2024-04-25T14:35:39.956Z

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Genussmensch Sergej Triller weiß, wann Schluss ist. | Foto: Grant Hubbs
Genussmensch Sergej Triller weiß, wann Schluss ist. | Foto: Grant Hubbs

Sergej Triller: Der Lörracher Dauerbrenner auf Wolke sieben

Der Kapitän des FV Lörrach-Brombach und das Hoch des Landesliga-Spitzenreiters

Der FV Lörrach-Brombach hat in der Landesliga einen wohl einmaligen Lauf. Seit 15 Spielen ist die Elf unbesiegt. Mittendrin: Kapitän Sergej Triller, das Urgestein. Er war schon da, als viele der jetzigen Leistungsträger nicht mal mit dem Fußball begonnen hatten. Ein Dauerbrenner, der den perfekten Herbst erlebt.
Lörrachs letzter Mohikaner
„Er ist das letzte Überbleibsel aus Lörrach“, erinnert sich Vizepräsident Bernd Schleith, und der muss es wissen. Er ist seit mehr als 20 Jahren im Vorstand. Er hat die Fusion des FV Lörrach-Brombach 2011 über die Bühne gebracht. Von den fünf Spielern des FV Lörrach, die einst in der Premieren-Saison für die Spielgemeinschaft aufliefen, kickt nur noch Triller beim Spitzenreiter. Der aus Kasachstan stammende Bankvertreter, 29, machte in Lörrach seine ersten Schritte in Kickschuhen. „Er hat dann auch höher gespielt“, sagt Schleith. Für drei Jahre wechselte Triller einst zum TuS Stetten, ein Jahr spielte er beim SV Weil Verbandsliga. „Eine schöne Erfahrung“, sagt der Verteidiger und Wortführer, den es vor sieben Jahren wieder nach Lörrach zog. Der Wechsel zum Jugendclub lag nah.

Kämpferisches Vorbild
Seit fünf Jahren ist Triller Kapitän der Elf von Ralf Moser. Für den Coach ist Triller der verlängerte Arm auf dem Spielfeld. Triller ist dauermotiviert, kein Weg ist ihm zu schade. „Er ist kämpferisch ein Vorbild“, sagt Moser. „Er geht immer voran“, ergänzt Schleith. „Ich bin dafür zuständig, den Spielern nach unseren Siegen zu sagen: ‚Jetzt ist gut, weiter geht’s’“, erklärt Triller seine Rolle. Als Innenverteidiger ist er der Fels der Abwehrreihe. Ihn wirft nichts um: Der Spitzenreiter hat mit Abstand die wenigsten Gegentore: sechs. Vermutlich ebenfalls ein neuer Spitzenwert.

Trillers drei Gründe
Er selbst hat eine Erklärung für das derzeitige Hoch – ein Dreiklang des Erfolgs quasi: Qualitativ hochwertiger Kader, ein Team, in dem jeder Erfolgshunger habe, und ein Trainer, der in seinem achten Landesliga-Jahr die Spielklasse kennt wie kein anderer – das sind laut Triller die Erfolgsfaktoren. Die beiden Erfolge gegen Wyhl (1:0) und Efringen-Kirchen (1:0) seien Schlüsselpartien gewesen. „Bayern-Dusel könnte man sagen, aber darauf kommt es an“, findet er. Doch auch der Derby-Sieg in Weil war wichtig, Mitte September war das. Da siegten die Lörracher beim ambitionierten Nachbarn mit 3:0. „Ein Team, das uns ja eigentlich nicht liegt“, sagt der Innenverteidiger. Danach sei klar gewesen: Dieses Jahr geht was.

Disziplin-Genussmensch
Schleith hat eine Anekdote über den Kapitän parat. „Nach der Sommerpause kommt er manchmal nicht so gertenschlank zurück“, sagt er. Ralf Moser schmunzelt: „Er ist schon ein Genussmensch“, sagt er. Doch eines ist Trillers Markenzeichen geworden: Timing. Rechtzeitig zum Saisonstart ist er fit. Und Triller ist ein wichtiger Faktor im Club, er denkt über die Außenlinie hinaus: „Er ist auch neben dem Platz ganz wichtig“, so Moser. So initiierte Triller beispielsweise den Kontakt zur Lebenshilfe, die seitdem Partner des FVLB ist.

Wolke sieben und Steinwurf zum Grütt
Trillers Leben läuft in geordneten Bahnen. 2015 zog er an den Stadtrand. Zum Grütt, der Heimspielstätte des FVLB, ist es nur noch ein Steinwurf. Das Jugendwort des Jahres 2014 gilt für ihn noch zwei Jahre später. „Läuft“, sagt er. In Sachen Timing erlebt Triller gerade einen goldenen Herbst. Er, der sonst nie eine Partie verpasst, fehlte vor drei Wochen, gegen den FSV Rheinfelden (6:0). Es gibt Wichtigeres als Fußball – auch am Dienstagabend, da hat ihm Moser trainingsfrei gegeben. Triller ist kürzlich Vater geworden, er sagt: „Ich bin auf Wolke Sieben.“ Und das gilt wohl in jeder Hinsicht.
Aufrufe: 01.12.2016, 22:00 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor