2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Er kann es nicht glauben: SV Germania Schöneiche-Coach Christian Gehrke. Archiv-Foto. S. Bock
Er kann es nicht glauben: SV Germania Schöneiche-Coach Christian Gehrke. Archiv-Foto. S. Bock

Hiobsbotschaft statt Klassenerhalt in Schöneiche

Der SV Germania steht vor dem Rückzug aus der Oberliga nach dem Saisonende | Die Gründe und die Stimmen aus dem Verein

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Das drittletzte Saisonpunktspiel in der heimischen CKS-Arena gegen den SV Lichtenberg (1:6) geriet für die Fußballer von Germania Schöneiche quasi zur Nebensache. Ihnen wurde vor der Partie vom Verein der Rückzug aus der Oberliga offeriert.

Der sprichwörtliche Negativ-Knaller platze in der Germania-Kabine. Da wurden Mannschaft und Trainerstab vom plötzlichen Vorstandsbeschluss in Sachen Oberliga-Rückzug überrumpelt – drei Spieltage vor Saisonende. Für Aktive, Betreuer und Anhänger und andere betroffene Vereine ein Hammer.

Jens Rocho, zusammen mit Jens Wiedenhöft auf der Mitgliederversammlung Anfang April zum neuen Vorstand der SV Germania gewählt, wollte am Sonntag auf Nachfrage der Märkischen Oderzeitung den Oberliga-Rückzug weder bestätigen noch dementieren. Er verwies auf eine Erklärung des Vereins, die in den nächsten Tagen öffentlich gemacht werden solle.

Die jetzige Entwicklung scheint eine direkte Folge des im Frühjahr im Verein zutage getretenen Interessenkonfliktes zwischen Oberliga-Mannschaft und dem Jugend- und Breitensport zu sein. Auf der Mitgliederversammlung wurde aber ausdrücklich verneint, dass die Oberliga-Mannschaft keine Zukunft mehr habe. Gefordert wurden: Klassenerhalt, solide Finanzierung durch Sponsoren, keine Beeinträchtigung für den Restverein (Bildung dritte Mannschaft), hieß es im Bericht vom 19. April auf der Internetseite der SV Germania über die Mitgliederversammlung.

Daraufhin wurde vom Trainerteam und vom sportlichen Leiter Stefan Dreyer die Kaderplanung für die neue Spielzeit voran getrieben. Zudem waren in der Vorbereitung ein Trainingslager geplant und ein Testspiel gegen Drittligist 1. FC Magdeburg vereinbart. Pures Unverständnis äußerte daher Dreyer: „Ein Wahnsinn, was hier passiert. Das ist allen gegenüber unfair: Spielern, Trainern, Betreuern, Fans, anderen Vereinen.“ Extrem enttäuscht zeigte sich auch Germania-Trainer Christian Gehrke: „So etwas gehört sich einfach nicht. Ich finde wenig Worte dafür. Seit drei Wochen planen wir für die neue Saison und nun das.“

Erst am Freitagabend sei der nunmehrige Beschluss vom neuen Vorstand gefasst worden, obwohl Schöneiche Anfang April für die Oberliga-Saison 2017/18 gemeldet hatte. Als Begründung sei eine Etatlücke für die neue Saison genannt worden. Diese belaufe sich im unteren fünfstelligen Bereich (etwa ein Viertel des Gesamtetats für die erste Mannschaft). Eine Summe, die nach dem Klassenerhalt in der Oberliga möglicherweise im Sommer durch Sponsoren noch zu schließen gewesen wäre. Einen Plan B für die Brandenburgliga gibt es nicht. Da die zweite Mannschaft zudem wohl aus der Landesliga Süd absteigt – nach einem Abzug von sechs Punkten durch den Landesverband (bereits in der aktuellen Tabelle berücksichtigt) wegen zu wenigen Schiedsrichtern. Damit enden mit dem Germania-Heimspiel gegen Optik Rathenow (3. Juni) zum Saisonabschluss zwei Jahrzehnte Oberliga- und Verbandsliga-Fußball vor den Toren Berlins womöglich in der Landesklasse.

Der frühere Germania-Spieler Daniel Wahl (jetzt SV Lichtenberg 47): „Schon traurig, was hier passiert.“ Philipp Kulecki: „Einfach unglaublich.“ Und Schöneiche-Torwart Chris Küter: „Seit ich Knirps bin, spiele ich hier, das kann doch nicht sein. Da wurden viele Leute richtig verladen.“

Klar, dass das Germania-Heimspiel gegen Lichtenberg 47 für die Hausherren unter ungünstigen Vorzeichen stand. Im Hinspiel hatte Schöneiche gegen die Berliner ein 0:0 erreicht. Diesmal setzte es nach torloser erster Hälfte gegen die Torfabrik der Liga eine 1:6-Klatsche. Aber die Germanen schafften gegen Lichtenbergs Offensive eine ansprechende erste Halbzeit. Ganze 138 Minuten ohne Lichtenberger Gegentreffer durften in dieser Saison nicht viele Oberliga-Teams für sich verbuchen.

Aber die Gastgeber hielten nicht durch. Mathias Reischert sorgte nach Julian-Hentschel-Vorarbeit für einen Hoffnungschimmer zum 1:2, aber mit dem 1:3 war Germanias Widerstand gebrochen. „Eine Mörderaufgabe mit so einer Hiobsbotschaft gegen so einen Gegner. Die Stimmung war schon vor dem Spiel eine Katastrophe“, sagte Germania-Trainer Christian Gehrke. „Klar, wenn man dann ein, zwei Gegentore kriegt, arbeitet man nicht mehr nach hinten. Ich hoffe, alle haben einen guten Anschluss und finden rasch einen Verein, da sind gute Jungs dabei. Wir werden das hier ordentlich zu Ende bringen und auch in den letzten zwei Spielen alles versuchen.“

Aufrufe: 022.5.2017, 08:51 Uhr
MOZ.de / (fne/RH)Autor