2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Was hier im Hinspiel beim 4:0 von Sandersdorf II über Stedten relativ klar aussah, sah im Rückspiel bereits nach acht Minuten klar für Romonta (gelb) aus. Doch Torsten Schmidt (li.) erzwingt den späten Ausgleich (FOTO: Holger Bär)
Was hier im Hinspiel beim 4:0 von Sandersdorf II über Stedten relativ klar aussah, sah im Rückspiel bereits nach acht Minuten klar für Romonta (gelb) aus. Doch Torsten Schmidt (li.) erzwingt den späten Ausgleich (FOTO: Holger Bär)

ES WAR EIGENTLICH VORBEI, BEVOR ES ÜBERHAUPT BEGANN

Sandersdorfs Zweite liefert ungeahntes Comeback bei Romonta Stedten

Wer Fußballspiele der besonderen Art mag, der sollte sich eine Landesligapartie zwischen dem SV Romonta Stedten und der Reserve der SG Union Sandersdorf genehmigen. Das Hinspiel endete 2016/17 klar 4:0 für Union II, war für die Stedtener Gäste jedoch alles andere als spektakulär. Aber bereits im Vorjahr gab es ein wildes 5:5, welches fast keine Wünsche offen ließ. Sandersdorf lag fünfmal zurück und schaffte es, fünfmal auszugleichen. In diesem Jahr wurde ein anderes, jedoch nicht weniger spektakuläres Drehbuch geschrieben. Dabei schlief der Unionbank inklusive den mitgereisten Sandersdorfern bereits frühzeitig gewaltig das Gesicht ein. Acht Minuten gespielt, und seitens beider Teams schien alles durch. Zum Negativen für die Gäste, zum Positiven für den Platzherren Romonta Stedten.

Marcell Siedler (2.), Niklas Deparade (6.) und schließlich Martin Kropp (8.) trafen aber sowas von frühzeitig dreimal in das von Robert Hahn gehütete Tor von Sandersdorf II, so dass die Sache eigentlich durch schien, bevor sie angefangen hatte. „Oh man, eigentlich war das Ding frühzeitig gegessen“, so Uniontrainer René Höllrigl am Ende mit einem Lächeln. Dieses war dem Trainer der Sandersdorfer nach Anpfiff jedoch schnell abhanden gekommen. „Ich habe nach dem 0:3 schlimmes geahnt, und war da sicher nicht der einzige“, sah Höllrigl eine Anfangsphase, welche sein Team so lasch und sorglos abspulte, das einem Angst und Bange wurde. Romonta hingegen machte das Optimale daraus. Alles fing mit einem zu kurzen Rückpass von Unionkapitän Lucas Rosinsky an. Kropp erlief die Kugel, passte auf Siedler, und der hatte wenig Mühe. Wenig Mühe hatten auch die Kollegen Deparade und Kropp danach. Denn Sandersdorf servierte eine lückenlose Fehlerkette. Doch der Wecker für Union II sollte nun schrillen. Nach und nach wurden alle wach. So wach, dass der soeben frühzeitig eingewechselte Mario Bohmeyer auf 3:1 verkürzte (22.), und Kevin Oertel sogar relativ früh den direkten Anschluss herstellte (3:2/36.). Zur Pause sah das Ergebnis folglich nur wie ein spannendes Fußballspiel aus. Doch es hatte sich schon so einiges ereignet. Sandersdorfs Thomas Franke lieferte im fortgeschrittenen Alter von 37 Jahren eine große Partie. Und das, wie in den letzten Spielen bereits.

Mario Bohmeyer (am Ball) blies nach gemeinschaftlichem wake up zur Sandersdorfer Aufholjagd (FOTO: Holger Bär)

„Nach dem 3:2- Anschluss spielen wir nach vorn, wollen den Ausgleich“, so Höllrigl. Sandersdorfs Coach musste dabei mit ansehen, wie die Romonta große Konterräume nicht entscheidend nutzte. Allein Marcell Siedler verdattelte zum Leidwesen der Heimzuschauer so einige verheißungsvolle Aktionen. „ Das wäre wohl sicher spielentscheidend gewesen, hätte Stedten in dieser Phase nachgelegt“, erkannte Höllrigl, dessen Team jedoch ungeahnt zurückkommen sollte. Geführt von Oberligaakteur Timo Breitkopf- er spielte in Team II da er für Union I per fünfter Gelber gesperrt war- zogen die Sandersdorfer an und versuchten alles. „Über Timo braucht man eigentlich gar keine Worte verlieren. Der Mann ist einfach klasse, fordert in jeder Situation den Ball. Der hat auch keine Angst, wenn er von drei Leuten gleichzeitig bedrängt wird“, lobte Sandersdorfs Trainer den Mann, welcher ansonsten die Fäden im Oberligamittelfeld zusammen hält.

Schlussendlich lief alles auf eine knappe Niederlage der Gäste raus, hätte Kevin Oertel nicht auf dem letzten Loch pfeifend zu einem unwahrscheinlichen Kraftakt ausgeholt. Oertel bediente- nachdem er sich förmlich durchgetankt hatte- Torsten Schmidt. Sandersdorfs Längster machte es in der 90. Minute in Robbenmanier. Schmidt zog nach innen und versenkte mit seiner guten Schusstechnik (3:3/90.). Nach besagtem 5:5 aus dem Vorjahr nun wieder ein Schmankerl, bei welchem jeder Fußballtrainer um Jahre altert. „Wir müssen immer konzentriert bleiben, sonst ist man in dieser engen Liga schnell auf Platz neun oder zehn“, warnte Höllrigl sein nochmal mit blauem Auge davon gekommenes Team. Zugleich aber freute er sich über etwas ganz anderes. Mit Nick Wenner beorderte er frühzeitig Sandersdorfs talentierten A- Junior in die vakante Innenverteidigung. Der Junge aus der Nähe von Roßlau machte sein Ding ganz toll. „Es ist fantastisch anzusehen, wie wir hier quasi mit drei Mannschaften um Punkte kämpfen. Ob meine Jungs aus dem Stamm der zweiten Mannschaft, die stets verschiedenen Verstärkungen von oben aus der Oberliga oder eben die klasse Typen wie Nick Wenner oder zuletzt auch Colin Seliger aus dem A- Juniorenteam der Verbandsliga kicken hier in einer tollen Art und Weise gemeinsam um Sandersdorfer Punkte in der Landesliga“. Diese nicht alltägliche Konstellation macht Höllrigl und den Verein Union Sandersdorf schon mächtig stolz. Denn nur so funktioniert es in der heutigen Zeit.

Aufrufe: 01.5.2017, 22:06 Uhr
Holger BärAutor