2024-05-10T08:19:16.237Z

Analyse
Augen zu und durch! Regensburgs Uwe Hesse (links) zeigt gegen die Stuttgarter Kicker Einsatz, ein Treffer gelingt aber auch ihm nicht.  Foto: Nickl
Augen zu und durch! Regensburgs Uwe Hesse (links) zeigt gegen die Stuttgarter Kicker Einsatz, ein Treffer gelingt aber auch ihm nicht. Foto: Nickl
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SSV Jahn: glücklos, torlos, ratlos

Gegen die Stuttgarter Kickers gibt es die nächste Pleite in der 3. Liga +++ Nach der Partie gibt es nur noch Durchhalteparolen

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Als dann alles vorbei, das rettende Ufer in noch weitere Ferne gerückt war, griff Ratlosigkeit um sich, Fassungslosigkeit stand in den Gesichtern der Spieler geschrieben, pure Verzweiflung hat Besitz vom Jahn-Tross ergriffen. 0:2 - die vierte Zu-Null-Niederlage in Serie und die insgesamt 15.Pleite im 21. Saisonspiel. Der Regensburger Fußball-Drittligist ließ mit seinem zerzausten Vortrag gegen die Stuttgarter Kickers auch kaum Resthoffnung zurück. Das Team von Trainer Christian Brand ist unterwegs wie ein Direktabsteiger. Allmählich müssen die Rotweißen ernsthaft daran denken, die Orte künftiger Regionalliga-Gegner wie Buchbach, Garching oder Schalding-Heining ins Navi des Mannschaftsbusses einzugeben.

Neun Punkte beträgt jetzt schon der Abstand des Tabellenletzten auf einen Nichtabstiegsplatz, die Tordifferenz von minus 23 Treffern ist eine zusätzliche Belastung. Ob es dennoch was gebe, was ihn noch zuversichtlich für den Abstiegskampf stimme, ist Uwe Hesse nach der Partie gefragt worden. Es sei noch alles möglich in den restlichen 17 Saisonspielen, meinte der Flügelspieler. ,,Wir haben noch eine Chance, aber wir müssen endlich punkten", gab Lukas Sinkiewicz zu Protokoll. Auch die Aussage von Oliver Hein klang deutlich nach Durchhalteparolen. ,,Auch wenn uns viele schon abgeschrieben haben, wir geben nicht auf", sagte der Kapitän.

Doch die Hoffnungen auf ein glückliches Ende des Spieljahres 2014/15 schwinden zusehends. Wieder zu harmlos, zu schwach im Abschluss präsentierte sich der Jahn in einem Spiel, das eigentlich bereits beendet war, bevor es richtig begann.

Slapstick-Treffer zum frühen 1:0

Vor 2909 Zuschauern führten die Stuttgarter schon nach knapp drei Minuten mit 1:0. Ein Slapstick-Treffer, wie man ihn nicht oft sieht. Der an sich gefahrlose 20-Meter-Freistoß von Fabian Baumgärtel landete in der Mauer, wo der Ball von Aias Aosman so unglücklich in die andere Richtung abgefälscht wurde, dass der müde Rettungsversuch von Stephan Loboué zu spät kam. Kurz darauf war der Keeper besser im Bilde, als er einen Schuss von Halimi zur Ecke lenken konnte.

Der Jahn wehrte sich, war dann relativ gut im Spiel, doch wird bei ihm regelmäßig ein Wanderpokal fürs Auslassen guter Chancen vergeben. Nach Zuspiel von Aosman scheiterte Jonas Erwig-Drüppel an Kickers-Torwart Korbinian Müller, der anschließend auch gegen Hein rettete. Abermals Erwig-Drüppel und dann Lukas Sinkewiecz hatten im ersten Durchgang noch Möglichkeiten - wenn auch vage. ,,Da fehlt im letzten Moment ein Tick Konzentration, da rutscht man aus, da will man zu viel. Das sind alles so kleine Details, die fehlen, um ein Tor zu erzielen", klagte Coach Brand, der seinen Jungs trotzdem eine ,,gute erste Hälfte" bescheinigte.

Aus Ballbesitz nichts Zählbares gemacht

Doch war seine Mannschaft erneut nicht in der Lage, einen Rückschlag umzubiegen. Die körperbetont spielenden Kickers verschanzten sich vor der Pause meist in der eigenen Hälfte. Der Jahn hatte mehr Ballbesitz, machte aber nichts Zählbares daraus. Effizienter waren die Kickers, die über wenige Stationen den Weg nach vorne suchten und schon vor der Pause hauchdünn die Vorentscheidung verpassten. Bei einem Schuss von Elia Soriano ging der Ball an die Latte, und kurz darauf zielte Gerrit Müller knapp am Jahn-Tor vorbei.

Gespielt war eine knappe Stunde als Aias Aosman es ohne Erfolg aus der Distanz versuchte. Dann klemmte der Spielaufbau beim Jahn, die Mannschaft wurde von Minute zu Minute harmloser und der gegnerische Strafraum zu einer weitgehend verkehrsberuhigten Zone. Dagegen waren die Stuttgarter gefährlich unterwegs. Erst traf Halimi nur die Latte, dann verzog Gerrit Müller. Das Unheil war aber nur aufgeschoben. In der 75. Minute ließ Jahn-Verteidiger Stani Herzel gegen Gerrit Müller das Bein stehen. Ein klarer Elfmeter, den Marc Stein für die Kickers sicher zum 2:0 verwandelte. Die Regensburger kamen nicht mehr zurück. Außer der Chance, die Daniel Steininger nach einem Aosman-Pass kläglich versiebte, brachten sie nichts Nennenswertes mehr zusammen.

,,Uns fehlt einfach das Glück

Der Rest war schlechte Laune. ,,Es fehlt uns einfach das Glück", fasste Abwehrmann Gino Windmüller frustriert das Geschehen zusammen. Es fehlt schlicht aber auch die Qualität, vor allem in der Offensive. Deshalb musste sich der für die Einkaufspolitik verantwortliche Jahn-Sportchef wieder einmal ,,Keller raus-Rufe" von den Fans anhören. In der Tat. Der Kader gibt nicht viele konkurrenzfähige Alternativen her. Extrem betroffen vom personellen Notstand - am Samstag fehlten gleich neun Mann - ist die Offensive. Deswegen soll die Mannschaft in der Winterpause gezielt verstärkt werden. Aufgrund der Tabellensituation, kann das vielleicht aber schon zu spät sein.

Aufrufe: 014.12.2014, 17:10 Uhr
Heinz ReichenwallnerAutor