"Erster Saisonsieg wird wie die Meisterschaft gefeiert"

Wo viele Vereine, Teams oder Spieler schon längst die Reißleine gezogen hätten, arbeitet Fabian Szymanski in Ruhe mit seinem Kader weiter - und das trägt auf den zweiten Blick Früchte. "Wir haben unter meiner Führung keine Saison mit unter 100 Gegentoren abgeschlossen. Dennoch muss ich betonen, dass sich meine Mannschaft fußballerisch tierisch weiterentwickelt hat. Ich weiß, das klingt schräg", meint der Übungsleiter.

Vor allem für die horrende Anzahl der Gegentore kennt Szymanski die Gründe. Gegen die Sportfreunde treten die Gegner derart motiviert auf, "der Schießbude der Liga zweistellig einzuschenken", dass es für Westenfeld selbst kaum möglich ist, vernünftig ins Spiel zu kommen. "Wir werden 90 Minuten hinten reingedrängt, das geht an die Substanz. Oft fehlt auch der Respekt vor uns", vergleicht der Übungsleiter die Einstellung der Kontrahenten, denn: "Das kennt doch schließlich jeder: Vor dem Tabellenführer hat man immer großen Respekt, aber gegen das Schlusslicht geht man mit breiter Brust ins Spiel. Ein hoher Sieg gegen uns tut jeder Mannschaft gut."

Durch den großen Druck ist es für die Sportfreunde selbst eine Herkulesaufgabe, eigene Offensivaktionen zu fahren und Treffer zu erzielen. Die Ausbeute ist mit elf Treffern bislang frappierend und somit alles andere als förderlich für das Selbstbewusstsein. Dafür stimmt jedoch die Kameradschaft. Auch die Moral ist ungebrochen. "Alle Spieler wissen, worauf sie sich eingelassen haben", berichtet der 26-Jährige weiter. "Die erste Frage, die ich neuen Spielern stelle, ist, ob sie die Tabelle kennen. Bei uns zählen mit Zuverlässigkeit und Kameradschaft andere Werte, die diese Mannschaft seit Jahren am Leben halten. Dazu zählen auch kleine Erfolgserlebnisse." Ein Versprechen gibt der Coach gleich mit: "Unser erster Saisonsieg wird wie die Meisterschaft gefeiert."

Taktisch versucht Szymanski seine Mannschaft ebenfalls weiterzuentwickeln, obgleich das gar nicht mal so einfach ist. Taktikeinheiten an der Leinwand gehören zum Training den Schlusslichts dazu, aber vor allem zu Beginn schaute der Coach in fragende Gesichter. "Ob Raumdeckung oder Viererkette, das war für die meisten Spieler ein Novum", sagt er. "Ich habe schon mehrfach das System umgestellt, vor allem in Defensive. Angefangen über den Libero mit Manndeckung zur Viererkette, wieder zurück zum Libero und nun über eine moderne Dreierkette zurück zur Viererkette." Die Mechanismen greifen immer besser, aber solange die Gegner derart motiviert auftreten, "bleibt es vor allem aus mentalen Gründen schwierig, Stand zu halten".

Noch bleiben sechs Spiele Zeit, um den ersten Punkt oder gar den ersten Sieg einzufahren. Mit FSV Sevinghausen II (Vorletzter) und Rasensport Weitmar II (Elfter) stehen zwei machbare Auswärtsfahrten auf dem Programm, obgleich die anderen Gegner von oben kommen. Vor allem die letzte Partie wird wohl eine unlösbare: Es geht zu Rot-Weiß Stiepel III, dem designierten Meister. Der Tabellenführer wird am 28. Mai wohl seinen Aufstieg in die Kreisliga B feiern. Auch wenn die Spielzeit 2016/2017 ohne Punkte für Sportfreunde Westenfeld II enden sollte, darf auch die Auswahl um Trainer Fabian Szymanski erhobenen Hauptes in die Sommerpause gehen. Bei diesem Team zählen heuer noch andere Werte - und das tut erfrischend gut.