2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

"Nachspielzeit" mit Manuel Helmlinger

Der Offensivspieler von RWO Alzey spricht im Interview der Woche über Sektduschen zur Meisterschaft, medizinische Wunder und die Zukunft der Rot-Weißen in der Verbandsliga

Alzey. Mit Sektduschen, Aufstiegs-Shirts und Luftschlangen-Geschossen feierten die Landesliga-Fußballer von RWO Alzey nach ihrem 4:0-Sieg vergangenen Freitag in Ingelheim die bereits feststehende Meisterschaft. Für die frühe Vorentscheidung hatte Manuel Helmlinger mit seinem Treffer zum 2:0 gesorgt – bereits Saisontor Nummer 15, das der frühere Regionalligaspieler, wie es typisch für ihn ist, selbst vorbereitet hat. Seine aktive Laufbahn hatte der inzwischen 30-Jährige bereits vor fünf Jahren aufgrund massiver Knieprobleme eigentlich beenden müssen. Nun spielt er seit drei Saisons praktisch durch – ein kleines medizinisches Wunder, das er bei "Nachspielzeit" (unserem FuPa-Interview der Woche) ebenso erläutert wie die Perspektiven der Rot-Weißen in der Verbandsliga.

Manuel, Glückwunsch zur Meisterschaft! Ihr wart ja bestens vorbereitet... Wie ging die Sause denn noch weiter?

Wir konnten uns ja zumindest perspektivisch darauf vorbereiten, dass es die nächsten Wochen klappen wird. Wir hatten schon gehofft, dass es bereits am Freitag klappt. Wir haben erst vor Ort und in der Kabine, dann noch in Ingelheim am Vereinsheim mit den mitgereisten Fans gefeiert. Danach haben wir uns auf den Weg nach Alzey in die Vereinsgaststätte gemacht, wo auch Musik organisiert war. Bei mir ging es Richtung drei Uhr, bei den meisten so plus/minus eine Stunde. Einige sind allerdings noch weitergezogen...

...die Jüngeren...

(lacht) Genau!

Nun bist Du ab kommender Saison Verbandsligaspieler – also nur eine Klasse unter derjenigen, in der Du vor fünf Jahren als Spieler des SV Gonsenheim Deine Laufbahn beenden musstest. Wie kommt es, dass Du wieder voll da bist?

Voll bin ich nicht mehr da. Es ist ein Geben und Nehmen mit meinem Knie, so würde ich es beschreiben. Ich hatte in Gonsenheim versucht, noch einmal fit zu werden. Mir war ja ein Jahr Sportverbot gegeben worden, und ich habe vom Verein jede Menge Zeit bekommen. Ich hatte aber gemerkt, dass es für drei- bis viermal die Woche Training plus Spiel am Wochenende nicht mehr reicht. Also habe ich meinen Trainerschein gemacht. Es war cool, dass mir der Einstieg als Trainer beim FSV Saulheim ermöglicht wurde. Ich hatte mir ausgemalt, vielleicht ab und zu mal mitzuspielen, und wollte das ein halbes Jahr lang in der A-Klasse ausprobieren. Anfangs habe ich schon gemerkt, dass ich eine lange Zeit nicht gespielt hatte, aber es wurde immer besser und besser. So wurde der Ehrgeiz in mir wieder geweckt. Aber ich kann immer noch nicht voll mit der Mannschaft mittrainieren, das geht einfach nicht mehr. Wenn es gut läuft, kann ich zweimal die Woche mitmachen. Außerdem mache ich viel Stabilitätstraining und Fitnesstraining für mich selbst.

Was genau hast Du eigentlich?

Es ging los mit einem Meniskus-Riss und einem leichten Knorpelschaden. Dann hat sich, bedingt durch Falschbelastung, der Knorpel immer mehr geschädigt. Am Ende hatte ich einen Knorpelschaden dritten bis vierten Grades. Somit bestand die Gefahr, später eine Arthrose zu bekommen. Ich habe in Regensburg eine Knorpeltransplantation bekommen. Das Jahr Sportverbot war die Anwachs-Phase. Aktuell ist es für mich ertragbar.

War Dein Trainerschein eine Reaktion auf die Verletzung, oder hattest Du das ohnehin vor?

Ich hatte es vor, aber nicht zu dem Zeitpunkt, sondern eher für die Zeit des Fußballruhestandes. Die Verletzung war so gesehen die perfekte Zeit, weil ich von jetzt auf gleich nichts mehr machen konnte.

Ihr seid bei RWO ja eine richtige Trainer-Truppe. Oliver Rapp war schon zu Verbandsligazeiten Spielertrainer in Bodenheim, zwei Jungs werden jetzt Spielertrainer, Du selbst bist spielender Co-Trainer mit Cheftrainererfahrung. Fällt es da leicht, auf euren Chefcoach Tino Häuser zu hören?

