2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Allzweckwaffe und Team-Leader: Marvin Knoll Foto: Eibner
Allzweckwaffe und Team-Leader: Marvin Knoll Foto: Eibner

Elfmeter sind beim Jahn nun Chefsache

Kiel kommt zum Spitzenspiel. Nach dem Last-Minute-Drama von Wehen soll es Marvin Knoll richten, wenn es einen Strafstoß gibt.

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Die Liste der Aufgaben, die Marvin Knoll beim SSV Jahn Regensburg erledigt, ist lang: Innenverteidiger, Mittelfeldspieler, Einheizer, Antreiber, Vorkämpfer, Führungsspieler, Tattoo-Berater, Teamabend-Organisator und Gelegenheits-Freistoßtorschütze. Das ist eigentlich mehr als reichlich, nun kommt dennoch ein weiterer Job dazu. Nach dem Elfmeter-Drama vom vergangenen Wochenende, als Erik Thommy und Marc Lais in der Schlussphase des Spiels beim SV Wehen Wiesbaden gleich zwei Elfmeter vergaben, muss ein neuer Schütze ran. Und der heißt, klar: Knoll.

Die Rolle des positiven Vordenkers musste Knoll nach dem auf den ersten Blick so unglücklich verlaufenen Spiel in Wiesbaden ausnahmsweise nicht einnehmen. Das machte Trainer Heiko Herrlich selbst. Elfmeter werden ab und an auch mal verschossen, das passiere im Fußball eben, meinte er und wollte nichts davon wissen, dass das Remis am Ende eine gefühlte Niederlage sei. Er lobte sein Team vielmehr ausdrücklich: „Wenn mir jemand vor der Partie gesagt hätte, dass wir einen Punkt in Wiesbaden holen und die Heimmannschaft das feiert wie einen Sieg, dann macht mich das ein Stück weit stolz und glücklich.“



Wer hat die besten Nerven?

Nach Siegen die Spieler auf den Boden der Tatsachen runterholen, nach Niederlagen oder sonstigen Rückschlägen aber nicht noch zusätzlich draufschlagen sondern seine Jungs aufrichten – mit diesem Rezept ist Herrlich in dieser Spielzeit gut gefahren. Grundsätzlich motivieren muss er seine Jungs nun sicher ohnehin nicht mehr. Jeder wird auf die letzten vier Partien der Saison brennen. Gefährlich könnte es vielmehr werden, wenn der eine oder andere überhitzt. Im Aufstiegskampf dürfte sich letztlich durchsetzen, wer die besten Nerven hat.

Aus den verschossenen Elfmetern von Wiesbaden will Herrlich weiter keine große Sache machen. Er sieht auch keinen Anlass, in die teaminterne Kommunikation einzugreifen. Grundsätzlich sei er der Meinung, dass es das Beste ist, „wenn sich die Spieler direkt auf dem Platz untereinander abstimmen und dann der zum Punkt geht, der sich aktuell am stärksten fühlt“. So sei es auch zuletzt gewesen. Nun habe die Mannschaft sich aber bereits vor dem Spiel gegen Kiel intern beraten. Mit dem Ergebnis, dass Marvin Knoll schießen wird, wenn es denn einen Elfmeter für den Jahn geben würde.

Immer noch in Schlagdistanz

Für den Fall, dass Knoll wirklich antreten muss, wird er das Selbstvertrauen, das er sich in dieser Saison mit überragenden Leistungen erarbeitet hat, gut gebrauchen können. Denn der Druck dürfte immens sein. Im Saisonfinish zählt jeder Punkt. Der Jahn hat durch das Unentschieden im Wiesbaden etwas an Boden verloren, ist aber immer noch in Schlagdistanz und könnte mit einem Sieg Kiel überholen.

Wer in der Tabelle der 3. Liga nun Jäger und wer Gejagter ist, interessiert Herrlich aber immer noch nicht. Er hält es genauso wie in den vergangenen Wochen und nimmt das Wort Aufstieg nicht in den Mund. Er will nur über das nächste Spiel reden, obwohl er freilich einräumt, dass er die „Diskussionen drumherum akzeptiert“. Und drumherum ist die Euphorie um den Jahn riesig. Mehr als 10000 Zuschauer werden am Samstag – Anpfiff ist um 14 Uhr – erwartet. Herrlich freut das: „Ich denke, die Mannschaft hat sich das mit ihren Leistungen in diesem Jahr auch verdient.“

Vor voller Hütte Vollgas geben – das wird das Ziel der Regensburger sein. Bei der Aufstellung für diese Mission muss Herrlich wieder einmal umplanen. Neben Andy Geipl, der ein letztes Mal wegen seiner Rot-Sperre fehlt, muss nun auch noch Kolja Pusch aussetzen. Er sah in Wiesbaden die fünfte gelbe Karte der Saison und ist deswegen ebenfalls gesperrt. Für ihn gibt es mehrere mögliche Vertreter. Andre Luge oder Haris Hyseni seien Kandidaten, meint Herrlich und bescheinigt insbesondere Hyseni eine „derzeit sehr gute Verfassung“.

Aufrufe: 028.4.2017, 18:30 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor