2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
F: Theo Titz
F: Theo Titz

Strangulis: "Nachhaltigkeit fehlt im Frauen-Fußball"

Die CfR-Trainerin spricht vor dem Rückrundenstart mit unserer Redaktion über die Chancen und den Frauen-Fußball im Allgemeinen

Die erste Damen-Mannschaft des CfR Links rangiert in der Niederrheinliga auf dem sechsten Tabellenplatz. Neun Punkte fehlen nach oben. Doch Trainerin Melanie Strangulis sieht noch Möglichkeiten. Im Interview mit unserer Redaktion sprach die heimatverbundene 34-Jährige aber auch über den Stellenwert des Frauen-Fußballs.

Sie haben mal Bundesliga in Duisburg gespielt, wie sind Sie zu CFR Links gekommen?

Melanie Strangulis: "Ich habe im Alter von sechs Jahren mit dem Fußball spielen beim CfR begonnen und für mich beschlossen, dass ich dort auch meine letzten aktiven Jahre verbringen möchte, um den Kreis zu schließen. Zudem bin ich Heerdter und habe im Verein einige Freunde, zu denen auch in Zeiten meiner Abwesenheit Kontakt bestand. Der Schritt zurück zu den Wurzeln war also völlig schlüssig."

Statistisch ist der CFR Links die Nummer eins in Düsseldorf unter den Frauen. Fühlen sie sich auch als stärkste Kraft in Düsseldorf? Wer kommt danach?

Strangulis: "Für mich persönlich spielt es nicht wirklich eine Rolle, ob wir die ranghöchste Düsseldorfer Mannschaft sind oder nicht. Da haben andere Dinge eine deutlich höhere Priorität für mich. Natürlich sind wir seit unserem Aufstieg mehr in den Fokus gerückt, für andere Spielerinnen interessanter geworden, das ist sicherlich als Vorteil zu bewerten. Als weitere Mannschaften in Düsseldorf sind sicherlich Tusa und Tus Nord zu nennen, die in ihrer jeweiligen Landesliga eine gute Rolle spielen. Bei Tusa gehe ich davon aus, dass sie dieses Jahr dann auch den Sprung in die Niederrheinliga schaffen werden."

Sie stehen in der Tabelle auf Platz sechs mit neun Punkten Abstand zum Tabellenführer, geht da noch was?

Strangulis: "Das ist natürlich von mehreren Faktoren abhängig. Wenn wir vom Verletzungspech verschont bleiben, in jedem Spiel in der Lage sind unser volles Potential abzurufen, dann sind wir in der Lage, jeden Gegner zu schlagen. Ziel ist es auf jeden Fall, mehr Punkte zu holen als in der Hinrunde. Damit würde man sich automatisch in der Tabelle weiter nach oben arbeiten."

Sie haben als einer der wenigen Vereine gleich drei Damen-Mannschaften. Die Zweite und Dritte spielen aber nur Kreisliga, sollen da auch Aufstiege folgen?

Strangulis: "Wir sind natürlich froh, in der Lage zu sein, drei Damenmannschaften zu stellen, wobei jede mit einer unterschiedlichen Zielsetzung arbeitet. Die zweite Mannschaft ist letztes Jahr knapp am Aufstieg gescheitert, dieser ist demnach das klare Ziel für die laufende Saison, um auch die Ligen-Diskrepanz zwischen erster und zweiter Mannschaft zu verringern. Die dritte Mannschaft arbeitet indes mehr als Ausbildungsmannschaft und ist besonders wichtig für die Mädchen, die aus der Jugend hochkommen und für die der Sprung in erste oder zweite Mannschaft noch zu groß wäre. Wir Trainer arbeiten da als Team eng zusammen und versuchen, so das Beste für jede einzelne Spielerin zu erzielen."

Wie sehen sie den Stellenwert des Damen-Fußballs – allgemein und in Düsseldorf?

Strangulis: "Der Stellenwert des Frauenfußballs erfährt ja häufig eine Wellenbewegung. Gerade durch Großereignisse und die Nationalmannschaft hat er in den letzten Jahren immer wieder mehr Interesse geweckt. Nur die Nachhaltigkeit fehlt dabei leider und das Interesse ebbt nach einer Zeit auch wieder ab. Allerdings muss man schon sagen, dass die Bestrebungen nach mehr Professionalität in den letzten Jahren schon positive Auswirkungen gerade auf die Ausbildung junger Mädchen genommen haben. In den kleineren Vereinen kommt es dann immer auf die jeweilige Philosophie an. Beim CfR kann ich da nichts Negatives berichten, bei uns wird nicht unterschieden zwischen Herren- und Damenmannschaft, es geht um den Verein. Ich weiß aber von einigen Trainer-Kollegen, dass sie in ihrem Verein nicht wirklich einen großen Stellenwert genießen und an einigen Ecken Zugeständnisse machen müssen."

Sie treten ab und zu selbst noch gegen den Ball, ist ein Karriereende geplant?

Strangulis: "Wenn es meine Zeit zulässt, dann spiele ich gerne in der zweiten oder dritten Mannschaft und solange ich das Gefühl habe, ich kann den „jungen Hüpfern“ auch noch helfen, denke ich auch noch nicht ans Aufhören."

Wie lange wollen sie noch beim CFR Links bleiben?

Strangulis: "Es wird definitiv keinen anderen Verein mehr geben als den CfR. Das wissen die Verantwortlichen und das weiß auch meine Mannschaft. Solange der Verein und die Mannschaft mit mir arbeiten wollen, und ich mit Freude dabei bin, werden sich unsere Wege nicht trennen. Ich bin ein Idealist und der CfR meine Heimat."

Böse Zungen behaupten, dass Sie beim Hallen-Masters im Finale gerne verloren haben. Die Vorrunde wurde klar dominiert, aber im Finale war die Luft raus, wie erklären Sie sich das?

Strangulis: "Die bösen Zungen würde ich gerne kennenlernen. Im Ernst. Wir haben uns über diese Niederlage im Finale sehr geärgert, wären gerne zur Endrunde gefahren. Es gab zwar meines Erachtens auch noch andere Faktoren, die zu dieser Niederlage geführt haben, aber unterm Strich haben wir da einfach unser schlechtestes Spiel im ganzen Turnier gezeigt und damit zu Recht verloren. Anstatt zur Hallenendrunde zu fahren, habe ich die Mannschaft dann zum Zirkeltraining gebeten, da schmerzte die Finalniederlage dann nochmal."

Wie sieht es mit der weiblichen Jugend beim CFR aus?

Strangulis: "Wir erfreuen uns eines regen Zuwachses und können in dieser Saison in den Altersklassen U 13, U 15 und U 17 Mannschaften stellen. Die Arbeit der Jugendabteilung ist hervorragend und in Kombination mit unserer Ausbildungsmannschaft lässt einen das doch optimistisch in die Zukunft schauen."

Was würden sie jungen Mädels mit auf dem Weg geben?

Strangulis: "Diese Antwort wird jetzt nicht jeden erfreuen. Ich bin ja ein Verfechter davon, dass Mädels so lange wie möglich mit Jungs zusammen spielen sollen. Ich glaube, dass sie in puncto Zweikampfhärte und Handlungsschnelligkeit davon in späteren Jahren noch profitieren können, aber diese Argumentation greift bei einem zwölf-jährigen Mädchen eher nicht, wenn ihre beste Freundin nun mal in der Mädchenmannschaft spielt."

Marcel Schwarzer stellte die Fragen

Aufrufe: 03.2.2013, 11:09 Uhr
Marcel SchwarzerAutor