2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Gianmario Strambace gilt mit Türkspor Stuttgart als Geheimfavorit auf den Aufsteig. Foto: Kares
Gianmario Strambace gilt mit Türkspor Stuttgart als Geheimfavorit auf den Aufsteig. Foto: Kares

Strambace: "Ich wäre ein guter Bundesliga-Torhüter geworden"

"Giammi" Strambace von Türkspor Stuttgart im Interview

Gianmario Strambace hütet nun in seiner zweiten Saison das Tor des Bezirksligisten Türkspor Stuttgart. Er kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Im Interview spricht der mittlerweile 34-Jährige über den schwierigen Weg vom Talent zum Profi und verrät, warum Türkspor in den nächsten Jahren ein Kandidat für die Landesliga sein wird.

Der Stuttgarter SC konnte einem im Testspiel gegen Türkspor Stuttgart leidtun. Mit agressivem Pressing und einem zweistelligen Endergebnis mischte das Team von Kerem Arslan den B-Ligisten auf. Im Tor des Bezirksligisten steht Gianmario "Giammi" Strambace. Der 34 Jahre alte Keeper hat wenig zu tun, spricht dafür umso mehr mit seinen Vordermännern. Ebenso zwei Stunden vorher erzählt Strambace im Interview wie schwer es ist, als gefeiertes Talent den richtigen Weg zu finden und über die Ziele des ambitionieren Bezirksligisten Türkspor Stuttgart.

Giammi, Du hast eine lange und bewegte Fußballerkarriere hinter dir und spielst momentan bei Türkspor in der Bezirksliga. Wo liegt der Ursprung deiner Fußballerlaufbahn?
Strambace:
Der liegt in Möhringen. Mit fünf Jahren hat mich mein Vater zu einem italienischen Verein geschickt. Danach spielte ich bis ich elf Jahre alt war in der Jugend bei der SpVgg Möhringen. Dann wurden die "Blauen" der Degerloch auf mich aufmerksam - da hat man dann gesehen, dass ein bisschen Talent da ist (lacht).

Wie verlief deine Karriere in der Jugend weiter?
Strambace:
In der D-Jugend habe ich zwei oder drei Jahre bei den Kickers gespielt und dann klopfte der VfB Stuttgart an - dann ging es richtig los. Im Jahre 2000 wurde ich zu einem der besten deutschen Torhüter in meinem Jahrgang gewählt. Plötzlich wurden andere Vereine auf mich aufmerksam. Der Sohn von Franz Beckenbauer rief bei meinen Eltern an und wollte mich zum U17-Team der Bayern holen. Auch Borussia Dortmund und Gladbach waren interessiert, doch ich habe mich für Hertha BSC Berlin mit Falko Götz entschieden. Jetzt mit einer gewissen Reife würde ich den VfB nicht verlassen, denn dann wäre ich heute einer der guten Bundesliga-Torhüter. Rainer Adrion meinte damals zu mir, ich soll nicht wechseln.

Unter anderem bot dir die Hertha einen Ausbildungsplatz bei einem Automobilhersteller an. Du und deine Eltern haben sich dafür entschieden. Würdest du heutigen Talenten ebenfalls vorschlagen einen alternativen Weg neben der Fußballkarriere zu gehen?
Strambace: Natürlich hat neben der Ausbildung auch der direkte Profivertrag und das Finanzielle eine Rolle gespielt. Als 17-Jähriger in so einer Metropole zu wohnen war natürlich spannend. Doch nur auf Fußball zu setzen ist schwierig, denn was passiert wenn du dich verletzt? Was kommt danach? Siehe zum Beispiel Sebastian Deisler, mit dem ich früher gut befreundet war. Auf jeden Fall würde ich jungen Spielern raten, nicht nur auf Fußball zu bauen. Auch die Vereine müssen die Spieler dahingehend unterstützen, ähnlich wie die TSG Hoffenheim das macht.

Nach deiner Station in Berlin folgte dann das Wiedersehen mit Rainer Adrion bei den Stuttgarter Kickers. Wann hast du gemerkt, dass es bis ganz oben nicht mehr reicht bei dir?
Strambace:
In Berlin durfte ich als A-Jugendlicher mit den Profis trainieren. Gábor Király und Christan Fiedler waren während dieser Zeit nicht einmal verletzt und ich wollte unbedingt bei den Profis spielen. Ich bekam keine Chance und ging zurück zu den Kickers, die in der Regionalliga von Rainer Adrion und Robin Dutt trainiert wurden. Nach zwei Monaten hatte ich einen doppelten Bänderris und war für zwölf Wochen weg. Als ich zurückkam verloren wir gegen den FC Bayern II und Adrion wurde entlassen. Der eigentliche Bruch entstand durch einen Vorfall in der Familie. Zu der Zeit habe ich gelernt, was Probleme eigentlich sind. Ich bin Einzelkind und es lastete eine Menge Verantwortung auf mir. Natürlich habe ich die Fehler auch bei mir gesucht. Warum hat es nicht geklappt? Aber die Familie geht bei mir immer vor, für mich sind meine Eltern und meine Frau alles.

