2024-05-08T14:46:11.570Z

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Spannender Rollentausch: Während Daniel Paulus (links) bei Eintracht Trier zum Cheftrainer befördert wird, macht sich Peter Rubeck künftig als Coach in der Jugendabteilung des SVE nützlich. TV-Foto: Sebastian Schwarz
Spannender Rollentausch: Während Daniel Paulus (links) bei Eintracht Trier zum Cheftrainer befördert wird, macht sich Peter Rubeck künftig als Coach in der Jugendabteilung des SVE nützlich. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Eintracht Trier: Seit' an Seit' in eine ungewisse Zukunft

Analyse zu den Weichenstellungen bei Fußball-Regionalligist Eintracht Trier - Freitagabend "Endspiel" gegen Hoffenheim II - fupa-LIVETICKER

Für Eintracht Trier sind es Tage und Wochen zwischen Hoffnung und harter Realität. Der Verein steht wieder einmal am Scheideweg. Finanzen, Trainerteam, Kaderplanung, Jugendabteilung - der TV ordnet die ersten nun verkündeten Entscheidungen ein.

Finanzen: Die Lage ist sehr angespannt. Den Verein drücken Schulden in Höhe von offiziell angegebenen 1,15 Millionen Euro. Weder in der Regionalliga, geschweige denn in der Oberliga sind Erlösstrukturen gegeben, um den Berg signifikant abzubauen. "Die Bilanzsituation wird sich nicht ändern", sagt Eintracht-Vorstandsmitglied Harry Thiele. Flankiert wird dies durch den Jahr für Jahr erforderlichen Kraftakt, ein brauchbares Budget aufzustellen und dieses dann auch zu decken. In dieser Saison tut sich laut Thiele ein noch zu schließendes Loch von 50 000 Euro auf - nach TV-Informationen war es zuletzt noch viel größer und lag im (unteren) sechsstelligen Bereich. Geschlossen werden die Löcher, die es auch in den vorherigen Jahren immer wieder gab, stets durch die gleichen (wenigen) Leute, die im Übrigen auch für einen Großteil der Schulden als Gläubiger auftreten. Thiele sagte nun auf Nachfrage, dass in den Vereinsgremien über das Thema einer Plan-Insolvenz gesprochen wurde: "Es war aber keine große Diskussion, da sie dem Verein nichts bringen würde. Durch sie würde eine Frustrationssituation entstehen, sie bietet aber keinen finanziellen Vorteil." Nach TV-Informationen hat sich unter anderem Aufsichtsratschef Frank Natus gegen eine Plan-Insolvenz, die ein "Kann"-Instrument ist, ausgesprochen.

Zur neuen Saison wird - ligaunabhängig - erneut der Rotstift angesetzt. Zumal mit Romika der aktuelle Trikotsponsor sein Engagement beendet, welches nach TV-Schätzungen bei rund 60 000 Euro lag.

In der Oberliga ist laut Thiele mit maximal 500 000 Euro auszukommen - realistischer ist nach aktuellem Stand TV-Informationen zufolge ein Budget zwischen 300 000 und 400 000 Euro. Dennoch biete der angepeilte Etat die Möglichkeit, "mit einem ordentlichen Team anzugreifen", meint Thiele. Genaue Zahlen - auch für die Regionalliga - nennt er nicht, da mehrere Sponsoren ihr Engagement von der Ligazugehörigkeit und einer eventuellen Qualifikation für den DFB-Pokal abhängig machen würden. Apropos DFB-Pokal: Eine erneute Teilnahme würde mindestens rund 100.000 Euro zusätzlich in die Vereinskasse spülen - nie wäre der Einzug in den Wettbewerb daher wertvoller als jetzt.

Trainerteam: Auf den ersten Blick ist diese Entscheidung verrückt: Peter Rubeck, im September 2016 als Trainer der Regionalliga-Mannschaft wegen Erfolglosigkeit vom Hof gejagt, ist nun wieder gut genug, um als A-Jugend-Trainer in die SVE-Reihen zurückzukehren. Spötter mögen sagen, dass der 55-Jährige dort geparkt wird, weil er eh noch einen bis 2018 laufenden Vertrag besaß. Pikant ist zudem, dass Rubecks bisheriger "Ziehsohn" Daniel Paulus seinen Mentor nun überholt und ligaunabhängig Cheftrainer der ersten Mannschaft wird. War diese Konstellation erste Wahl? Nach TV-Informationen wurde zuletzt auch bei Ex-Eintracht-Spieler und -trainer Vito Milosevic sowie Patrick Zöllner (ehemals Coach in Tarforst und Rosport, künftig in Berbourg tätig) zwecks eines Engagements beim SVE vorgefühlt.

