Die Mechanismen aus dem "großen Fußball" greifen demnach auch in der Bezirksliga - wenn die Punkte und somit Erfolge ausbleiben. Nach der bitteren, erst in der Schlussminute besiegelten 1:2-Niederlage bei Agon 08 wurde der Schritt, der sich schon eine Woche zuvor nach dem 2:4 gegen Eller 04 andeutete, endgültig vollzogen. "Bei allem freundschaftlichen Verhältnis zu den Trainern mussten wir diesen Schnitt machen. Letztlich stimmt die Punkteausbeute nicht. Das war ausschlaggebend. An der akribischen, guten Arbeit und der fachlichen Kompetenz unseres Trainergespanns lassen wir keinen Zweifel", nennt Wolfgang Becker die Hintergründe. An das Horrorszenario, nach dem Abstieg aus der Landesliga gleich in die Kreisliga A durchgereicht zu werden, mag der Geschäftsführer des SV Nord erst gar nicht denken.
Becker betont, dass die seit Wochen anhaltende Talfahrt, ausgeklammert der 3:0-Heimsieg Ende September gegen Büderich, zu einem wesentlichen Teil auch die Mannschaft zu verantworten hat: "Wir haben zwar Qualität, aber nicht die überragenden Individualisten im Kader. Nur mit mannschaftlicher Geschlossenheit, der richtigen Einstellung und Leidenschaft können wir bestehen. Und da hat's zuletzt einige Male gehapert." Becker verhehlt auch nicht, dass er in den vergangenen Wochen, als die Tabellensituation immer prekärer wurde, eine größere Trainingsbeteiligung erwartet hätte: "Da hat die Mannschaft die Trainer auch im Stich gelassen."
Ex-Chefcoach Maik Herr (36), seit vergangenen Freitag stolzer Vater von Töchterchen Lea Paulina, nahm die Entscheidung einigermaßen gelassen auf: "Die Trennung tut einerseits weh, ist aber der sportlichen Entwicklung geschuldet. Die Mannschaft stand - Ausnahmen gibt's immer und man kann es nicht jedem Spieler recht machen - bis zuletzt hinter uns. Deshalb gehen wir auch einvernehmlich auseinander."
Den SV Nord aus dem Bezirksliga-Keller heraus in sichere Tabellengefilde führen, erscheint auf den ersten Blick als Herkulesaufgabe. Richten soll es ein "alter Bekannter". Thomas Knüfermann (46) macht einen Rücktritt vom im Juni erfolgten Rücktritt, leitete bereits am Dienstagabend die erste Übungseinheit und steht zunächst einmal bis Saisonende in der Verantwortung. "Thomas war schnell verfügbar und benötigt keine große Einarbeitungszeit. Er kennt, auch wenn sich unser Kader erheblich verändert hat, das ganze Drum und Dran im Verein und ist aktuell die beste Lösung", erklärt Wolfgang Becker. Der Geschäftsführer schließt nicht aus, dass der Klub nach Abschluss der Hinrunde, im Rahmen seiner Möglichkeiten, noch auf dem "Transfermarkt" aktiv wird: "In einzelnen Mannschaftsteilen wollen wir Ergänzungen vornehmen, die uns möglichst gleich weiterhelfen."