2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Erik Thommy (links) und Marco Grüttner konnten in dieser Saison schon über viele Tore jubeln. Foto: Eibner
Erik Thommy (links) und Marco Grüttner konnten in dieser Saison schon über viele Tore jubeln. Foto: Eibner

Der Supersturm des Jahn macht Freude

Die Regensburger haben so viele Tore erzielt wie kein anderes Team der 3. Liga. Fans und ehemalige Spieler sind begeistert.

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Die Gegner wissen mittlerweile eigentlich alles über den Sturm des SSV Jahn Regensburg. Sie wissen, dass auf den Außenbahnen Erik Thommy und Jann George permanent Dampf machen und sie wissen, dass in der Mitte Marco Grüttner um sein Leben rennt. Ein Rezept, diese drei in den Griff zu bekommen, haben bislang aber nur die wenigsten gefunden. Zumal mit Kolja Pusch und Andy Geipl im Mittelfeld noch zwei exzellente Fernschützen lauern, die das Offensivrepertoire der Regensburger erweitern. 54 Tore haben die Aufsteiger aus der Oberpfalz in dieser Saison bereits geschossen – so viele wie keine andere Mannschaft.

In der vergangenen Saison in der Regionalliga Bayern hatten die Regensburger mit 61 Toren ebenfalls den besten Angriff. Die Lust am Stürmen nahmen sie einfach in die 3. Liga mit, zumal zwei Neuzugänge voll einschlugen. Grüttner hatte im Konkurrenzkampf mit den zwei anderen Mittelstürmern des Teams, Markus Ziereis und Haris Hyseni, von Beginn an die Nase vorn. Thommy war bereits bei seiner Ankunft in Regensburg der große Hoffnungsträger und übertraf die Erwartungen sogar noch. Mit seinen pfeilschnellen Dribblings reißt der vom FC Augsburg für eine Saison ausgeliehene Flügelflitzer die gegnerischen Abwehrreihen auf und schließt dann entweder selbst ab oder versorgt seine Nebenspieler mit maßgeschneiderten Vorlagen.

Die tolle Offensive der Regensburger begeistert auch die Fans. Franz Preuß, Vorsitzender des „Power vom Tower“-Fanklubs sagt, dass es viele Jahre nicht mehr solch tollen Angriffsfußball beim Jahn zu sehen gegeben habe. Insbesondere Erik Thommy habe mit seinem Partner Alexander Nandzik bis zu dessen Verletzung auf der linken Seite „immer mächtig Druck“ gemacht. Und auch Grüttner in der Mitte gefällt ihm sehr gut: „Das passt einfach.“ Als „eigentlichen Wahnsinn“ empfindet er es aber, dass es noch mehr Tore sein hätten können: „Wenn sie ihre vielen Chancen noch konsequenter nutzen würden.“

Ähnlich angetan von den tollen Leistungen der Jahn-Angreifer ist Karl Weiß. Der kann das auch einschätzen, schließlich stand Weiß in den 60-Jahren selbst lange für den Jahn auf dem Platz und schoss als Stürmer viele Tore für die Regensburger. „Der Grüttner und der Thommy“ sind ihm besonders positiv aufgefallen, zudem gefalle ihm, wie variabel der Jahn Chancen herausspielt: „Es kommen immer auch viele Ideen aus dem Mittelfeld.“

Eine eingespielte Mannschaft

Als Grund für den Höhenflug sieht Weiß, dass das Team auch nach dem Aufstieg nicht groß verändert worden sei. Die Mannschaft sei voll eingespielt, meint er. Den Aufstieg traut er seinem Jahn übrigens durchaus zu: „Ich würd’s mir auf jeden Fall wünschen.“ Und wenn der Weg in die 2. Liga über die Relegation führen würde, wäre es Weiß auch Recht. Von der Brisanz nicht mehr zu toppen wäre in den Entscheidungsspielen dabei ein Duell mit dem TSV 1860 München, meint er.

Lobreden auf den Jahn-Sturm gab es in dieser Saison auch immer wieder von den Trainern des Gegners. Erst vor zwei Wochen nach dem Heimspiel gegen den SV Werder Bremen II wollte Gästecoach Florian Kohfeldt nicht verschweigen, wie beeindruckt er von den Regensburgern ist. Bei den Angriffen des Jahn habe er „unfassbares Tempo über die Außen“ beobachtet, mit Grüttner gebe es zudem einen Super-Spieler in der Zentrale. „Das ist wirklich schöner Fußball, gegen den man da spielt“, sagte der Werder-Coach

Top-Torjäger des Jahn ist Mittelstürmer Grüttner. Er hat bislang elf Mal ins Schwarze getroffen. Mit je acht Treffern folgen dahinter seine Sturmkollegen Thommy und George. Wie gefährlich auch die zweite Reihe der Regensburger ist, belegt die Tatsache, dass mit Andy Geipl, Marc Lais und Kolja Pusch gleich drei zentrale Mittelfeldspieler selbst jeweils sechs Tore erzielt haben. Im direkten Vergleich mit der bislang letzten wirklich erfolgreichen Generation des Jahn, den Zweitligaaufsteigern von 2012, hat die aktuelle Mannschaft in punkto Angriff klar die Nase vorn. In den ersten 34 Saisonspielen hatte die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl damals sechs Treffer weniger erzielt.

Am Samstag steht nun das Duell mit Kiel, einem direkten Konkurrenten im Aufstiegskampf an – und dieses Spitzenspiel wollen sich die Fans nicht entgehen lassen. Der Jahn rechnet mit einer tollen Kulisse, sogar ein Saisonbestwert von über 10 000 Zuschauern scheint möglich.

Jahn-Trainer Heiko Herrlich tut derweil sein Bestes, dass seine Spieler trotz des Lobs von allen Seiten nicht nachlassen. Sicher, seine Stürmer haben es bislang schon gut gemacht, gibt er zu, „doch es ist immer noch Luft nach oben“. Zwar erspiele sich seine Mannschaft wirklich sehr viele Chance heraus, vergebe aber noch zu viele.

Fokus auf die Abwehrarbeit

In der Vorbereitung auf die Partie gegen Kiel wird sich Herrlich wohl ohnehin wieder vor allem seiner Lieblingsaufgabe widmen – der Verbesserung der Abwehrarbeit. Seit seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren predigt er, dass sich die Mannschaft hier noch steigern müsse. Erfolge seien im Fußball nur möglich, wenn es wenig Gegentore gibt. Das stimmt zweifellos. Wenn es am Samstag aber wie so oft so ist, dass seine Mannschaft am Ende einfach eins mehr schießt als sie hinten reinkriegt, wird es Herrlich wohl auch Recht sein.

Aufrufe: 028.4.2017, 08:00 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor