2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Barbaros Koyuncu hält die Chancen der Teutonen auf den Klassenerhalt mit seinem Freistoßtor zum 1:0-Sieg aufrecht.	Foto: Ben
Barbaros Koyuncu hält die Chancen der Teutonen auf den Klassenerhalt mit seinem Freistoßtor zum 1:0-Sieg aufrecht. Foto: Ben

Endlich einmal Glück gehabt

RL SÜDWEST: +++ Teutonen ringen Stuttgart nieder und dürfen wieder hoffen +++ Tumulte nach vermeintlichem Ausgleich in letzter Minute +++

WETZLAR. Nicht schon wieder: Dieser Gedanke machte sich im Wetzlarer Stadion breit, als Josip Landeka in der Nachspielzeit für die Stuttgarter Kickers zum vermeintlichen 1:1 traf. Nach hitzigen Diskussionen und einer Rudelbildung um diese Szene an der Eckfahne konnten alle, die es mit dem SC Teutonia Watzenborn-Steinberg halten, jedoch aufatmen. Denn Schiedsrichter Karcher erkannte nach Rücksprache mit seinem Assistenten auf Abseits. Gästeakteur Shqiphon Bektashi hatte seiner Meinung nach Keeper Tolga Sahin die Sicht verdeckt.

Eine äußerst knifflige Szene, aus der Ferne aufgrund der Massenansammlung im Strafraum der Grün-Weißen ganz schwer zu beurteilen. Der Referee zog sich mit seiner Entscheidung den Zorn der etwa 150 mitgereisten Gästefans zu, die vor dem Anstoß noch mit einer Choreographie positiv auf sich aufmerksam gemacht hatten und bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich durch ihren Support aufgefallen waren. Ein Anhänger stürmte über den Zaun auf den Rasen, schlug einen Ordner zu Boden und konnte erst durch weitere Ordnungskräfte gestoppt werden.

Teutonia Watzenborn-Steinberg - Stuttgarter Kickers 1:0

Zurück zum Sportlichen: Anders als zuvor in Nöttingen (1:2) und Trier (0:1) blieb den Pohlheimern diesmal ein Last-Minute-Gegentor erspart. Dank des Freistoßtreffers von Barbaros Koyuncu in der 52. Minute zum 1:0-Endstand hielt der Neuling seine geringen Aussichten auf den Klassenerhalt bei vier Punkten Rückstand auf Platz 13 aufrecht. Oder wie es Coach Stefan Hassler auf der Pressekonferenz formulierte: „An unserer Situation hat sich grundlegend nichts verändert. Wir liegen nach wie vor auf der Intensivstation, aber wir leben noch.“

Die Teutonia war mit Fortuna im Bunde, nach 25 Minuten keinem 0:2-Rückstand nachlaufen zu müssen, kämpfte sich aber anschließend in die Partie hinein, während die Stuttgarter über die bessere Spielanlage verfügten. Es entwickelte sich bis zum Schlusspfiff ein Match auf des Messers Schneide, wobei die Watzenborner letztlich das viel zitierte Spielglück im Vergleich zur Begegnung in Trie auf ihrer Seite hatten. „Es war ein glücklicher Sieg -– keine Frage. Allerdings hatten wir in den letzten beiden Partien so viel Pech, dass es auch mal sein kann, dass wir glücklich gewinnen“, meinte Stefan Hassler. „Wir haben es nicht verdient, hier zu verlieren“, resümierte sein Gegenüber Tomasz Kaczmarek, „wenn man sich die reinen, klaren Torchancen anschaut, ist es am Ende wahrscheinlich ein 5:0.“ Diese Einschätzung wollte Hassler zurecht nicht teilen, da sich der Unterschied in dieser zentralen Statistik trotz eines Übergewichts für die Gäste nicht derart gravierend darstellte.

