2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Enge Zweikämpfe gab es reichlich im Uckermark-Derby. Foto: Gunnar Haffer
Enge Zweikämpfe gab es reichlich im Uckermark-Derby. Foto: Gunnar Haffer

Schlaffe Nullnummer beim Uckermark-Derby in Prenzlau

SC Energie bringt sich gegen Victoria Templin selbst um den verdienten Lohn

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Kein Sieger im mit Spannung erwarteten Uckermark-Derby zwischen dem SC Energie Prenzlau und Victoria Templin: Trotz Chancenplus riss im neunten Anlauf die verlustpunktfreie Heimserie der Blau-Weißen beim 0:0.

Winter ade – zumindest etwas. Prenzlaus Stadionsprecher Pascal Warnke freute sich deutlich hörbar über die endlich wieder frische Luft in der Arena, „…endlich wieder ´raus aus den stickigen Hallen!“, begrüßte der 17-Jährige die durchaus üppig angereisten Zuseher im weiten Rund, die sichtlich ähnlich empfanden. „Ich bin sehr gerne ´mal wieder hier im Stadion.“, freute sich auch Victorias Cheftrainer Wernfried Rauch (64) vor der Partie im Kabinengang. Der über viele Jahre in Prenzlau amtierende Fußballlehrer reiste mit einiger Vorspannung „zurück“ an den Uckersee, erstmals nun im Dress der Templiner. „Wir wollen heute ein bisschen Darmstadt sein…“, spielte er auf den Auftritt des südhessischen Bundesligaaufsteigers tags zuvor beim Rekordmeister in München an – ein verschmitztes Grinsen unter langjährigen Freunden.


Und fast hätte es auch geklappt: keine zwei Minuten rollte das Leder zu diesem Traditionsderby, da löste sich Johannes Collin aus seiner steten Bewachung, verzog aber vielversprechend knapp vorbei am wieder bestens gehüteten Gehäuse von Prenzlaus Schlussmann Marcin Markiewicz (2.). Das war´s dann aber auch schon, die Partie strotzte nicht gerade vor tollen Abschlüssen, an den Strafraumgrenzen war regelmäßig Schluss. Templin mühte sich redlich, probierte es mit vielen Beinen auf möglichst einer Linie die etwas zögerlich vorgetragenen Prenzlauer Offensivaktionen bereits vor der Strafraumlinie zu stören – das gelang zumeist gut. Und doch glückte es den Platzherren, einzelne Nadelstiche genau zwischen die gegnerischen Defensiv-Schnittstellen zu setzen.


Prenzlaus „Sechser“, Robert Sikorski, rückte immer wieder mit auf, seine Versuche per Kopf aber gerieten gleich mehrfach zu harmlos für den wohl mit Abstand besten Mann auf dem regennassen Rasen, Victoria-Torwart Kevin Franzen, der einen Tag zuvor seinen 25. Geburtstag feiern durfte. Einen Drehschuss von Jeromé Schulz (12.) parierte der Schlussmann reaktionsschnell, ehe Jaroslaw Filiks von rechts mit rechts knapp links vorbeizog (18.). Filiks flankte sodann toll von rechts, Sikorski lief pünktlich ein, scheiterte aber aus neun Metern mit rechts an der nächsten Top-Parade vom Templiner Goalie. Prenzlau wirkte längst klar überlegen, aber die Gäste machten ihren Defensivjob richtig gut. Immer wieder sprintete ein Verteidiger in die Passwege oder dominierte im „eins-gegen-eins“-Duell. Viel fiel dem souveränen Herbstmeister nicht ein, ein Hauch von „Victoria Darmstadt“ ließ sich auf der anderen Seite erkennen. Eckball von links für Prenzlau: Marcel Blume servierte kurz auf Arek Mysona, dessen Flanke irgendwie noch Stephan Bethke im Torraum erreichte – der Ball im Netz, aber die Flagge von Schiedsrichter-Assistent William Schwarz war korrekt sofort oben. Abseits, schade, das war hauchdünn aber auch gut gesehen vom Referee (29.).


