht." Von Kiel wusste er vor seinem Wechsel wenig. ,,Ich habe ja mit Dortmund hier gespielt. Da hat man mal einen Spaziergang in der Stadt gemacht. Viel mehr habe ich auch bis jetzt noch nicht gesehen", erzählt er. Wenn demnächst die eigene Wohnung bezogen ist, wird sich auch das ändern.