Deine weiteren Stationen hier in der Umgebung waren unter anderem in der Oberliga beim TSV Schwieberdingen, beim TSV Rohr und beim TSV Bernhausen. Wie bist du dann bei Türskpor Stuttgart gelandet?
Strambace: Zoltan Djenes
, mein damaliger Trainer vom TSV Rohr, hat mich kontaktiert und gefragt ob ich Bock habe in der Bezirksliga anzugreifen. Ich habe zuerst an NAFI gedacht (lacht), aber dann war es der SV Ümmet und ich habe die Aufgabe angenommen. Danach kam der Kontakt mit Özgür Gülbahar zustande, den ich auch schon lange kenne. Für mich war es eine reizvolle Aufgabe, du kannst entweder alles gewinnen oder alles verlieren. Wir sind in der Liga geblieben, die Jungs haben mich schnell integiert und super aufgenommen.

Bei Türkspor hat sich einiges verändert. Unter anderem wurde der Name geändert, außerdem wurde der Vorstand erweitert. Wie erlebst du den Wandel im Verein mit?
Strambace:
Ich sehe die Veränderung als sehr positiv an. Der Verein ist in kürzester Zeit extrem gewachsen und ich denke mit den Ambitionen wird der Verein nicht in der Bezirksliga bleiben. Der Verein wird auch weiter seine Neider haben, aber wenn man sieht was für Strukturen hier aufgebaut werden, wie hart die Leute hinter den Kulissen arbeiten, welche Top-Spieler bei uns sind, dann kann die Zukunft nur positiv werden. Zum Beispiel war das beim TSV Bernhausen anders, dort gibt es sicherlich Gründe warum der Verein nicht aufsteigt und das hat nichts mit den Spielern zu tun.

Nach einer starken zweiten Saisonhälfte im letzten Jahr bereiten Kerem Arslan und sein Trainerteam euch auch auf die neue Saison vor. Die Resultate der Testspiele sind durchaus positiv, was hat sich seit Kerems Einstieg als Trainer verändert?
Strambace: In erster Linie müssen der ganze Verein und wir Spieler Kerem für seine Arbeit in der Rückrunde danken. Wir haben eine klasse Rückrunde gespielt, hatten auch gegen Spielende immer noch Luft, um in den letzten Minuten das Spiel zu gewinnen. Ich denke Kerem ist ein sehr guter junger Trainer, mit viel Potenzial nach oben - von ihm wird man in der Zukunft noch etwas hören. Unsere Vorbereitung läuft super, wir haben uns körperlich stark verbessert und schon einen Landesligisten geschlagen.

Testspiele Türkspor Stuttgart » Sa., 23.07.16 17:30 H SGM TT Göppingen 2 : 1 » Mi., 27.07.16 19:30 H TV Echterdingen 2 : 2 » So., 31.07.16 15:00 H TSV Musberg 5 : 2 » Di., 02.08.16 19:30 A SpVgg 07 Ludwigsburg 1 : 3 » So., 07.08.16 01:00 A SpVgg Stuttgart Ost 1 : 5 » » So., 21.08.16 15:00 A Stuttgarter SC 0 : 10

Was ist das kurzfristige Ziel des Vereins?
Strambace: Das Ziel für diese Saison ist es definitv oben mitzuspielen. Ich will das Wort Aufstieg nicht in den Mund nehmen. Mit einer großen Klappe wie manch andere Vereine in die Liga zu gehen und dann noch trotz sehr großem Vorsprung am Ende abgefangen zu werden, dass soll uns nicht passieren. Wir wollen Schritt für Schritt denken und uns spielerisch weiterentwickeln.

Und das langfristige Ziel?
Strambace: Ich denke, die Landesliga ist das Ziel. Unsere Transfers mit Ali Cetin, Domenico D'Andrea und Behar Hasanaj deuten darauf schon hin. Behar ist zum Beispiel ein sehr guter junger Stürmer von dem man in der Zukunft noch viel hören wird. Auch Feriz Meha ist topfit aus dem Urlaub zurück und zieht richtig mit in der Vorbereitung. Dieses Jahr sind starke Teams mit dabei in der Liga, wir sind gespannt wo wir am Ende landen werden.



Aufrufe: 024.8.2016, 18:45 Uhr
FuPa Stuttgart/Julian KaresAutor