Olli hatte sich ja auch in Mommenheim schon eher von der Trainerschiene zurückgezogen und sich auf seine Führungsqualitäten als Spieler konzentriert. Das hat uns auch gut getan. Bei mir ist es so, dass ich mich voll einbringen kann. Ich habe eine prima Zusammenarbeit mit Tino. Bei ihm und auch bei der Mannschaft ist mein reduziertes Trainingspensum voll akzeptiert.

Wie ist die Rollenverteilung zwischen euch Tino und Dir?

Er ist ganz klar der Chef, ich unterstütze ihn bei den Gedankengängen, der Trainingsplanung und der Aufstellung. Vor dem Spiel fragt er mich auch, wenn einzelne Positionen offen sind. Und ich kann immer etwas anmerken. Aber wenn Entscheidungen zu treffen sind, trifft er sie.

Oftmals haben Co-Trainer ja auch bestimmte Zuständigkeiten, die Standards zum Beispiel.

Die Standards mache ich auch, ja. Und wenn ich gewisse, andere Trainingsinhalte einbringen will, kann ich das auch machen. Vom Typ her passen wir gut zusammen, er ist erfahrener und direkter, ich bin eher der Ruhigere. Das ist eine ganz gute Kombi.

Wie geht es nun für Dich als Aktiver weiter?

Ich muss mich strecken und werde die Sommerpause nutzen, um mich gut vorzubereiten und mich fit zu machen. Dann muss ich gucken, was möglich ist. Ich habe aber den Ehrgeiz, wieder das Maximale rauszuholen. Es motiviert natürlich, wieder die Chance zu bekommen, in Richtung seines früheren Leistungsniveaus zu kommen. Aber ich habe mittlerweile auch kein Problem mehr damit, von der Bank zu kommen und der Mannschaft so zu helfen. Und ich kann mir Erholungsphasen gönnen, da ist absolutes Verständnis da.

Ihr habt individuell eine sehr gute Mannschaft beisammen. Was ist drin in der Verbandsliga?

Das ist sehr schwer einzuschätzen. Wir sind in dieser Saison, gerade in der Rückrunde, stark zusammengewachsen. So ein Aufstieg schweißt weiter zusammen. Ich hoffe, dass wir die Euphorie mitnehmen. Mit den Neuzugängen haben wir uns gut und punktuell verstärkt. Ich denke, wir haben eine gute Mischung, werden nichts mit dem Abstieg zu tun haben und können für die ein oder andere Überraschung sorgen.

Wenn Du eine positive Überraschung innerhalb eurer Mannschaft in dieser Saison nennen solltest – wer wäre das?

Jannik Wex. Ich kannte ihn nicht so wirklich, er kam relativ spät dazu – und war ein Riesen-Glücksgriff. Seine Qualitäten waren ja vorher schon bekannt, aber man wusste nicht, wie es sich bei ihm gesundheitlich entwickeln würde. In seiner offensiveren Rolle hat er sich immer besser zurechtgefunden.

Du stehst trotz Deiner sehr guten Torquote so ein bisschen im Schatten von eurem 30-Tore-Mann Vllaznim Dautaj. In Gonsenheim war es ähnlich, da warst Du auch eher der Zuarbeiter. Liegt Dir diese Rolle am besten?

Ich bin froh, mit so einem Spieler zusammenzuspielen. Er eröffnet mir für mein Spiel bessere Möglichkeiten. Ich schieße inzwischen auch regelmäßig meine Tore, bin aber eigentlich eher jemand, der mit aufbaut, mal ins Dribbling geht und Tore vorbereitet. Es ist eine gute Zusammenarbeit. Er ist ganz klar an vorderster Front, es passt einfach.

Was machst Du abseits des Fußballplatzes?

Ich habe Groß- und Außenhandelskaufmann gelernt und arbeite in Wiesbaden bei einem Energielieferanten für Industriekunden. Und ich bin gerade in der Endphase zum Betriebswirt, im nebenberuflichen Studium. Im Mai ist die Abschlussprüfung, dann schauen wir mal, wie es weitergeht.

Du hattest in Gonsenheim als Cheftrainer bei der C-Jugend angefangen. Siehst Du Dich mittelfristig eher als Jugend- oder Aktiventrainer?

In Saulheim habe ich gesehen, dass der Herrenbereich mir ganz klar besser liegt. Wenn, dann könnte A-Jugend, nahe am Herrenbereich, einmal eine Option sein. Aktuell ist der Job als Co-Trainer und Spieler in diesem Leistungsbereich für mich ideal.

Aufrufe: 03.5.2017, 18:30 Uhr
Torben SchröderAutor