2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Schiedsrichter gesteht Kindesmissbrauch

Referee sorgt für Skandal im künftigen Fußballkreis Oberhavel-Barnim

Der neue Fußballkreis Oberhavel-Barnim hat seine Arbeit noch nicht einmal aufgenommen, da gibt es schon den ersten Skandal. Ein Schiedsrichter aus Oberhavel soll Kinder sexuell missbraucht haben.

Der Fernsehsender rbb berichtete von einem Schiedsrichter, der mindestens drei Kinder missbraucht haben soll. Demnach geht die Staatsanwaltschaft Neuruppin davon aus, dass der Mann seine ehrenamtliche Schiedsrichtertätigkeit genutzt hat, um Kontakt zu den Opfern zu bekommen. Er sei geständig.

Michael Hillmann, Geschäftsführer des Landesverbandes Brandenburg (FLB), bestätigte den "dringenden Tatverdacht". "Ich kann sagen, dass es jemanden aus Oberhavel gibt, der nicht mehr angesetzt wird. Wir wissen aber noch keine näheren Hintergründe", so Hillmann. Er selbst sei am Mittwoch informiert worden, dass es einen solchen Fall gibt. Für den Geschäftsführer wichtig: "Wir müssen mit diesem Thema vertraulich umgehen."

Vertraulich ja, doch hat die Informationskette an entscheidender Stelle eine große Lücke. So wusste am Sonnabendmittag der Vorsitzende des Fußballkreises Oberhavel, Bernd Trojanowski, über nichts Bescheid. "Es ist eine Sauerei, dass mir niemand etwas gesagt hat. Ich bin erschüttert, wenn sich der Tatverdacht bewahrheiten sollte. So lange für den Schiedsrichter aber keine Schuld nachgewiesen ist, gilt der Fakt der Unschuldsvermutung."

Mit Helmut Ploch, dem Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses in Oberhavel, war allerdings ein Funktionär bereits vor Wochen informiert worden. Er habe den Jungen aus der Schusslinie nehmen wollen und deshalb nichts gesagt, so die Begründung für sein Stillschweigen. "Ich habe mit dem Beschuldigten und seinem Vater gesprochen. Es ist was dran an der Sache, aber vieles, was ihm vorgeworfen wird, soll nicht stimmen", erklärt Ploch.

Hillmann kündigte indes Hilfe für Betroffene an. Beim FLB gebe es mit Dr. Oliver Häußer einen Ansprechpartner.

Der Barnimer Schiedsrichter Max Buhl, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im neuen Fußballkreis Oberhavel-Barnim, zeigte sich schockiert über die Vorgänge im baldigen Partnerkreis. "Das ist das Schlimmste, was passieren kann", erklärte er. Unverständlich sei vor allem, dass innerhalb des Oberhaveler Schiedsrichterausschusses nicht früher über den Vorfall gesprochen wurde. "Das ist ja schließlich kein Kavaliersdelikt." Er gehe davon aus, dass sich solche Dinge unter der Leitung des künftigen Ausschuss-Vorsitzenden Michael Reichert ändern werden. "Vielleicht ist es sinnvoll, künftig von Schiedsrichter-Anwärtern ein polizeiliches Führungszeugnis zu verlangen", überlegt Max Buhl bereits, wie man sich in Zukunft besser schützen könnte.

Eine Idee, die auch beim Fußball Kreisligisten Birkenwerder BC schon diskutiert wird. Auf der letzten Vorstandssitzung sei die Anforderung eines solchen Zeugnisses für Jugendtrainer schon thematisiert worden.

Als dessen Vorsitzende Uwe Linz von dem Missbrauchsvorwurf erfuhr, zögerte er nicht lange. So stellte er die wichtigsten Fakten zu dieser Thematik auf die Homepage seines Clubs. "Das habe ich gemacht, um sofort Öffentlichkeit herzustellen. Mein Ziel ist es, auch bei anderen Vereinen so etwas anzuregen."

Zudem verfasste Uwe Linz ebenfalls ein Schreiben an Helmut Ploch. Nun hofft der BBC-Vorsitzende auf die Unterstützung der Funktionäre aus seinem Landkreis. Die Idee: Vereine, die unter der Leitung des Referees, gegen den die Vorwürfe vorliegen, gepfiffen wurden, sollten nun angeschrieben werden. "So bekommt man heraus, ob es Auffälligkeiten gab. Die Clubs, welche keine Post erhalten, sind erst einmal sicher. Sollte sich der Verdacht gegen den Schiri bestätigen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, wie er das unbeobachtet machen sollte."

Aufrufe: 015.4.2014, 13:30 Uhr
Britta Gallrein und Steffen Kretschmer / moz.deAutor