2024-04-25T14:35:39.956Z

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Großaspachs Sportdirektor Joannis Koukoutrigas
Großaspachs Sportdirektor Joannis Koukoutrigas

SG Sonnenhof Großaspach hält Ausschau

Interview mit Sportdirektor Joannis Koukoutrigas

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Für Joannis Koukoutrigas ist die SG Sonnenhof Großaspach mit 28 Punkten zur Drittliga-Winterpause „mehr als im Soll“. Große Töne spuckt der Sportchef trotzdem nicht. Vom Aufstieg will der 41-Jährige, der im nächsten Sommer zehn Jahre im Amt sein wird, nichts wissen, vorerst bleibt die 45-Punkte-Marke das Ziel. Unter anderem spricht Koukoutrigas im Interview mit unserer Zeitung über die ersten sechs Monate mit Trainer Oliver Zapel, über sein Prinzip bei der Suche nach neuen Kickern und aktuelle Personalien.

Nur vier Punkte Rückstand auf den Tabellendritten, aber acht Zähler Vorsprung auf den Drittletzten – warten Trainer und Mannschaft vielleicht nur darauf, dass der Sportdirektor endlich das Signal zum Angriff gibt? Nein, das denke ich nicht. Im Sommer gab es einen großen Umbruch und das Ziel der SG Sonnenhof in der Dritten Liga wird der Klassenverbleib bleiben. Alles andere wäre vermessen als Klub aus der kleinsten Gemeinde im Profifußball. Natürlich wollen wir uns mittelfristig in dieser Liga etablieren, aber Stand heute sind wir mehr als im Soll.

Mit bereits 28 Punkten sollte es aber schon der Anspruch der SG sein, sich möglichst frühzeitig in Sicherheit zu bringen, oder? Wenn wir so schnell wie möglich die 45- Punkte-Marke erreichen würden, hätte das den Vorteil, dass wir für die kommende Saison in Ruhe planen können. Und es wäre auch für das Nervenkostüm aller Beteiligten erholsamer.

Hand aufs Herz – hätten Sie im Sommer, als sich Erfolgscoach Rüdiger Rehm kurz vor Beginn der Vorbereitung nach Bielefeld verabschiedete und zudem einige Leistungsträger gegangen waren, gedacht, dass Großaspach zur Winterpause so gut dastehen würde? Natürlich macht man sich persönlich sehr viele Gedanken. Aber ich wusste, dass ich das volle Vertrauen des Präsidiums habe und mir deshalb die nötige Zeit nehmen konnte, um den richtigen Trainer und auch die richtigen Spieler für uns zu finden. Zudem wusste ich, dass Spieler wie Pascal Sohm, Nicolas Jüllich oder auch Daniel Hägele, die in der vergangenen Saison längere Zeit verletzt ausgefallen waren, wieder fit sind. Auch auf sie haben wir voll gebaut und wurden nicht enttäuscht.

Oliver Zapel hatte außerhalb des Vereins sicher kaum ein Beobachter als Rehm-Nachfolger auf dem Zettel. Was sprach für ihn? Erstens kam er auch von einem Verein vom Land, sogar von einem noch kleineren als unserem. Was aber entscheidend war: Wir wollten einen hungrigen, akribischen Trainer – das ist Oliver, für ihn war es der erste richtige Schritt in den Profibereich und ich gehe davon aus, dass er weitere Schritte machen möchte. Gleichzeitig spricht seine Vita für ihn: Er hat bis 40 Fußball gespielt, er ist ein sehr emotionaler Mensch, was zu uns passt und er hat in kürzester Zeit alle Trainerscheine gemacht.

Ist Oliver Zapel aus dem langen Schatten, den Rüdiger Rehm durch seine Erfolge und seine acht Jahre im Fautenhau geworfen hat, schon herausgetreten oder rechnen Sie damit, dass das Thema hochkocht, sobald es wie im Oktober und November einmal nicht so läuft? Das mag, wenn überhaupt, bei einzelnen Zuschauern mal hochkochen, aber für die Verantwortlichen der SG war das nie ein Gedanke. Wir stehen hinter Oliver Zapel, er macht eine tolle Arbeit und er hat das hundertprozentige Vertrauen der Entscheidungsträger im Verein, zu denen ich mich auch zähle.

