2024-05-02T16:12:49.858Z

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Silke Erath vom FC Grüningen kann Amateurfußballerin des Jahres werden.  | Foto: ZVG
Silke Erath vom FC Grüningen kann Amateurfußballerin des Jahres werden. | Foto: ZVG

Silke Erath als Amateurin des Jahres nominiert

46-jährige Spielerin des FC Grüningen steht in der finalen Auswahl um DFB-Auszeichnung

Kommt die deutsche Amateurfußballerin des Jahres aus Südbaden? Silke Erath vom Verbandsligisten FC Grüningen hat es unter die letzten Fünf geschafft. Bald heißt es fleißig abstimmen!
"Ich hab ihn erstmal für verrückt erklärt", erzählt Silke Erath über den Moment, als sie von ihrer Nominierung zur Amateurfußballerin des Jahres erfahren hatte. "Sie hat gedacht, dass ich sie veräppel", sagt auch FC-Trainer Jürgen Kleinekorte. Doch es war kein Scherz. Ihre Teamkolleginnen hatten sie beim Wettbewerb von fussball.de, dem offiziellen Portal des DFB, vorgeschlagen. "Ich hab damit null gerechnet, da hatte sich nix angedeutet." Nun zählt Erath zu den fünf Spielerinnen, die für die Auszeichnung in Frage kommen.

Mit 46 Jahren mischt Silke "Silly" Erath noch immer auf hohem Niveau mit und zählt zu den Stützen beim Verbandsligisten aus dem Schwarzwald. Ein Vorbild ist sie. Das zeigt auch ihre Einstellung. Das Training allein reicht nicht aus. "Silly macht noch mehr und ist topfit. Fitter als andere", lobt Kleinekorte. "Ich nenn' sie auch kleine Maschine", schiebt er mit einem Lächeln hinterher. Sich selbst bezeichnet Erath durchaus als sportverrückt. Einst rannte sie am Freitagabend bei einem Spiel erst über den Fußballplatz, um am Sonntag kurzerhand noch einen Halbmarathon in Bräunlingen zu absolvieren. "Das war ein wenig anstrengend", erinnert sie sich. "Aber das war auch schon ne Weile her." Sie hört auf ihren Körper - das heißt, fit zu bleiben, ihm zugleich auch mal eine Pause zu gönnen, ohne dabei aber die Beine wochenlang gemütlich hochzulegen.

Seit über 30 Jahren dabei

Erfahrung, die sich nicht nur in diesem Bereich offenbart. Seit über 30 Jahren spielt sie bereits Fußball. Als Zwölfjährige ist sie in den Verein gegangen. Zu einer Zeit, als Frauenfußball noch in die Nische gedrängt war. "Seit ich denken kann, will ich Fußball spielen", blickt Erath zurück. Auf der Straße kickte sie mit. "Als Mädchen war ich zwar schon gewissermaßen ein Exot, aber bei Kumpels oder in der Schule war das kein Problem." Damals gab es für Mädchen nicht viel Auswahl an Vereinen, in ihrer Umgebung blieb nur Donaueschingen. Längst hat hier eine positive Entwicklung stattgefunden. "Inzwischen gibt es in fast jedem Verein eine Mädchenmannschaft, auch der Verband steht nun dahinter."

In ihrer langen Karriere hat sie viel erlebt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr der Oberliga-Aufstieg mit Donaueschingen oder als sie drei Jahre lang als Spielertrainerin mit ihrem Mann in Pfaffenweiler aktiv war. "Aber ich hatte überall eine schöne Zeit." Der Fußball ist ein Bestandteils ihres Lebens. Als ihr Sohn Yannik eines Jahres im September geboren wurde, trainierte sie im November bereits wieder mit. "Die Familie hat mitgespielt", betont sie. Zumal die Familie die Liebe zum Fußball teilt. Ihr Mann steht beim FC Überauchen zwischen den Pfosten und ist Torwarttrainer in Grüningen, ihr Sohn ist ebenfalls als Keeper aktiv.

Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft

Silke Erath hingegen war lange Zeit Stürmerin. "Jetzt spielt sie auf der Sechserposition", sagt Kleinekorte. "Mittlerweile bin ich nicht mehr schnell genug", gesteht Erath. "Aber ich war auch nie sehr schnell." Grüningen sei im Sturm auch sehr gut besetzt, daher kann sie nun im Mittelfeld die Fäden ziehen. Das Alter merkt man ihr an - doch im positiven Sinne. "Sie führt die Mannschaft, hat vielleicht im Unterbewusststein das Zepter in der Hand", erzählt ihr Coach. "Sie hat die Erfahrung und das Auge. Sie erkennt, wann man mehr und wann weniger machen muss, wann die Mannschaft verschieben soll. Sie macht das sehr souverän." Und mit einem Lachen fügt der Grüninger Trainer an. "Auch mal in allen Tonlagen." Sowohl Kleinekorte als auch Erath selbst bringen es mit einem Wort auf den Punkt: "Bindeglied." Und das auf und neben dem Platz. "Ihr Wort zählt in der Mannschaft ganz viel", berichtet Kleinekorte. Nicht mütterlich sei das Verhältnis zwischen Erath und ihren Teamkolleginnen, die meist um die 20, 21 Jahre alt sind. Sondern freundschaftlich.

Mit 46 Jahren wird sie von Gegnerinnen derweil immer wieder unterschätzt. "Das rächt sich dann manchmal und die Jungen regen sich auf", berichtet Kleinekorte. Auf dem Platz bekommt Silke Erath immer wieder was zu hören. "Die wollen es der Alten zeigen", sagt sie. Vor zehn Jahren sei sie noch aufbrausender gewesen, mittlerweile nimmt sie das gelassen. "Ich konter dann eben auf andere Weise." Eben mal forsch an der alten Dame vorbeitanzen, das funktioniert eben nicht so einfach. Doch es gibt auch positive Reaktionen, zum Beispiel von ehemaligen Weggefährtinnen. Die kommen, mit mittlerweile 30 Jahren, durchaus auf Erath zu: "Cool, dass du noch immer spielst." Im Team des FC Grüningen spielt ihr Alter keine Rolle, nur wenn sie ihre Kolleginnen mal ein bisschen foppen wollen.

Titel nach Südbaden holen

Ihre Wertschätzung hat die Mannschaft durch die Nominierung für die anstehende Wahl gezeigt. Am 7. Februar soll die Wahl über die Kanäle von fussball.de beginnen. Der Verein rührt längst die Werbetrommel für Silke Erath. "Wir sind hier alle sehr stolz auf Silly und ihre Nominierung. Wir wollen alle möglichen Wege nutzen, um den Titel nach Südbaden zu holen", sagt Jürgen Kleinekorte. Ob beruflich oder privat, der FC Grüningen erzählt flächendeckend über die große Chance und wirbt um Unterstützung. Südbaden soll mobil gemacht werden. Und damit seid auch Ihr gefragt: Stimmt ab dem 7. Februar für Silke Erath und beschert ihr die Wahl zur Amateurfußballerin des Jahres 2014!
Aufrufe: 020.1.2015, 13:52 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor