2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Kaum zu stoppen: James Joseph (r.) hat in Nandlstadt nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. F: wil
Kaum zu stoppen: James Joseph (r.) hat in Nandlstadt nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. F: wil

Neue sportliche Heimat: "Jimmy Moro" kickt für Freising

Nach Ablauf des Abschiebungsbescheids

Die Kirche war damals sein letzter Zufluchtsort: Der nigerianische Flüchtling James Joseph (21) – im Landkreis-Fußball besser als Jimmy Moro bekannt – hat nach dem Kirchenasyl und dem Ablauf seines Abschiebungsbescheids nun beim Landesligisten SE Freising eine neue sportliche Heimat gefunden.

Es war Ende Oktober 2016, als James Joseph die Nachricht erhielt: Der 21-jährige Nigerianer soll per Bescheid nach Polen abgeschoben werden. Für den jungen Mann war das ein Schock – und auch für seinen Verein TSV Nandlstadt, bei dem sich James so gut integriert hatte. Ab Ende November fand er dann Zuflucht im Attenkirchener Pfarrheim, lebte quasi im Kirchenasyl. Pfarrer Stephan Rauscher versicherte ihm, dass er dort wohnen könne, bis die Frist verstrichen ist. Denn laut Asylgesetz läuft der Abschiebungsbescheid sechs Monate nach der Zustellung ab – was inzwischen geschehen ist. „Jetzt ist nicht mehr Polen, wo er den Erstantrag gestellt hat, für ihn zuständig, sondern Deutschland“, berichtet Georg Appel, Fußball-Abteilungsleiter des SE Freising, der James als Neuzugang für die kommende Landesliga-Saison präsentiert hat. „Er darf jetzt nicht mehr in ein Drittland abgeschoben werden. Der neue Asylantrag ist, glaube ich, mittlerweile auch schon gestellt.“ Allerdings wird er in Freising nicht mehr unter dem Namen Jimmy Moro auflaufen: „Da ist beim Erstantrag offenbar ein Fehler unterlaufen“, erklärt Appel. „Jimmy ist eine Kurzform von James und Moro sein zweiter Vorname.“

Der SEF darf sich also auf einen überaus torgefährlichen Akteur freuen – einen jungen Mann, auf den die Verantwortlichen große Stücke halten: „Ich erwarte durchaus, dass er sich in der Landesliga durchsetzen wird“, betont Appel. James wird bei den Lerchenfeldern also nicht als Ergänzungsspieler gesehen: „Er hat eine reelle Chance, dass er von Anfang an drankommt.“ Für höhere Aufgaben beworben hat er sich beim TSV Nandlstadt in der Kreisliga: In der Hinrunde der abgelaufenen Saison erzielte der Stürmer 15 Treffer – bis ihn der Abschiebungsbescheid ausbremste.

James Joseph war nun dem Vernehmen nach sogar beim Regionalliga-Aufsteiger FC Unterföhring im Gespräch. Entschieden hat er sich aber für den SEF. Und dass sich der 21-Jährige in der Savoyer Au wohlfühlt, haben bereits die ersten Trainingseinheiten bewiesen: Der Nigerianer kickte mit, als würde er schon ewig zum Team gehören. Er lachte viel, zeigte keine Anpassungsschwierigkeiten. Tatsache ist: Mit ihm hat SEF-Trainer Alex Plabst mehr Optionen für die Offensive. Laut Appel sei der Neuzugang aber keine Konkurrenz für Topstürmer Andi Hohlenburger. „James ist die ideale Ergänzung, die beiden werden super zusammenspielen.“

Trotzdem bleibt die Situation kompliziert: James wurde gerade eben einem Flüchtlingsheim in Ebersberg zugewiesen – der Weg nach Freising ist weit. „Unser Co-Trainer Fabian Herrmann und zwei Spieler wohnen in München. James fährt mit der S-Bahn in die Landeshauptstadt, und sie nehmen ihn dann mit dem Auto mit zum Training“, erläutert Appel. „James würde aber natürlich gerne wieder in Nandlstadt leben, wo er viele Leute kennt.“ Das Landratsamt habe schon signalisiert, dass dort ein Platz frei wäre. „Da müssen wir sehen, wie das mit den Anträgen funktioniert. Außerdem versuchen wir gerade, einen Deutschkurs für ihn zu organisieren.“ Auch der Nigerianer Osaro Aiteniora (23), der seit einem Jahr beim SEF spielt, dürfte bei der sprachlichen Integration eine wichtige Rolle spielen.

Aufrufe: 022.6.2017, 08:48 Uhr
Michael Leitner/ Matthias Spanrad - Freisinger TagAutor