2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche
Werden im Dunklen gelassen: Fans und Mitglieder des SC Blau-Weiß Energie Prenzlau können seit langem nur raten, was an der Vereinsspitze passiert. F: FORZA Bernau
Werden im Dunklen gelassen: Fans und Mitglieder des SC Blau-Weiß Energie Prenzlau können seit langem nur raten, was an der Vereinsspitze passiert. F: FORZA Bernau

Was ist los in Prenzlau?

Die Vereinsführung des SC Blau Weiß Energie besteht quasi nur noch aus dem Präsidenten - und der spielt ein undurchsichtiges Spiel. Die Mitglieder versuchen sich zu wehren.

Verlinkte Inhalte

Es ist eine bedrückende Situation bei Energie Prenzlau. Einerseits präsentiert sich die Erste als Aufsteiger fast durch die gesamte Saison großartig, Quittung: ein über alle Erwartungen hinaus hervorragender Platz drei ist bereits sicher. Auch in den Senioren- und Junioren-Teams zeigt die Kurve zumeist gen akzeptabel bis sehr gut. Andererseits rumort es kräftig im Gebälk rund um die reichlich in Verruf geratene Vereinsführung, die offenbar nur noch aus ihrem Präsidenten, Stefan Hahlweg besteht.
Der 41-Jährige diktiert die Geschicke des Clubs nach eigenen Angaben seit über 20 Jahren inklusive der Fusion (Wassersport & Fußball, PSV & FSV) im Jahr 2013 und der sponsorbedingten Umbenennung 2015 (Prenzlauer SV Rot-Weiß – SC Blau Weiß Energie Prenzlau). Doch er herrscht offenbar längst gänzlich im Alleingang und „entsorgte“ zuletzt nach und nach alle ihm lästige Mitarbeiter, Sponsoren und ehrenamtliche Helfer. Fragen türmen sich auf, die Öffentlichkeit und Presse wird – wenn überhaupt – mit höhnischen Verlautbarungen des Clubchefs abserviert. Seit Jahren stehen sämtliche per Gesetz erforderlichen Abrechnungen und damit Entlastungen des Vorstandes aus. Vereinsinventar und Sportgeräte verschwinden wundersam, Trainingslager und andere Rechnungen blieben über Monate unbezahlt, das Finanzamt droht und auch der Gerichtsvollzieher klopfte bereits an die Tür. Gänzlich nicht erklärte Bauvorhaben am von der Kreisstadt gepachteten Vereinsheim – Bootshaus Prenzlau – wackeln kräftig. Zwischenzeitlich verhängten die Behörden sogar Baustopps für ein angebliches Eiscafé, von dem die Öffentlichkeit allein aus der Lokalpresse erfuhr, offene Genehmigungen und Strafzahlungen stehen im Raum.
Hinter den Kulissen wird wild über Zahlen spekuliert, vor allem die Kosten der so erfolgreichen „Ersten“ dürften längst zur Hauptlast geworden sein. Die Vereinsführung hütet sogar die aktuellen Mitgliederzahlen wie ein Geheimnis, das allein ist ein klarer Gesetzesverstoß .

Am 24. Mai hofften nun die Vereinsmitglieder auf lückenlose Aufklärung auf der längst überfälligen Mitgliederversammlung – allein es blieb bei der Hoffnung. Schon die Einladung genügte den eigenen Satzungsanforderungen nicht im Mindesten. Nachfragen und Diskussionswünsche der immerhin über 100 anwesenden Beitragszahler ignorierte der Präsident nahezu durchweg. Hahlweg verstieg sich gar in glatte Lügen, als er beispielsweise die nachweisbar form- und fristgerecht gestellten und durchweg satzungskonformen Anträge einzelner Mitglieder als „gibt es nicht“ bzw. „wurden zurückgezogen“ bezeichnete. Dem Statut des Vereins folgend wäre dies alles bereits als „pflichtverletzend“ und gleichsam „vereinsschädigend“ zu werten, was seinen fristlosen Ausschluss aus dem trotz aller Namens- und Farbenänderungen traditionsreichen Clubs berechtigen würde. Soweit aber traute sich (bislang) noch keiner zu gehen. Vielmehr verlangen die Mitglieder in überwältigender Mehrheit endlich Aufklärung über die sportliche und finanzielle Situation ihres Vereins. Offenkundig verweigert eine Mehrheit der Spieler aus der „Ersten“ bislang die Unterschrift unter die kräftig nach unten korrigierten Verträge zur neuen Saison, die am 19. Mai durch Hahlweg ausgegeben wurden. Mehrere Initiativen schlossen sich bereits zusammen, auch Einzelpersonen engagierten sich. Eine neunköpfige Gruppe nennt sich seit Jahren „Energie-Mini-Team“. Auf insgesamt elf Seiten stellte sie offizielle und dezidierte Anträge an den Vorstand, verlangte voll-umfänglich Auskunft über und verifizierbare Einblicke in die sportliche und Vermögenslage des Clubs und schlug der Mitgliederversammlung darüber hinaus vor, vorerst nicht (wie vom Präsidenten vorgesehen) den Vorstand per Satzungsänderung von sieben auf nur noch drei Mitglieder zu verkleinern und zudem statt der Neuwahl dieses höchsten Gremiums zwischen den Mitgliederversammlungen eine Art „Interimskommission“ an dessen Stelle einzusetzen, die bis zur lückenlosen Aufklärung aller Zahlen und Daten, Kontrakte und Verpflichtungen die Geschicke des Clubs unabhängig und souverän fortführt. Sogar eine an Eides statt versicherte Treuhänderschaft über die angeforderten Unterlagen bot das „Team“ an.
Präsident Stefan Hahlweg aber ignorierte auch all diese Anträge und Beschlussvorlagen komplett, „kenne ich nicht“. Dabei bestritt er gar die ebenso in der lokalen Presse, wie auch in diversen Online-Netzwerken veröffentlichten Belege als „formal unerheblich“ und „nicht eingegangen“, obwohl er sich unter Zeugen über genau diese Schreiben laut echauffierte. Die Mitgliederversammlung vom 24. Mai endete im Nichts, Beschlüsse wurden nicht gefasst. Aber es kam ein mündlich verkündeter neuer Termin heraus: Am 5. Juli sollen sich die Mitglieder erneut versammeln, im Rahmen der ebenso längst überfälligen Jahreshauptversammlung soll nun angeblich alles wieder „ins Lot“ gebracht werden.
Das erwähnte „Energie-Mini-Team“ übersandte vorsorglich bereits am 2. Juni eine „informelle Anfrage“ an seinen Vorstand, in dem abermals dezidiert Fragen gestellt und Vorschläge unterbreitet wurden. Auf Wunsch erklärte sich das „Team“ bereit, diese Unterlagen informell jedem Interessierten bereitzustellen, egal ob Vereinsmitglied oder nicht. „Wir haben keine Geheimnisse und vertreten einen Verein des Öffentlichen Rechts, über den seine Mitglieder, wie auch die Öffentlichkeit zu informieren sind. Selbstverständlich aber müssen Interna natürlich auch intern bleiben.“, ließ die Gruppe verlauten, für die sich der ehemalige Schiedsrichter- und Pressechef sowie Ex-Stadionsprecher Gunnar Haffer im Sinne der gesetzlichen Vorschriften handelnd äußerte. „Vor allem aber wollen wir keine weiteren Alleingänge und haben uns auch deshalb zusammengefunden, viel diskutiert und letztlich untereinander abgestimmt.“ Noch ist trotz der fristgerechten Meldungen der Mannschaften zur Mitte August startenden neuen Saison nicht einmal klar, ob der Verein z.B. seine Fußball-Abteilung überhaupt erhalten will oder der gesamte Club gar zerschlagen werden soll, wie es potentielle neue Vorstandskandidaten bereits mehrfach verlauten ließen.
Außerdem erhielten diese Kandidaten bislang keinerlei Chance, sich selbst sowie ihre Pläne und Prämissen auch nur vorzustellen. Die geschätzt noch etwa 500-600 Mitglieder (konkrete Zahlen gibt es nicht, zur Fusion 2013 waren es noch knapp über 1.000) haben keinerlei Informationen darüber, wer derzeit überhaupt zuständig ist und ggf. künftig welche Aufgaben übernehmen und Verantwortungen tragen soll.

Der größte Sportverein Prenzlaus und – zumindest ehemals – einer der größten Klubs der Uckermark verlangt von seiner Führung Auskunft, Klarheit und vor allem Fairness, bevor es dann ggf. Neuwahlen geben kann. „Unser Club soll transparent, ehrlich und aufrichtig sein – Schluss mit all der Geheimniskrämerei eines Einzelnen. Wir wollen endlich Einblick in alle Bücher und Konten, Verträge, Zahlen und Zahlungen, das schuldet uns der Vorstand allemal, und zwar bevor wir dies Gremium durch sodann angemessene Wahlen neu besetzen.“, so der Tenor des „Energie-Mini-Teams“.

Aufrufe: 05.6.2017, 12:18 Uhr
UIrike SchwanAutor