Wie angekündigt schickten Hassler und Gino Parson eine offensiv ausgerichtete Mannschaft auf den Rasen, taktisch formiert im 3-5-2-System mit fünf Spielern, die für Vorwärtsdrang stehen. In der Dreierkette tauchte erstmals seit sechs Wochen Francis Adomah auf, der eine ansprechende Leistung zeigte. Erstmals in diesem Kalenderjahr überhaupt begann Barbaros Koyuncu auf dem linken Flügel und arbeitete neben seiner eigentlichen Aufgabe, das Spiel nach vorne zu beleben, gut nach hinten mit.

Im Defensivbereich waren die Hausherren vor 637 Zuschauer vom Anpfiff weg gefordert. Die Kickers erwischten den besseren Start und verzeichneten bei zwei 1:1-Aktionen einhundertprozentige Einschussmöglichkeiten. Frei vor Tolga Sahin vergab David Müller kläglich (20.), ehe der Teutonen-Keeper gegen den durchgebrochenen Luca Pfeiffer klasse klärte (25.). Bereits eine Zeigerumdrehung zuvor hatte der 20-Jährige, der den verletzten Kapitän Yannick Dauth erneut souverän vertrat, den Schlenzer von Jesse Weißenfels mit den Fingerspitzen über den Querbalken gelenkt.

In der Folge fingen sich die Pohlheimer und setzten ebenfalls Akzente. Die dickste Gelegenheit hatte Damjan Marceta, dessen Schuss aus dem Gewühl Maurizio Scioscia in höchster Not auf der Linie klärte (32.). Marceta war es auch, der 180 Sekunden darauf aus der Drehung verzog. Dass die Teutonen an diesem Nachmittag den wichtigen Funken Glück auf ihrer Seite hatten, zeigte sich in der 52. Minute. Der 18 Meter-Freistoß von Koyuncu fand seinen Weg durch die löchrige Stuttgarter Mauer in die Maschen.

Mit dem hauchzarten Vorsprung stellten Hassler/Parson um. Mit Marceta verließ einer der beiden Angreifer das Feld, Marin Vidosevic kam, sodass aus der Dreier- eine Viererabwehrkette wurde. „Wir haben dadurch versucht, das 1:0 zu verteidigen. Dass der Druck größer werden würde, war klar. Aber mich hat beruhigt, dass der Gegner begonnen hat, die Bälle aus 30, 40 Metern reinzuschlagen, da das leichter zu verteidigen ist, als wenn er in den Rücken der Abwehr kommt“, beschrieb Hassler, wie sich die letzte halbe Stunde bis zum mutmaßlichen Ausgleich gestaltete.

„Zum Haare rausreißen, da vergeht einem alles“, antwortete Teutone Dennis Lemke auf die Frage, was er in jenem Moment dachte, als die Kugel im Netz eingeschlagen war. Jetzt sei man „voll dabei, wir haben uns noch nie abschreiben lassen“, meinte der 28-Jährige. Zurückhaltend realistisch äußerte sich Louis Goncalves: „Wir haben den kleinen Prozentsatz, den wir noch als Chance haben, gewahrt. Jetzt haben wir auf jeden Fall einen Antrieb für die kommenden Wochen mit zwei Hämmern vor der Brust.“ Gemeint ist das Spitzenduo: Am Samstag geht es zum Klassenprimus Waldhof Mannheim, danach gastiert der Rangzweite SV Elversberg in Wetzlar. Irgendwie muss aus diesen Spielen mindestens ein Dreier her, um die Hoffnung am Leben zu halten.

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Sahin - Spang, van Gelderen, Adomah - Golafra, Kotzke - Lemke, Goncalves (80. Aslan), Koyuncu (69. Kodes) - M. Müller, Marceta (66. Vidosevic).

Stuttgarter Kickers: Königshofer - Scioscia, Jäger, Kaffenberger, Landeka - Weißenfels, D. Müller (66. Abruscia), Blank (82. Bektasi), Thermann (77. Tunjic) - Mannström, Pfeiffer.

Tor: 1:0 Koyuncu (52.). - Schiedsrichter: Karcher (Spielberg). - Gelbe Karten: M. Müller, Spang/Scioscia, Landeka, Jäger, Mannström. - Zuschauer: 637.



Aufrufe: 023.4.2017, 21:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor