2024-04-25T14:35:39.956Z

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Im Jubel vereint:  Lörzenbachs Vorsitzender Stefan Jünger und  Marcel Kilian.
Im Jubel vereint: Lörzenbachs Vorsitzender Stefan Jünger und Marcel Kilian.

Lörzenbacher Konzept geht auf

Mit jugendlicher Frische stürmen die Eigengewächse in die A-Liga

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Mitte der achtziger Jahre begann der SV Lörzenbach, die Bergsträßer Fußballligen zu rocken. Die Jungs kamen aus dem gleichen Dorf, spielten seit der Jugend zusammen und blieben trotz aller Erfolge (zwei Aufstiege bis in die Bezirksliga, heute Kreisoberliga) dem Verein treu. Fast 30 Jahre später ist in Lörzenbach die nächste Generation am Start, und sie hat das Erfolgsrezept der Väter übernommen. Mit einer starken Bilanz (29 Spiele, nur eine Niederlage) feierten sie vorzeitig die Meisterschaft in der B-Liga.

Das musste natürlich gefeiert werden. Kurz nach dem entscheidenden 2:0-Sieg beim FSV Zotzenbach am Sonntag hatten die 150 Lörzenbacher die Getränkevorräte beim Ligarivalen auf zwei Kisten Radler dezimiert. Also machten sich die Grün-Weißen auf den Nachhauseweg, zogen nach alter Odenwälder Sitte mit zwei Traktoren durchs Weschnitztal, um schließlich das SV-Vereinsheim zu entern. „Es war ein toller Abend“, blickt Vorsitzender Stefan Jünger auch auf eine kurze Nacht zurück. Damit nicht genug: Die Unentwegten trafen sich am Montagmorgen zur Weiterfeier, die gerüchtweise nahtlos in den allmontäglichen AH-Stammtisch überging.

Aufstieg als notwendiges Muss

Den Aufstieg seiner Lörzenbacher bezeichnet Stefan Jünger, der als Spieler den Höhenflug vor knapp 30 Jahren miterlebte, als außerordnetlich wichtig: „Wir hätten uns gar nicht erlauben können, nicht aufzusteigen.“ Denn die jungen, gut ausgebildeten Spieler sind bei höherklassigen Vereinen begehrt. „Viele haben Angebote“, weiß Jünger, den es aber umso mehr freut, dass es voraussichtlich keinen Abgang geben wird. Umgekehrt will der Vorsitzende nicht aktiv auf Akteure anderer Vereine zugehen: „Wir werben keinen ab. Die Zuschauer wollen unsere Buben sehen.“

Die mannschaftliche Geschlossenheit ist Teil des Lörzenbacher Erfolgsrezeptes. Die Spieler kicken seit Kindesbeinen zusammen, spielten als A- und B-Jugendliche insgesamt drei Jahre in der Gruppenliga. „Das zahlt sich jetzt aus“, freut sich der Vereinsboss über die laufstarken, trainingsfleißigen und lernwilligen Fußballer. „Andere Vereine holen für viel Geld Spieler aus höheren Klassen, wir investieren in die Jugend“, fasst Jünger die Vereinsphilosophie zusammen.

Einer der wenigen, die nicht ihre fußballerische Grundausbildung in Lörzenbach erhalten haben, ist Pascal Eisele. Der erfolgreiche Ringer fing erst mit 21 Jahren mit Fußball an (und das auch noch beim FC Fürth), wohnt aber in Lörzenbach.

Drei Jahre nach dem Abstieg ist der SV Lörzenbach also wieder zurück in der A-Liga. Damals ging es den Grün-Weißen gar nicht gut. „Hätten wir 2014 den Abstieg verhindert, wäre er ein Jahr drauf gekommen. Wir waren nicht stark genug“, blickt Stefan Jünger zurück. Mit Andree Merkel aber gab es einen tatkräftigen Trainer, der Zug um Zug die Mannschaft um- und aufbaute. 2015 stand Rang acht zu Buche, 2016 Platz fünf – und nun die Meisterschaft trotz starker Konkurrenz in Form des SSV Reichenbach und der SG Unter-Abtsteinach II. Der Reifeprozess der Mannschaft lässt sich an den beiden Spielen gegen den designierten Vizemeister Reichenbach festmachen: Verloren die Lörzenbacher das Hinspiel im November noch mit 0:4, fegten sie im Rückspiel Mitte Mai den sonst so abgezockt auftretenden SSV mit 6:2 vom Platz.

Trainer Andree Merkel macht jetzt Platz für Marcel Hanstein. Jens Schuster (FSV Zotzenbach) ist erster Zugang. Weitere seien nicht ausgeschlossen, um das vorrangige Ziel eines jeden Neulings früh in trockene Tücher zu bringen: den Klassenerhalt. Die A-Liga werde der SV-Spielweise aber entgegenkommen, glaubt Jünger. Denn da werde der SVL weniger auf Teams treffen, die sich weit zurückziehen, um möglichst lange kein Tor zu kassieren: „Da sind wir eher der Außenseiter.“

Steffen Emig verdirbt ein wenig den Altersschnitt

Torwarttrainer Norbert Schultheiß bleibt ebenso an Bord wie Reserve-Übungsleiter Armin Schwarz („Der ist Trainer auf Lebenszeit“) und Routinier Steffen Emig. Der Dreiundvierzigjährige hängt trotz leichter Wehwehchen eine weitere Spielzeit dran. Das wiederum freut Jünger („Der ist nicht totzukriegen“): „Wir brauchen ihn mit seiner Robustheit und Erfahrung.“ Da lässt es sich auch verschmerzen, dass Emig das Durchschnittsalter der Mannschaft (21,5 Jahre) ein wenig nach oben treibt.

