2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
So sehen Aufsteiger aus... und Meister.
So sehen Aufsteiger aus... und Meister.

SV D/A feiert den Aufstieg in die Regionalliga

Die Spielvereinigung Drochtersen/Assel ist am Ziel ihrer Träume.

Am drittletzten Spieltag haben die Kehdinger mit einem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Germania Egestorf-Langreder den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga perfekt gemacht. 1130 Zuschauer feierten die Mannschaft, die den größten Erfolg der Vereinsgeschichte nach dem Abpfiff auf jedem Zentimeter Rasen auskostete.

SV Drochtersen/Assel - 1. FC Germania Egestorf-Langreder 2:0

Das Kribbeln verstärkt sich mit jeder Minute. Es ist ganz still im Stadion. Noch. Auf der Uhr verrinnen die Minuten. Druck baut sich auf, ganz verhalten zunächst. Dann vehement. Die Zuschauer, die sitzen, stehen auf. Sie applaudieren, sie singen, sie stimmen in die Ansagen des Stadionsprechers ein. Sprechchöre hallen über den Rasen. Der Schiedsrichter pfeift einfach nicht ab. Nachspielzeit. D/A-Torwart Hendrik Lemke holt sich den Ball zum Abschlag. Er schlägt ab. Als der Ball in der Luft ist, erlöst der Unparteiische Spieler und Zuschauer und gibt gleichzeitig das Startsignal für eine nicht enden wollende Jubelarie.

Die SV Drochtersen/Assel bejubelt Historisches. Nach 28 von 30 Oberligaspielen, nach 21 Siegen, drei Niederlagen und vier Unentschieden, nach 74 Toren und 26 Gegentoren und mit uneinholbaren 67 Punkten steigen die Kehdinger in die Regionalliga Nord auf. Statt nach Wunstorf, Spelle und Uphusen fährt der Mannschaftsbus in der kommenden Saison nach Hamburg, Bremen, Meppen und Lübeck.

Fußballgötter tragen blau und rot

Spielertrauben bilden sich auf dem Rasen. Die Sieger nehmen sich in den Arm, sie lachen und sie weinen. Sie duschen Erfolgstrainer Enrico Maaßen mit Weißbier und Vereinschef Rigo Gooßen mit Pils. Die Meister drehen eine Ehrenrunde und jubeln gemeinsam mit ihren Fans. „Unfassbar“, „unglaublich“, „traumhaft“. So beschreiben die meisten das soeben Erreichte. Rigo Gooßen wird später sagen, dass die Fußballgötter in diesem Jahr Blau-Rot tragen.

Der eine Sieg gegen den 1. FC Germania Egestorf-Langreder fehlte der SV Drochtersen/Assel noch für die Meisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga. Ausgerechnet gegen den Angstgegner der Kehdinger, der im Hinspiel bei der 1:2-Pleite schon besser war. Damals wachte D/A erst nach zwei Gegentoren auf. Am Sonntag spielt die Mannschaft von Beginn an Vollgas.

Drei Minuten nach dem Anpfiff verstummen die letzten Zweifler. Jasper Gooßen bekommt auf der rechten Seite den Ball, läuft auf Germania-Schlussmann Markus Straten-Wolf zu und überwindet ihn so abgeklärt, als sei es eine reine Selbstverständlichkeit. In Minute 24 ist Finn-Patrick Gierke auf der linken Seite frei durch und spitzelt den Ball aus 16 Metern mit Gefühl über den herausstürmenden Torwart. D/A spielt dominant und phasenweise genial. Meisterlich trotz des immensen Drucks, den sich die Spieler selbst auferlegten. Sie wollten den Aufstieg unbedingt vor eigenem Publikum perfekt machen.

Maaßens Taktik geht auf

Der Masterplan geht vollends auf. Germania erspielt sich keine Torchance. Hendrik Lemke im D/A-Tor ist nahezu beschäftigungslos. FC-Torjäger Thorben Schierholz, der bislang immerhin 13 Treffer erzielte, lassen die Verteidiger ungehindert köpfen, weil sie gegen den Riesen ein Kopfballduell sowieso verlieren würden. Aber die Anspielstationen von Schierholz sind so eng markiert, dass D/A die stärkste Egestorfer Waffe mit taktischer Finesse entschärft.

D/A agiert nach der Pause nicht mehr filigran, mit dem näher rückenden Schlusspfiff sogar immer rustikaler. So reduzieren sich die Aufreger der zweiten Halbzeit auf einige schmerzhafte Zweikämpfe. Die Spieler, die es sich leisten können, schauen immer häufiger auf die Stadionuhr. Die tickt am Sonntag gefühlt langsamer als sonst.

Hektik kommt auf der Tartanbahn auf, die das Spielfeld umrandet. Dort bringen Helfer Bierkisten in Richtung Tribüne. Ein Betreuer schiebt ein Fass. Ein anderer bringt Becher. Sie bereiten die spontane Feier vor, weil die Mannschaft selbst aus Aberglaube keine organisiert hat. Um 16.49 Uhr ist es vollbracht.

Trainer Enrico Maaßen fehlen die Worte. Er sei „ein wenig ergriffen“, sagt er nach dem Abpfiff ins Mikrofon. Wer ihn kennt, weiß, wie erleichtert Maaßen ist, wie viel Druck von ihm abfällt. „Ich bin einfach nur glücklich“, sagt er. Die Energie, die Maaßen in den Fußball investierte, zehrt an der Kraft. Der Aufstieg war harte Arbeit.

Zuschauer: 1.130

Tore: 0:0 Jasper Gooßen (10.), 2:0 Finn-Patrick Gierke (29.)

Einen Film mit allen Aufstiegs-Emotionen und eine große Bildergalerie gibt es unter www.tageblatt.de

Aufrufe: 010.5.2015, 23:13 Uhr
Tageblatt / Karsten Wisser, Daniel BerlinAutor