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Für Ludwig Beer beginnt der Tag in der Sporthalle Baiersdorf eher mittelmäßig: Beer wird ausgiebig beschimpft. Kurz vor Beginn der Bezirksmeisterschaften im Futsal tritt der Bezirksspielleiter an ein Mikrofon, der Fanblock der Spielgemeinschaft Schnelldorf/Wolframs-Eschenbach ist schon voll besetzt. Beer sagt in das Mikrofon hinein, dass sie bei der SG Schnelldorf/Wolframs-Eschenbach heute machen können, was sie wollen, zur Bayerischen Meisterschaft in einer Woche in Hallbergmoos dürfen sie eh nicht fahren. Es folgen die Beschimpfungen, und Beer geht wieder.
Es ist der Abschluss einer kuriosen Woche, in der es im weitesten Sinne um Sex und im viel zu engen Sinne um Statuten ging. Begonnen hat diese Woche mit einem Artikel in den Nürnberger Nachrichten, der die Futsal-Kreismeisterschaften zum Gegenstand hatte. Bei diesen Kreismeisterschaften hatte sich die Spielgemeinschaft zweier Kreisligisten aus Schnelldorf und Wolframs-Eschenbach mit erfrischendem Fußball gegen klassenhöhere Mannschaften für die Bezirksmeisterschaften qualifiziert. Eine schöne Geschichte, die dadurch noch schöner wurde, dass die SG auf ihren Trikots für den Erotik-Versand Beate Uhse wirbt. Eine Leihgabe der Alten Herren.
Beate Uhse auf der Brust. "Zieht's a Leiberl an." F: Zink
Beim Bayerischen Fußball-Verband haben sie diese Geschichte auch gelesen, schön fanden sie das alles nicht, weshalb Beer schon am frühen Montagmorgen einen Anruf aus der Verbandszentrale bekam. Ob sie, so wurde das Beer in etwa gefragt, im Kreis Mittelfranken eigentlich noch alle Tassen im Schrank haben. Beate Uhse bei einem so hochseriösen Turnier wie den Kreismeisterschaften. Beim Verband macht man sich Sorgen, dass so ein Trikot gegen Sitte und Moral verstößt — und auf Sitte und Moral legen sie offenbar viel Wert beim Bayerischen Fußball-Verband.
Also haben sie Beer gesagt, dass er die SG nicht mehr mitspielen lassen soll, haben das aber erst einmal nicht mit Sitte und Moral begründet, sondern damit, dass eine SG den Regeln nach gar nicht erlaubt ist in der Halle, allenfalls vier Spieler aus einem anderen Verein können ein Zusatzspielrecht beantragen. Sonst, sagt Josef Janker, Vorsitzender des Verbands-Spielausschusses, hätte man ja bald nur noch Spielgemeinschaften, vielleicht sogar manche zusammengesetzt aus mehreren Vereinen und mit dem einzigen Ziel: bayerischer Hallenmeister zu werden.
Dass es überhaupt so weit kam mit der SG und dem Verband, sagt Janker, sei die Schuld von Thomas Raßbach. Der Kreisspielleiter Raßbach fand die Idee aus Schnelldorf und Wolframs-Eschenbach gut, weil eh immer weniger Mannschaften Futsal spielen wollen, und hat die SG mitspielen lassen. Da war der Raßbach, sagt Janker, vielleicht nicht so recht informiert über die Statuten. Die Statuten, das sagen sie bei der SG, und das sagen auch Beer und Raßbach, schweigen sich aus über diesen Fall, ein Präzedenzfall also.
Am Ende, sagt Janker, hätte wohl ein Ausschuss darüber entscheiden müssen, ob die SG zur Bayerischen Meisterschaft darf oder nicht. Nur die Trikots mit der Werbung für den Erotikversand, sagt Janker, die hätte er ihnen bei der Bayerischen auf jeden Fall verboten: „Das ist ja weltweit im Livestream zu sehen. Da hätte ich schon gesagt: Zieht’s a Leiberl an.“ Die Leiberl braucht es jetzt aber gar nicht mehr, weil ihnen die Entscheidung von Dergahspor Nürnberg abgenommen wird. Die SG Schnelldorf-Wolframs-Eschenbach startet zwar auch bei den Bezirksmeisterschaften grandios mit drei Siegen in drei Vorrundenspielen, scheitert aber im Halbfinale an Dergah. Allerdings dauert es bis zum Sechsmeterschießen, ehe feststeht, dass in Hallbergmoos ein mittelfränkischer Vertreter startet, der über alle (Verbands-)Zweifel erhaben ist.
Im anderen Halbfinale stehen mit dem FC Bayern Kickers und dem SV Seligenporten zwei weitere moralisch unbedenkliche Vereine, die Nürnberger setzen sich dank eines Treffers kurz vor dem Ende durch (2:1), verlieren aber dann das Endspiel gegen Dergahspor, das erneut im Sechsmeterschießen entspannter bleibt als der Gegner. Schnelldorf verliert auch noch das Spiel um Platz drei — im Fanblock aber haben trotzdem alle gute Laune.