Templin stellte alle Offensivbemühungen nunmehr gänzlich ein, rührte dicken Beton an vor dem eigenen Strafraum, aber es half. Nach Freistoß von Marcel Blume probierte sich Innenverteidiger Wellington Schäfer per Kopf – klar links vorbei. Der Energie-Schlussmann mühte sich derweil allein in seiner Hälfte immer wieder um die eigene Körperwärme, da zog Templins Robert Benzmann über rechts allen davon. Sein Grundlinienpass in die Mitte erreichte Simon Milster völlig frei vor Markiewicz. Milster aber brachte das Kunststück fertig und verzog aus zehn Metern mindestens zehn Meter links am blau-weißen Kasten vorbei (39.). Victoria-Trainer Wernfried Rauch schimpfte wütend auch weit außerhalb seiner Coachingzone, viele solcher klaren Möglichkeiten dürften sich nicht mehr ergeben für seine Männer. Zur Pause hatte es Prenzlaus Übungsleiter mächtig eilig, in die Kabine zu kommen.


Nach dem Wechsel meldeten sich Matthias Schindler und Bartosz Barandowski an, Toni Arndt und Jeromé Schulz räumten ihre Plätze (46.). Viel aber änderte das auch nicht. Einen 21-Meter Freistoß von halb-rechts schlenzte Arek Mysona dankbar für Kevin Franzen halbhoch in dessen rechtes Eck, kein Problem für den Templiner Schlussmann (59.). Matthias Schindler probierte es immer wieder aus dem Rückraum, nahm Tempo auf, allerdings gelang auch dadurch wenig nach vorn. Auch Innenverteidiger Wellington Schäfer schaltete sich mit nach vorn ein. Sein Schuss aus 20 Metern hätte gepasst, wieder aber rettete Franzen mit der linken Hand knapp am linken Pfosten (64.). Auch Michael Kraft zog es immer wieder in den Templiner Strafraum. Als der Prenzlauer Abwehrchef verheißungsvoll mit dem Ball am Fuß in Richtung Torlinie stürmte, knallte es kräftig. Der Prenzlauer flog weit und humpelte sodann deutlich. Der zum Ende hin nicht immer sichere Schiedsrichter Florian Lukawski aus Oranienburg sah aber keine zu bestrafende Attacke der vielbeinigen Templiner Defensive und bedeutete „weiterspielen“. (68.).


Prenzlau machte nun immer weiter auf, Heiko Stäck beorderte seine ohnehin nur noch rudimentäre Defensivreihe immer höher, während sich Schlussmann Marcin Markiewicz weiter beim inzwischen einsetzenden leichten Regen warmzuhalten versuchte. Nach rüdem Foul am eingewechselten Jacob Kaiser sah Templins Felix Höhne verdient den Gelben Karton. Den fälligen Freistoß brachte wieder Arek Mysona von rechts auf den linken Posten, wo Bartosz Barandowski zum Vollstrecken bereitstand. Wieder aber verhinderte Kevin Franzen Schlimmeres aus SCV-Sicht. Auch der Nachschuss vom insgesamt durchschnittlichen Kapitän Stephan Bethke geriet zur leichten Beute für den Rückhalt der Victoria (77.). Die Gäste bündelten noch einmal alle Kräfte, Markus Schauseil war durch und fand sich allein vor seinem Ex-Kollegen Marcin Markiewicz wieder, der aber mit einer Glanztat per Fußabwehr zumindest einen Zähler festhielt (79.). Hektisches Anrennen jetzt von beiden Parteien, Schiedsrichter Lukawski hatte inzwischen viel Mühe, den Überblick zu behalten. Aber es blieb beim gerechten, allerdings auch reichlich glanzlosen Remis, über das sich die Victoria, wie schon beim 1:1 im Hinspiel, deutlich mehr freute, als die kreisstädtischen Energetiker.


Und doch: den Prenzlauern hilft dieser Punkt insgesamt etwas mehr, auch wenn die bislang verlustpunktfreie Heimserie im neunten Anlauf dieser Saison riss und erste Kratzer bekam. Prenzlau aber bleibt mit respektvollem Vorsprung Tabellenführer, während sich die Blau-Gelben nur bedingt vom Tabellenkeller absetzen können.

Aufrufe: 022.2.2016, 16:02 Uhr
Eric Ziese und Pascal WarnkeAutor