2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

"Sport ist Integration"

Gemeinde, SSV Heimerzheim, Schulen, Awo und Sportverband unterstützen Kunstrasen-Projekt

Khaled (14), Edris (16), Nesam (17) und Asam (15) kommen aus Afghanistan. Von dort haben sie sich auf den Weg nach Deutschland gemacht. Alleine. Ohne ihre Familien. Jetzt sind sie im Flüchtlingsheim in Heimerzheim gelandet. Die Jungs spielen gerne Fußball und können ihrem Hobby nun in der B-Jugend des SSV Heimerzheim nachgehen.

„Die haben durchaus Talent“, hat SSV-Vorsitzender Heinz Schucht jüngst beim ersten Training des Quartetts festgestellt. Die Arbeiterwohlfahrt Swisttal übernimmt zunächst einmal für ein Jahr die Mitgliedsbeiträge der Jungs – insgesamt 200 Euro, wie Maria Gleißner zusicherte.

Bald sollen die jungen Kicker aus Afghanistan mit ihren Mitspielern vom SSV, darunter auch etliche mit Migrationshintergrund, auf Kunstrasen kicken. Eine „große Koalition“ aus Swisttal unterstützt den geplanten Bau eines Kunstrasenplatzes in Heimerzheim. Das Projekt wird als Voraussetzung dafür angesehen, dass der SSV Heimerzheim und die beiden Schulen im Ort auch weiter Integrationsarbeit leisten können. Denn der Tennenplatz ist nur noch bedingt für den Sport geeignet: im Sommer staubig, im Winter matschig oder eisig. Der Neubau samt Laufbahn kostet rund 1,2 Millionen Euro. Er könnte zu 80 Prozent gefördert werden. Den Rest würde die Gemeinde bezahlen. Das Geld ist bereits in den Haushalt eingestellt.

Heute wird der Swisttaler Gemeinderat deshalb neben dem Förderantrag zur Erweiterung des Jugendtreffs im Alten Kloster einen Antrag zur Förderung des Kunstrasenprojekts ans NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr auf den Weg bringen. Damit soll versucht werden, Geld aus dem Sonderprogramm „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“ zu bekommen. Dieser „Topf“ ist mit 72 Millionen Euro gefüllt. Eine Jury, bestehend aus Vertretern verschiedener Landesministerien und der Wissenschaft, wird Mitte März entscheiden, welche Projekte gefördert werden.

Bei einer Besichtigung des Platzes sprach sich Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner für das Projekt aus. Sie sagte, in Heimerzheim lebten 1400 Kinder und Jugendliche, darunter viele Flüchtlinge. Deshalb seien die Offene Tür und der Sportplatz so wichtig. „Sport ist Integration“, sagte sie. Und die funktioniere im Fußball am einfachsten. Denn die Regeln seien auf der ganzen Welt gleich. Bei einem positiven Bescheid könne noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden. Sie freue sich, dass das Projekt breite Unterstützung erfahre: von den Schulen, dem SSV, der Awo und vom Gemeindesportverband. Dessen Vorsitzender Klaus Jansen sagte, außer dem Sport hätten die jungen Flüchtlinge in der Gemeinde keine Chance, sich einzubringen. Sport fördere das Selbstbewusstsein und die Integration. Insofern sei das eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Landrat Sebastian Schuster ließ mitteilen, die Vereine benötigten für ihre Integrationsarbeit hochwertige Ausstattung, die in Heimerzheim zurzeit nicht gegeben sei. Axel Fuhs, didaktischer Leiter der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule, betonte, ein neuer Platz sei auch für die Bildung der Sportprofilklasse im nächsten Schuljahr wichtig. Die Schule betreue morgens momentan 35 Flüchtlingskinder. Aber die Kinder benötigten auch am Nachmittag Betreuung: „Der Fußball wird auch ohne Sprache verstanden.“

Heinz Schucht sagte, der SSV kümmere sich bereits seit den 1990er Jahren um Integration, damals seien es vorwiegend Aussiedlerkinder gewesen. Und er versprach, dass die Flüchtlinge beim Bau des Platzes mithelfen. Auch Ortsvorsteher Hermann Leuning und der Vize-Vorsitzende des Fußballverbandes Mittelrhein, Hans-Christian Olpen, sagten dem Projekt ihre Unterstützung zu.

Aufrufe: 023.2.2016, 15:00 Uhr
General-Anzeiger / Hans-Peter FussAutor