Sie hatten mit den Zugängen im Sommer nicht zum ersten Mal ein überwiegend glückliches Händchen, wenn man an Marlon Krause, Manfred Osei Kwadwo oder Lucas Röser denkt. Was ist das Erfolgsrezept? Wir beobachten den Markt sehr intensiv und versuchen, so viele Spiele wie möglich zu sehen. Auch das Netzwerk spielt eine große Rolle und man muss im richtigen Moment zuschlagen können. Das ist bei uns möglich, weil wir bei der SG kurze Entscheidungswege haben, ich muss nicht die Meinung von zehn Personen erfragen. Dies ist sicherlich ein Bonus, den ich gegenüber manchem Kollegen im Profifußball habe. Klar ist aber auch, dass wir bei der SG nur mit Inhalten punkten können und nicht wie andere Vereine mit hohen Gehältern. Bei uns spielen daher Spieler, die vielleicht auch mal einen Knick in der bisherigen Karriere hatten, die aber vor allem voll und ganz vom Konzept der SG überzeugt sind. Mit vielen Spielern bin ich auch über einen längeren Zeitraum in Kontakt, aktuellstes Beispiel ist mit Mario Rodríguez unser erster Winterzugang.

Nagt es an Ihnen, wenn doch einmal ein Fehlgriff wie zuletzt mit Panagiotis Ballas dabei ist, oder ist das eben ein normaler Vorgang? Ich möchte natürlich, dass sich alle 25 Spieler bei uns wohlfühlen und so viel wie möglich spielen. Der Trainer kann aber nur elf Mann aufstellen, dem gesunden Konkurrenzkampf muss sich jeder stellen. Die einen packen es schneller, die anderen brauchen eine gewisse Zeit, wieder andere packen es überhaupt nicht. Dann muss man sehr offen miteinander umgehen, diesen Spielern gerecht werden und ihnen klarmachen, dass sie woanders den nächsten Schritt machen sollten.

Nun steht die nächste Transferperiode an, mit Mario Rodríguez gibt es schon den ersten Zugang. Was erwarten Sie von ihm? Mario ist ein junger Spieler, den ich schon über zwei Jahre kenne. Ich denke, dass er uns qualitativ weiterhelfen wird. Mit ihm und Michael Maria, der auch erst wenige Wochen bei uns ist, ist der Kader noch breiter und besser aufgestellt und der Trainer kann auf noch mehr Qualität als bislang zurückgreifen. Wir wollen Mario Rodríguez so schnell wie möglich integrieren, damit er bei uns seine Bestform erreicht.

Auf welchen Positionen besteht darüber hinaus noch dringender Handlungsbedarf? Der Trainer hat schon erwähnt, dass wir vielleicht auf der linken Verteidigerposition noch aktiv werden. Wir sind aber auch der Meinung, dass es Jeremias Lorch dort sehr gut macht, obwohl er kein gelernter linker Verteidiger ist. Ein Linksfuß, der auch einmal die Linie entlang marschiert und Flanken für die Stürmer schlägt, wäre als Alternative trotzdem vorteilhaft. Wir dürfen aber auch nicht den wie Jeremias ebenfalls sehr jungen Marcel Damaschek vergessen, der sicherlich noch etwas Zeit braucht, aber auf einem guten Weg ist.

Mit Ballas und Binder gibt’s schon zwei Abgänge. Wer will oder muss im Winter noch gehen? Kein Spieler muss die SG verlassen, denn wir haben Verträge bewusst gemacht und halten uns als Verein daran. Wer gehen will, für den sind die Türen aber ebenfalls immer offen. Ich gehe davon aus, dass sich der eine oder andere über die Feiertage Gedanken gemacht, mit seinem Berater gesprochen hat und eventuell auf mich zukommen wird.