Dominik Sobolewski, 29 Jahre, Fachkraft für Lagerlogistik, als Torwart und Kapitän der große Rückhalt der Mannschaft, in vielen Spielen selten geprüft, war dann aber zur Stelle. Hat alle Partien bestritten.

Alexander Ripper, 20, Schüler, im ersten Jahr nach der Jugend hat er eine überzeugende Saison auf der rechten Defensivseite gespielt, schneller und wendiger Spieler, der sich immer wieder gefährlich mit nach vorne einschaltet.

Nils Krieger, 21, Kanalsanierer, Abwehrchef, kam nach einer schweren Knieverletzung wieder zur richtigen Zeit zurück und war ein stabilisierender Faktor in der Defensive, kompakter Spieler mit sehr guter Übersicht und Spielverständnis.

Sebastian Brabandt, 20, technisch versierter und zweikampfstarker Innenverteidiger, aufgrund seiner Kopfballstärke bei Standards immer gefährlich, muss seine gelegentliche Leichtfertigkeit noch ablegen, ein Tor.

Johannes Schumacher, 24, Gas- und Wasserinstallateur, kopfballstarker, robuster und kompromissloser Defensivspieler, der bei Standards auch mit nach vorne geht, wichtig fürs mannschaftliche Gefüge, ein Tor.

Kevin Gotha, 24, Kfz-Mechaniker, pfeilschneller Außenbahnspieler mit starkem linken Fuß, in der Abwehr und im Mittelfeld einsetzbar, manchmal noch etwas zu zurückhaltend, drei Tore.

Sebastian Burk, 23, Student, zweikampf- und kopfballstarker Defensivspieler, in der Abwehr und im Mittelfeld einsetzbar, stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft, ein Tor.

Marcel Kilian, 22, Student, in der Jugend noch eine Tormaschine im Angriff, wurde von Trainer Merkel zum Sechser und Kopf der Mannschaft im zentralen Mittelfeld umfunktioniert, enorm zweikampfstark, sechs Tore.

Ingo Dörsam, 20, Straßenbauer, unheimlich dynamischer Spiel, der mit Marcel Kilian das Herz der Mannschaft im Mittelfeld bildet, mit einem strammen Schuss ausgestattet, enorm laufstark, einer, der nie aufgibt, zehn Tore.

Niko Kilian, 20, Student, exzellenter Techniker, mit toller Schusstechnik ausgestattet, enorm torgefährlich als Zehner, oft aber auch über die rechte Außenbahn eingesetzt, sehr kopfballstark, 24 Tore.

Steffen Emig, 43, Geschäftsführer, der Routinier ist nach wie vor unersetzlich und gerade für die Stimmung in der Mannschaft wichtig, abgeklärter und technisch starker Spieler auf der linken Außenbahn, starkes Kopfballspiel, zehn Tore.

Philipp Trares, 19, im Garten- und Landschaftsbau tätig, der Sohn von Ex-Profi Bernhard Trares ist ein begnadeter Techniker mit einer tollen Schusstechnik, der auf beiden Außenbahnen agieren kann, fünf Tore.

Silas Zeiß, 20, absolviert ein FSJ-Jahr, kam nach längerer Verletzungspause nach der Winterpause wieder zurück und belebte dank seiner Schnelligkeit das Spiel des SVL mit seinen Antritten über die Außenbahnen, zwei Tore.

Tim Krauß, 21, Nutzfahrzeuge-Mechatroniker, dribbelstarker und torgefährlicher Stürmer mit toller Schusstechnik, in der entscheidenden Phase in die Abwehr beordert und dort überragend gespielt, 22 Tore.

Pascal Eisele, 24, Schüler, der Ringer-Europameister ist ein absoluter Knipser mit einer extrem hohen Trefferquote und war ein wertvoller Neuzugang, körperlich sehr präsenter Stürmer mit vorbildlicher Einstellung, 23 Tore.

Martin Kittel, 31, Kfz-Meister, der Torjäger trat diese Runde kürzer, war aber immer da, wenn er gebraucht wurde und hat so wichtige Tore (6) erzielt.

Denis Dörsam, 18, Nutzfahrzeuge-Mechatroniker-Azubi, das nächste große Talent aus der eigenen Jugend, laufstarker Techniker, ist in der entscheidenden Saisonphase zu einem wichtigen Faktor geworden.

Weiter kamen zum Einsatz: Marco Bechtel, Robin Stephan, Till Krieger, Robin Adler, Tobias Schröder, Matthias Sachs, Yannick Mauelshagen sowie A-Jugendspieler Nils Lenhardt.

Aufrufe: 022.5.2017, 17:47 Uhr
redAutor