TSV Südwest Nürnberg - FC Stein 0:1
Erhard Ernst war erstmal bedient. 0:1 hatte der von ihm trainierte TSV Südwest gerade gegen den FC Stein verloren und bleibt nach der achten Niederlage in Folge weiter im Tabellenkeller der Kreisliga Nürnberg stecken. Für Ernst war es erst das zweite Spiel als alleinverantwortlicher Trainer beim Aufsteiger. Im Dezember hatte der Ex-Spieler der Südwest Schwaben das Amt von Steffen Kircheis übernommen, der überraschend seinen Rücktritt eingereicht hatte. Zum Amtsantritt von Ernst im letzten Spiel vor der Winterpause kassierte der Traditionsverein von der Jägerstraße eine 2:6-Niederlage gegen die Sp Vgg Nürnberg. Folglich konnte es nur besser wurden.
Nimmt man das Spiel gegen Aufstiegsanwärter Stein zum Maßstab, kann man konstatieren: Es wurde besser. „Ich finde, wir haben ein super Spiel gemacht“, sagte Ernst, „dieses Ende ist bitter, wir hätten uns einen Punkt redlich verdient gehabt.“ Da mochten ihm auch die Gäste aus Stein nicht wirklich widersprechen, die sich freilich trotzdem über drei wichtige Punkte im Rennen um die Rückkehr in die Bezirksliga freuten. Jedoch, eine Portion Glück und Torjäger Erman Elibol waren nötig, um mit einem Sieg ins neue Jahr zu starten.
Es lief bereits die einminütige Nachspielzeit, als die Mannschaft von Trainer Markus Mühling nach einer unübersichtlichen Situation an der Eckfahne den Ball noch einmal in den Strafraum brachte, das Spielgerät prallte irgendwie Elibol vor die Füße, und der Torjäger des FC ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Während Stein den Siegtreffer bejubelte, haderten die Hausherren mit dem Unparteiischen, der ihrer Meinung nach ein Foulspiel der Steiner nicht geahndet und zudem die Partie nicht rechtzeitig beendet hatte. Kapitän Christian Gross übertrieb es mit seiner Kritik wohl etwas, er bekam nach Schlusspfiff von Johannes Schoppel noch die Rote Karte gezeigt.
„Ich habe die Situation aus meiner Position nicht genau gesehen, aber am Schiri hat es nicht gelegen, dass wir verloren haben“, gab sich Erhard Ernst als fairer Verlierer – aber auch als grantiger Trainer: „Die Rote Karte geht gar nicht“, kritisierte er, seine Mannschaft sei durch Verletzungen ohnehin schon geschwächt genug.
Vielmehr trauerte Ernst den vergebenen Chancen hinterher. Erst wenige Minuten zuvor hätte Philipp Novotny den TSV nach einem kapitalen Fehlpass der Steiner im eigenen Strafraum in Führung bringen können, er schoss aber freistehend aus wenigen Metern drüber (81.). Noch unglaublicher: Nach einem Ballverlust des FC und dem schnellen Umschalten von Jan Rupprecht bekam Robin Hermel schon im ersten Durchgang den Ball maßgerecht serviert, verstolperte ihn aber drei Meter zentral vor dem leeren Tor (18.). Zu Hermels Verteidigung: Das Spielgerät hoppelte auch unberechenbar vor seinen Füßen umher, der holprige Platz ließ die Akteure oftmals verzweifeln.
Zudem soll durch diese Südwester Großchancen nicht der Eindruck entstehen, dass die Gäste aus Stein nicht am Geschehen teilgenommen hätten. Auch der FC hatte teils richtig dicke Gelegenheiten. Die kurioseste hatten sie aber dem Gegner zu verdanken. Südwests Rechtsverteidiger Safak Cetin wollte nach 19 Minuten am eigenen Strafraum klären, traf den Ball in Bedrängnis aber derart unglücklich mit dem linken Außenrist, dass dieser am verdutzten Schlussmann Andre Schuster vorbeirauschte und an den Pfosten klatschte.
„Man hat keinen Unterschied in der Tabelle erkannt“, bilanzierte Erhard Ernst treffend über ein Duell auf Augenhöhe, das in der ersten Halbzeit noch unterhaltsam war, nach dem Seitenwechsel aber zusehends fahriger wurde. Letztlich hätten sich wohl die beiden Kontrahenten mit einer Punkteteilung anfreunden können (und freilich auch müssen). Doch dann trat zu später Stunde aus Südwest-Sicht eben noch Spielverderber Elibol auf den Plan.
Schiedsrichter: Johannes Schoppel (Eibach) - Zuschauer: 60