Erfahrene Spieler wie Josip Landeka oder Felice Vecchione spielen keine große Rolle. Läuft ihre Zeit in Großaspach ab? Fußball ist ein Tagesgeschäft, daher ist dies schwer zu sagen. Es liegt wie gesagt auch an den Spielern selbst, sie bekommen in der Vorbereitung ab dem 3. Januar wieder ihre Chance, dann fangen alle Akteure wieder bei Null an und können Vollgas geben. Das gilt für Josip und Felice, aber insbesondere auch für alle anderen Spieler, die wenig oder überhaupt nicht gespielt haben.

Was ist mit den jungen Spielern, die im Sommer verpflichtet wurden, und bislang kaum oder gar nicht zum Einsatz kamen – also Marcel Damaschek, Lukas Hoffmann, Matthias Stüber. Werden sie ausgeliehen, damit sie woanders Spielpraxis sammeln können? Marcel Damaschek und Lukas Hoffmann sind Juwelen, die geschliffen werden müssen. Sie haben im vergangenen halben Jahr einen sehr großen Schritt gemacht. Ich hoffe, dass sie geduldig bleiben und weiter an sich arbeiten, weil genau sie die Zukunft der SG sind. Matthias Stüber war hingegen leider fast die gesamte Vorrunde verletzt. Er hatte deshalb bisher wenig Zeit, sich zu zeigen und sich weiterzuentwickeln.

Oliver Zapel hatte im Sommer kaum noch Einfluss auf die Kaderplanung. Wird das nun nachgeholt, um den Kader noch besser für die von ihm gepredigte Flexibilität zu rüsten? Nachdem Oliver zur SG gekommen ist, haben wir die Kaderplanung in Absprache mit ihm fortgesetzt. Wir haben daraufhin David Yelldell, Marlon Krause, Manni Kwadwo, Nico Gutjahr und Michael Maria geholt – und mit Arnold Lechler einen Stürmer, den Oliver unbedingt verpflichten wollte. Nun haben wir Mario Rodríguez verpflichtet. Man sieht also, dass es bereits in die Richtung geht, wie der Trainer spielen möchte.

Glauben Sie, dass Zapel im Fautenhau eine Ära prägt wie Rehm? Oder droht bei anhaltendem Erfolg bald der Sprung nach oben? Das ist schwer zu beantworten. Ich hoffe in erster Linie, dass wir gemeinsam weiterhin sportlichen Erfolg haben werden. Wenn der Zeitpunkt kommen sollte, dass Oliver eine Anfrage aus der Zweiten oder Ersten Bundesliga vorliegen hat, müssen wir eben darüber sprechen. Wir sind aber alle gut beraten, uns derzeit auf die anstehenden Aufgaben und das große Ziel Klassenerhalt zu konzentrieren.

Auch für Spieler gilt die SG als Sprungbrett, was wohl auch ein Plus bei Verhandlungen mit potenziellen Zugängen ist. Bleibt es dabei und der Verein kann allenfalls ein etablierter Drittligist werden oder soll es irgendwann doch der Zweitliga-Aufstieg sein? Vom Aufstieg redet von uns Verantwortlichen niemand, wir bleiben auf dem Boden und wissen als Dorfklub, wo wir herkommen. Klar ist aber auch, dass wir uns wie gesagt mittelfristig in der Dritten Liga etablieren möchten. Die SG hat in der Vergangenheit auf allen Ebenen immer wieder Schritte nach vorne gemacht, hierfür sollten wir auch in Zukunft unsere Energie aufbringen und die Philosophie weiter wie bisher leben.

Wann schafft der erste echte Aspacher den Durchbruch in der Dritten Liga? Von allen Talenten, die wir bisher aus der U19 übernommen haben, war Robin Binder sicherlich am nächsten dran, wurde dann aber durch zwei schwere Verletzungen zurückgeworfen. Wichtig wird es sein, dass unsere U19 und U17 mittelfristig in einer möglichst hohen Liga spielen, um so eine noch bessere Durchlässigkeit zu gewährleisten. Wir sind auf einem guten Weg, dürfen aber auch hier nichts überstürzen, das dauert alles seine Zeit. Wir sollten uns wie gesagt weiterhin darauf konzentrieren, kontinuierlich und mit großem Einsatz in allen Bereichen weiterzuarbeiten, alles andere kommt von selbst.

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Aufrufe: 027.12.2016, 13:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Steffen GrünAutor