2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Sein Bayernliga-Debüt für Jahn II gab Florian Wagner im November – eben erst 17 geworden – beim Auswärtsspiel gegen Hankofen-Hailing.  Foto: Paul Hofer/FuPa
Sein Bayernliga-Debüt für Jahn II gab Florian Wagner im November – eben erst 17 geworden – beim Auswärtsspiel gegen Hankofen-Hailing. Foto: Paul Hofer/FuPa

17-jähriger Abbacher steht im Jahn-Tor

Florian Wagner fängt in der Bayernliga und trainiert mit den Profis. Wie Aias Aosman hat er das „falsche“ Geburtsdatum.

Aois Aosman kennt das Gefühl einer Alterskorrektur. Von einem Tag auf den anderen wurde der Profi-Kicker von Dynamo Dresden, der früher beim SSV Jahn Regensburg spielte, knapp ein Jahr jünger. Seine Geburtsurkunde aus Syrien tauchte auf und datiert ihn auf 1994, er war von 1993 ausgegangen. Ähnlich könnte sich Torwart Florian Wagner vom SSV Jahn fühlen. Gibt man seinen Namen auf „transfermarkt.de“ ein, wird er als 18-jähriger Spieler ausgewiesen. Tatsächlich ist der Bad Abbacher – zuverlässig – ein Jahr jünger. „Da gibt es einen anderen Florian Wagner, ich glaub’ aus Burghausen, vielleicht war er mal beim Jahn. Er steht irrtümlich drin“, schmunzelt der 17-Jährige.

„Nach eineinhalb Stunden Training mit den Profis bin ich fertig.“ Florian Wagner

Am Alter des jungen Keepers gibt es auf Basis deutscher Gründlichkeit nichts zu deuteln. Schließlich ist auch verbrieft, dass der Abbacher im Herbst des Vorjahres eine Sondergenehmigung brauchte, um beim SSV Jahn II in der Bayernliga Süd im Kasten zu stehen. Eigentlich ist der Bursche – geboren am 1. November 1999 – zu jung dafür. Unerwartet kam der Schüler des Goethe-Gymnasiums am 26. November 2016 zu seinem Bayernliga-Debüt. Sein Namensvetter und Torhüterkollege Nico Wagner sah in der 40. Minute die rote Karte – der 17-Jährige musste in der Partie bei der SpVgg Hankofen-Hailing in den Kasten.


Profi-Training „ist eine andere Liga“

Zwar ging das Spiel verloren (1:2), aber für Flo Wagner war es der erste Ritterschlag. „Das war schon eine Auszeichnung für mich. Ich bin ja noch der jüngere Jahrgang der U19“, sagt er. Ein zweiter Einsatz für Jahn II folgte vor zwei Wochen von Beginn an beim 3:1-Sieg in Ismaning. Der Abbacher weiß aber, wo er hingehört. In der U19-Bayernliga teilt er sich mit Moritz Maiershofer und Andrej Popravak die Torhüterposition. „Ich erhebe keine Ansprüche auf eine andere Rolle. Ich nehme jeden Einsatz in der zweiten Mannschaft als Erfahrung mit.“ Erfahrung sammelt Wagner auch im Training der Profis. „Da kommt manchmal die Anfrage, ob ich Zeit hätte, weil sie einen dritten Torwart brauchen.“ Vormittags kann der Gymnasiast freilich nicht, aber sonst steht er jederzeit zur Verfügung. „Einmal hat mir U21-Trainer Harry Gfreiter um halb drei Uhr eine SMS geschickt: Um drei ist Training – kannst du?“ Wagner packte seine Sachen und düste nach Regensburg. Seine Mutter Sabine Wagner macht meistens den Fahrdienst.

„Unser Sohn soll nicht von einem Spielerberater dahin und dorthin verfrachtet werden.“ Jörg Weinbeck

Das Training der Profis sei, so der Youngster, „eine andere Liga“. „Allein wenn du in die Kabine kommst: Alles liegt bereit, die Spieler sind hoch konzentriert, manche machen vorher noch Krafttraining. Und alle sind super Typen und machen es einem einfach.“ Ein großer Unterschied sei, dass die Drittliga-Torhüter ihre eigene Übungseinheit kriegen. „Heiko Herrlich sagt vielleicht: Schön, dass du da bist. Dann übernimmt schon Torwarttrainer Kristian Barbuscak.“ Ungewohnte Fangübungen setzt dieses spezifische Training auch – bisweilen hechten die Keeper nach Tennisbällen.


„Eiskalter“ Markus Ziereis

Zum Abschluss rücken die Schlussmänner für die Spieler zwischen die Pfosten und werfen sich bei Schusstraining oder Flankenübungen ins Zeug. Wer unter den Jahn-Profis den schärfsten Schuss hat, kann Wagner so nicht benennen. „Bei Markus Ziereis fällt mir auf, dass er eiskalt ist. Einen strammen Strich haben aber nicht nur die Offensivspieler, sondern auch die Verteidiger. Die Schüsse sind fest und platziert.“ Nach eineinhalb Stunden sei er „fertig“, gesteht der 17-Jährige. „Das ist ein Niveau, das einem alles abverlangt.“ Die Woche ist für den Abbacher mit täglich Training, hauptsächlich in der U19, und am Wochenende mit Spiel gut ausgefüllt. Seit zwei Jahren hält Florian Wagner für den Jahn. Zuvor war er zwei Jahre im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC Ingolstadt. „Dort hatten wir eine geile Saison mit dem Aufstieg der U15 in die Regionalliga. Das zweite Jahre verlief nicht optimal.“ Deshalb fragte die Familie bei Jahn-NLZ-Leiter Christian Martin an und fädelte den Wechsel ein. „Ich denke, ich habe mich in den vergangenen Jahren gut entwickelt“, so der 1,90-Meter-Mann. Profi-Pläne hegt der Bad Abbacher bislang noch nicht. „Ich bleibe realistisch. Später als Vertragsamateur neben meinen Studium etwas dazu zu verdienen, wäre ein vernünftiges Ziel.“



Einmal in der Conti-Arena halten

Sein Vater Jörg Weinbeck hat mit Trainern über die Aussichten seines Sohnes gesprochen. „Wenn er so weitermacht, sollte zumindest der obere Amateurbereich kein Problem sein, sagen die Betreuer. Wir als Eltern unterstützen ihn, wir wollen aber nicht, dass er über einen Spielerberater dahin und dorthin verfrachtet wird“, erklärt Weinbeck. „Beim Jahn ist er gut aufgehoben. Nächstes Jahr macht er das Abitur, was ein wichtiger Schritt ist.“ Einen Traum verfolgt Florian Wagner schon: „In der Conti-Arena mal im Jahn-Tor zu stehen, wäre ein super Erlebnis.“ Jung genug ist der Abbacher Torwart, um solche Ziele zu erreichen.

Aufrufe: 026.3.2017, 08:00 Uhr
Martin RutrechtAutor