Bei näherem Hinsehen kann die neu ausgerichtete Konstellation Paulus/Rubeck fruchtbar für den Verein werden: Das Duo kennt sich aus gemeinsamen Zeiten in Weingarten, Hohenecken, Zweibrücken und zuletzt bei der Eintracht bestens. Ihr Netzwerk im Südwesten ist sehr gut. Paulus, 37 Jahre alt und Inhaber der A-Lizenz, steht für frischen Wind. Der Ex-Abwehrspieler lebt im westpfälzischen Otterbach und arbeitet in Pirmasens als Sportwissenschaftler bei einem Fitnessgerätehersteller. Er favorisiert eine ähnliche Spielweise wie Rubeck: lauf- und zweikampfintensiv, mit Leidenschaft und Emotion. Paulus und Rubeck postulieren nicht nur den Wert von Jugendspielern, sie setzen auch auf sie. So war es Rubeck, der Nachwuchskräfte wie Robin Koch, Till Hermandung, Matti Fiedler oder Daniel Kurz be- und gefördert hat. Spannend zu beobachten sein wird indes, ob Paulus und Rudi Thömmes, der ebenso wie Michael Weirich im Trainerteam bleibt, ein harmonisches Duo bilden werden.

Jugendabteilung:
Wo Chancen liegen, lauern auch Gefahren. Im Nachwuchsbereich wird Rubeck, der zusammen mit U-17-Trainer Mario Spang auch für die sportliche Leitung und Koordination von der U 16 bis U 19 verantwortlich sein wird, mit seinen Spezis Horst Cordier und Theo Thonet zusammenwirken. Beide haben die Wiedereingliederung Rubecks nach TV-Informationen forciert. Cordier verantwortet gemeinsam mit Georg Erschens die organisatorische Leitung und das Sponsoring der Jugend. Er ist zudem genauso wie Thonet wichtiger Geldgeber. Alle Genannten sind Alphatiere - das Risiko, dass sich in der Jugend ein "Verein im Verein" bildet, ist zumindest gegeben.

Spielerkader:
Mehrere Akteure aus dem Regionalliga-Kader haben Verträge bis 2018 - etwa Chris Keilmann, Simon Maurer, Christian Telch, Christoph Anton, Patrick Lienhard, Muhamed Alawie oder Sebastian Szimayer. Laut Thiele haben die meisten Arbeitspapiere ligaunabhängig Gültigkeit. Wer bleiben will und soll, ist noch unklar. Aus der A-Jugend sollen derweil mehrere Spieler fest in die erste Mannschaft rücken. Es soll dabei um Vincent Boesen, Matheo Raab, Lukas Achterberg, Tim Garnier, Lucas Jakob, Ömer Kahyaoglu, Felix Fischer, Stephan Schuwerack und Aaron Engeldinger gehen.

Extra

Eintracht Trier - TSG Hoffenheim II, Freitag, 19 Uhr (fupa-Liveticker)

Nur wenn Eintracht Trier alle drei verbleibenden Saisonspiele gewinnt, ergibt sich vielleicht noch eine Minimalchance auf den Klassenerhalt. Der Gegner heute Abend im Moselstadion (19 Uhr) ist allerdings ein dicker Brocken. Mit der TSG Hoffenheim II gastiert die offensivstärkste Mannschaft der Liga (69 Tore). Zudem stimmt die aktuelle Verfassung - die Kraichgauer sind seit vier Partien ungeschlagen. Triers Form ist trotz drei Siegen in Folge (inklusive Pokal) nicht sattelfest. "Die Mannschaft strotzt immer noch nicht vor Selbstvertrauen", berichtet SVE-Interimstrainer Rudi Thömmes, der versucht, durch Kleinfeldspiele und Torschuss-Übungen Spaß und Lockerheit ins Training zu bringen. Eine kompakte Ordnung und ein gutes Zweikampfverhalten sind für Thömmes die Schlüssel zu einem möglichen Erfolg: "Wenn wir die Hoffenheimer Akteure spielen lassen, können sie ein Team zerlegen", warnt der 48-Jährige. Die zuletzt angeschlagenen Kevin Heinz und Patrick Lienhard sollen einsatzbereit sein. Ob Sebastian Szimayer aufgrund einer Kapselverletzung zum Kader gehören wird, war laut Thömmes gestern noch offen.

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Aufrufe: 05.5.2017, 10:00 Uhr
volksfreund.de/Mirko BlahakAutor