2024-05-02T16:12:49.858Z

Relegation
„Weil wir ein echtes Team sind!“ Auch die Spieler, die gerade nicht auf dem Platz stehen fiebern voll mit. Fotos: Gatzka
„Weil wir ein echtes Team sind!“ Auch die Spieler, die gerade nicht auf dem Platz stehen fiebern voll mit. Fotos: Gatzka

Jahn im Relegationskrimi: Jetzt im Liveticker

Die Regensburger wollen jetzt das ganz große Ding – und verabschieden sich vom olympischen Gedanken.

Verlinkte Inhalte

Eines steht jetzt schon fest. Die Relegationsspiele um den Aufstieg zur 2. Liga zwischen dem SSV Jahn Regensburg und dem TSV 1860 München werden zwei ganz, ganz große Fußballfeste. Für das Hinspiel am Freitag in der Continental-Arena sind bereits alle 15 224 Karten verkauft. Beim Rückspiel am Dienstag in der riesigen Münchner Allianz-Arena werden bis zu 60 000 Zuschauer erwartet. Für die Spieler des SSV Jahn sind das alles letztlich aber nur schöne Begleitumstände, sagt jedenfalls Mittelfeldstratege Andy Geipl: „Wir sind zum Fußballspielen da und nicht dazu, um zu zählen, wie viele Zuschauer da sind.“

Hier geht`s zum Ticker

Zwei Spiele, 180 Minuten, und dann vielleicht sogar eine Verlängerung und Elfmeterschießen. Dann wird endgültig feststehen, wer in der nächsten Saison in der 2. Liga spielt. Es wird einen großen Gewinner geben und einen großen Verlierer. Letzteres würde übrigens auch für den SSV Jahn gelten, wenn er den Kürzeren zieht. Von einer Rolle des netten, drolligen Underdogs, der froh ist, überhaupt so weit gekommen zu sein, hält Jahn-Trainer Heiko Herrlich nämlich überhaupt nichts. „Wir sehen das nicht olympisch, also etwa nach dem Motto ‚Dabei sein ist alles‘“, sagt er. Jetzt wolle er mit seinem Team schon auch das ganz große Ding schaffen und in die 2. Liga aufsteigen. Herrlich ergänzte in der Abschluss-Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel: „Ja, wir sind ein Gewinner. Wir können nur dann verlieren nur, wenn wir es nicht schaffen, unser Bestes zu geben.“


Teamgeist ein wichtiger Faktor

Wenn auch die Löwen der klare Favorit seien, stünden die Chancen dafür gar nicht mal so schlecht, findet der Ex-Nationalspieler. Seine Mannschaft zeichne ein fester Zusammenhalt aus, der in der Relegation ein entscheidender Faktor sein könnte: „Bei uns kann man Woche für Woche sehen, dass wir wirklich ein Team auf dem Platz haben, in dem jeder bereit ist, alles für den anderen zu geben.“ Den Zusatz, dass es bei den Löwen allem Anschein nach nicht so ist, verkneift sich Herrlich. Es ist aber sowieso ein offenes Geheimnis, dass der TSV 1860 in dieser Saison viel zu wenig aus seinen eigentlich guten Möglichkeiten gemacht hat. Auf der Basis eines individuellen Eins-gegen-eins-Vergleiches müssten die Sechziger gegen den Jahn eigentlich klar gewinnen. „Sie haben sehr gute Einzelspieler“, sagt Herrlich. Insbesondere in der Offensive, in der ehemalige Bundesliga-Stars wie Sascha Mölders oder Ivica Olic, der mit dem FC Bayern einst sogar im Champions-League-Finale stand, spielen, sei der TSV 1860 brandgefährlich.

„Ich erwarte eine spielstarke Mannschaft in ihrem System 3-4-3 und vielleicht nicht soviel Ballbesitz. Aber wir stellen uns nicht hinten rein. Das können wir gar nicht. Das Heimspiel wollen wir zu null bestreiten“, sagte Herrlich, wollte sich aber auf kein Wunschergebnis festlegen. „Ich ein schlechter Tipper und Wünscher.“ Wie wäre es mit einem 1:0? „Das wäre ein Super-Ergebnis. Aber ich halte mich eher an die Dankbarkeit, so ein Spiel haben zu dürfen“, sagt Herrlich. „Und außerdem ist nach dem Heimspiel ja auch erst Halbzeit.“ Als besondere Maßnahme geht es für die Mannschaft dieses Mal auch vor dem Heimspiel für eine Nacht ins Hotel. Er wolle, dass die Spieler durch nichts abgelenkt werden, erklärt der Coach. Die zuletzt angeschlagenen Erik Thommy und Jann George sollen auf dem Platz stehen. „Die Entwicklung ist positiv“, kündigte Herrlich am Donnerstag bei George zwar noch einen letzten Test an, „aber ich bin optimistisch, dass er ihn besteht“. Und auch Thommy, der in der vergangenen Saison zu einem Star der 3. Liga wurde und auf dem die Hoffnungen der Regensburger Fans liegen, machte am Mittwoch „die komplette Einheit mit“.

Wenn das Duo bereit ist, dürfte Herrlich bei der Aufstellung im Vergleich zu den vergangenen Wochen wenig verändern. In der Abwehr hat sich die Lösung mit Benedikt Saller auf rechts, Marcel Hofrath auf links, sowie Sebastian Nachreiner und Marvin Knoll in der Zentrale bewährt. Im zentralen Mittelfeld sind Marc Lais und Andy Geipl ebenso unangefochten wie ganz vorne Marco Grüttner. Auch Kolja Pusch lieferte als hängende Spitze zuletzt gute Spiele ab, so dass er wieder in der Startelf stehen dürfte.

Vier ehemalige Löwen beim Jahn

Für gleich vier Jahn-Spieler ist das Duell mit den Löwen etwas doppelt Besonderes. Andy Geipl, Benedikt Saller, Philipp Pentke und Markus Ziereis trugen früher schließlich auch das Trikot des TSV 1860. Ziereis erzählt, dass er mit ein paar Spielern von damals immer noch im Kontakt sei. Auf dem Platz kann der Stürmer wegen seiner Armverletzung allerdings weiter nicht mitangreifen. Wie auch in den vergangenen Wochen wird Ziereis gemeinsam mit den anderen verletzten Jahn-Spielern von der Tribüne aus mitfiebern. „Ja, das macht uns auch aus, dass wir immer alle mit dabei sind“, erzählt er vom tollen Teamgeist.

Saller, der drei Jahre bei den Löwen spielte, kündigt an, dass der Jahn sich auch von der großen Kulisse in München nicht einschüchtern lassen werde: „Wir haben dieses Jahr schließlich schon ein paar große Spiele gehabt. Zum Beispiel in Magdeburg vor 20 000 Zuschauern, und da haben wir auch einen Riesen-Job gemacht.“ Wenn einer beim Warmmachen vom Blick auf die voll besetzten Ränge dann doch etwas beeindruckt wäre, würde ihn Torwart Philipp Pentke wieder aufbauen. Der bleibt schließlich ganz gelassen und versucht auch seine Teamkollegen zu beruhigen: „Die Jungs brauchen keine Angst zu haben, sondern sollten sich einfach nur auf diese Spiele freuen.“

Aufrufe: 026.5.2017, 07:55 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor