2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Riccardo Schulz hat mit 35 Toren bisher mehr als die Hälfte aller Tore des TSV Mindelheim II in der A-Klasse Allgäu 2 geschossen. Am Sonntag will er seine Torjägerqualitäten im Spitzenspiel beim TSV Mittelneufnach erneut unter Beweis stellen.  Foto: Axel Schmidt
Riccardo Schulz hat mit 35 Toren bisher mehr als die Hälfte aller Tore des TSV Mindelheim II in der A-Klasse Allgäu 2 geschossen. Am Sonntag will er seine Torjägerqualitäten im Spitzenspiel beim TSV Mittelneufnach erneut unter Beweis stellen. Foto: Axel Schmidt

Stille Wasser sind treffsicher

Riccardo Schulz vom TSV Mindelheim II ist einer der erfolgreichsten Stürmer in ganz Schwaben +++ Trotzdem hat der 35-Tore-Mann nur einen Kurzeinsatz in der ersten Mannschaft

Stille Wasser sind tief, heißt es im Volksmund. Manchmal sind sie auch unglaublich treffsicher auf dem Fußballplatz. Miroslav Klose etwa. Oder eben Riccardo Schulz. Der 21-jährige Mindelheimer ist so etwas wie die Erfolgsgarantie des A-Klassisten TSV Mindelheim II.

Die Bezirksliga-Reserve steht nach 21 Spielen auf Rang eins und ist drauf und dran, nach nur einem Jahr wieder in die Kreisklasse zurückzukehren. Maßgeblichen Anteil daran hat Riccardo Schulz. Er hat es bislang auf 35 (!) Saisontore gebracht – und damit mehr als die Hälfte aller Mindelheimer Treffer erzielt. In ganz Schwaben gibt es aktuell nur zwei Spieler, die ein höheres Torkonto haben: Martin Froncek vom SV Wagenhofen-Ballersdorf (39 Tore) und Isa Güden von der TSG Hochzoll (36 Tore). Beide sind in B-Klassen im Kreis Augsburg aktiv.

Für Riccardo Schulz und den TSV Mindelheim II steht am Sonntag (15 Uhr) in der A-Klasse Allgäu 2 das absolute Topspiel an: Es geht zum punktgleichen und offensiv noch torhungrigeren TSV Mittelneufnach. „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt Riccardo Schulz. „Es wird auf Kleinigkeiten ankommen.“ Kleine Fehler in der Defensive, die von den Stürmern ausgenutzt werden. So, wie es ihm in dieser Saison gelingt. „Gerade jetzt mache ich aus wenigen Torchancen viele Tore“, sagt er.

Einen Torriecher hatte er schon immer. Selten gab es eine Spielzeit, in der er nicht regelmäßig getroffen hat. Zu seinen Stärken zählen seine Schnelligkeit, Technik und eben die Abschlussstärke. Die hat sich natürlich herumgesprochen in der Liga. „Es gab schon Spiele, wo zwei Abwehrspieler auf mich abgestellt waren“, sagt Schulz. Trotzdem schießt er weiter Tore am Fließband. Gegen den SV Stöttwang gelang ihm vor zwei Wochen ein Sechserpack. Auch wenn Stöttwang Tabellenletzter ist – sechs Tore in einem Spiel sind eine Seltenheit.

Seit 17 Jahren jagt Schulz nun schon dem Ball nach, fast immer im Trikot des TSV Mindelheim. Nur einmal – als C-Jugendlicher – wechselte er den Verein und ging zur TSG Thannhausen. Obwohl er auch Angebote vom FC Augsburg und dem TSV 1860 München hatte. „Dafür habe ich mich aber zu jung gefühlt. Es wäre mit 13, 14 Jahren schon ein großer Schritt gewesen“, sagt er. Dann doch lieber eine Nummer kleiner bei der TSG Thannhausen, die ja ebenfalls in der Bayernliga spielte. Trotzdem erwischt er sich manchmal, wie er auf diese „Riesenchance“ zurückblickt, die er damals hat verstreichen lassen. Aber er sagt auch: „So, wie es gerade ist, bin ich zufrieden.“

Vielleicht wäre der große Schritt etwas später auch noch gekommen, doch dann schlug das Schicksal zu und Riccardo Schulz’ Vater starb plötzlich. Der Jugendspieler kehrte daraufhin zum TSV Mindelheim zurück. Während sein Thannhauser Teamkollege Erik Thommy zum FC Augsburg wechselte und dort schließlich Profi wurde, schloss Schulz kürzlich die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann ab. Eine Profi-Karriere ist für Schulz nicht mehr denkbar. Doch warum kommt ein 35-Tore-Stürmer bislang nicht in der ersten Mannschaft des TSV Mindelheim in der Bezirksliga zu Zug? „Diese Frage wird mir zurzeit oft gestellt“, sagt Schulz – und gibt auch gleich die Antwort. „Ich habe zu Saisonbeginn dem Purzi (Markus Purz, Trainer der 2. Mannschaft, Anm. d. Red.) gesagt, dass ich die Saison auf jeden Fall in seiner Mannschaft durchziehen will. Wir sind letztes Jahr abgestiegen, sind zusammengeblieben und wollen nun auch wieder gemeinsam den Abstieg reparieren.“ So kommt er in dieser Spielzeit auf ganze acht Minuten Einsatzzeit in der Bezirksliga, beim 2:2 gegen Olympia Neugablonz. Dass es angesichts der angespannten Tabellensituation und der Torflaute der Bezirksligamannschaft zum Saisonende doch zu mehr Einsätzen reicht, ist jedoch nicht ausgeschlossen.

„Natürlich hoffen wir alle, dass es die Erste noch packt und in der Liga bleibt“, sagt er. Er würde seinen Beitrag leisten, allerdings immer nur in den zweiten 45 Minuten, um weiter für die zweite Mannschaft spielberechtigt zu sein. Mit der will Schulz in den letzten fünf Spielen den Aufstieg in die Kreisklasse perfekt machen. „Anfangs wollten wir das Wort ’Aufstieg’ gar nicht in den Mund nehmen. Aber mit der Zeit hat sich das Team gefestigt – und auf das, was wir bisher erreicht haben, können wir stolz sein.“ Außerdem verfolgt er noch ein weiteres Ziel: Er will die 41-Tore-Marke des Rammingers Thomas Waltenberger (jetzt BSK Olympia Neugablonz) aus der vergangenen Saison knacken. „Aber solange wir aufsteigen, ist das nebensächlich“, sagt er.

Aufrufe: 024.4.2016, 07:51 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Axel SchmidtAutor