2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

Abteilungsleiter Weyers:„Kein Aushängeschild für Baierbrunn“

Baierbrunn – Die Fußballer des SC Baierbrunn kämpfen in der Kreisklasse ums Überleben. Wir sprachen mit Abteilungsleiter Frank Weyers

Herr Weyers, nach der Niederlage gegen Großhadern steht der SC Baierbrunn im Abstiegskampf mit dem Rücken zur Wand. Glauben Sie noch an den Klassenerhalt?

Der Glaube ist natürlich immer noch da, solange es rechnerisch möglich ist und wir noch alles selber in der Hand haben. Das Wichtigste ist, dass die Spieler den Abstiegskampf auch annehmen und das Ziel Klassenerhalt an erste Stelle setzen. Dass wir das können, hat die Serie von fünf Spielen ohne Niederlage am Stück gezeigt. Allerdings haben wir damals auch nur sieben Punkte einfahren können. Hätten wir da das ein oder andere Spiel gewonnen, wären heute ein paar Punkte mehr auf dem Konto.

Mit dem Remis gegen Unterhaching gab es ja zuletzt auch Grund zur Hoffnung.

Richtig! Dann kommt, wie in Großhadern, wo wir eigentlich hätten punkten müssen, auch noch Pech dazu, wenn man sich anschaut wie die Tore entstehen. Da kommen schon Zweifel auf.

Welche Konsequenzen würden Sie am Ende der Saison aus einem möglichen Abstieg ziehen?

Keine. Sollten wir absteigen, werden wir uns neu ausrichten und dann die Zeit nutzen, um junge Spieler, die jetzt aufgrund der Verletzungssituation in der Kreisklasse spielen müssen, besser vorzubereiten. Wir sind eine junge Mannschaft und uns fehlt ein mittlerer Jahrgang, also Spieler im Alter zwischen 24 und 28 Jahren, die die nötige Erfahrung für die Kreisklasse mitbringen. Mit unseren Mitteln ist sogar die A-Klasse eine spannende Herausforderung.

Zuletzt haben Sie den Vertrag mit Trainer Pero Januzovic um ein Jahr verlängert. Wie wichtig ist es, einen so erfahrenen und engagierten Trainer – gerade in einer solchen Situation – an seiner Seite zu haben?

Ohne seine Erfahrung und sein Engagement würden wir nicht seit drei Jahren in der Kreisklasse spielen. Er und Willy Weber leisten großartige Arbeit für unseren Verein. Sie können sich vorstellen, wie schwierig es ist, in der heutigen Zeit Menschen zu finden, die Tag und Nacht mit den Jungs beschäftigt sind und vieles organisieren. Es ist definitiv im Interesse unseres Vereins mit ihm, auch in der nächsten Saison – egal in welcher Klasse wir spielen – weiterzumachen.

Als Abteilungsleiter Fußball haben Sie Januzovic nach der Winterpause beerbt. Wie kam es zu diesem Personalwechsel?

Ich wollte den Posten eigentlich nicht und er wollte als Abteilungsleiter und Trainer aufhören. Wir haben uns dann zusammengesetzt und uns dazu entschieden, dass ich die Abteilungsleitung übernehme und Pero als Trainer weitermacht. Ein Verein fungiert in der heutigen Zeit immer mehr als Firma oder Arbeitgeber. Das bringt viel Arbeit mit sich, die künftig auf mehreren Schultern aufgeteilt werden soll. Wenn man sich anschaut, wie ein Verein allein aus finanzieller Sicht, zum Beispiel mit Blick auf das Steuerrecht, geführt werden muss – das ist Wahnsinn.

Welche Ziele streben Sie als neuer Verantwortlicher für die Fußball-Abteilung des SC Baierbrunn an?

Mein Ziel ist immer die persönliche Betreuung der Spieler. Des Weiteren möchte ich die zweite Mannschaft mit Spielern aus Baierbrunn und Umgebung neu aufbauen. Derzeit hapert es dort noch an Personalmangel, aber ich denke, eine zweite Mannschaft ist für den Verein enorm wichtig. Hinzukommt meine Aufgabe, das „Projekt Kunstrasen“ voranzutreiben. Auch die Verbesserung der internen Infrastruktur, sowie die notwendige Renovierung der Kabinen und die Instandhaltung des Vereinsheims mit einer Bewirtung stehen auf meinem Programm. Hier hoffe ich auch auf die Unterstützung der Gemeinde.

Zuletzt haben Sie auch Kritik an der Gemeinde geäußert. Dabei ging es speziell um einen Ersatz für den alten Sportplatz und die Belegung des Vereinsheims durch eine Kita. Welche Unterstützung erhoffen Sie sich von der Gemeinde?

Der momentane Zustand der gesamten Anlage kann nicht als Aushängeschild für Baierbrunn bezeichnet werden. Die Kabinen sind nach 30 Jahren total veraltet und die hygienischen Anlagen sind nicht mehr zeitgemäß. Auch der Rasenplatz müsste aufgrund von Verletzungsgefahr renoviert werden. Wir haben vor fünf Jahren unseren Trainingsplatz verloren und warten bis heute auf Ersatz. Ebenso lange wird das geplante Kunstrasenprojekt immer wieder aufgeschoben. Das Vereinsheim wurde erneut durch eine Kindertagesstätte besetzt. Wir haben für vieles Verständnis, aber fünf Jahre sind auch eine lange Zeit. Das ganze Sport- und Bürgerzentrum ist Treffpunkt einer stark wachsenden Gemeinde und als solches sollte es die Gemeinde auch pflegen und unterstützen.

Strategisch ist Baierbrunn nicht unbedingt günstig gelegen, hat unter anderem mit Pullach, Solln und Schäftlarn einige starke Konkurrenten direkt vor der eigenen Haustür. Wie kann es der SC trotzdem schaffen junge Fußballer aus dem Umland für sich zu begeistern?

Viele Spieler genießen bei uns im Dorf Traditionen, wie zum Beispiel die Maimusik. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und ist etwas persönlicher als in der Stadt. Ich merke ganz einfach, wie die ,Landluft’ und das Gesellige bei Spielern aus der Stadt etwas bewirken. Des Weiteren sind bei uns alle Spieler, ob aus der Ersten oder aus der Zweiten, gleichberechtigt. Das ist bei anderen Vereinen relativ selten. Wir setzen auch kein Geld ein, um Spieler zu locken. Hinzukommt, dass wir im Umland die niedrigsten Mitgliedsbeiträge haben. Dadurch wird das Wirtschaften im Verein nicht leichter, aber die Beiträge sind für Studenten heute auch ein Faktor.Das Gespräch führte Simon Hüsgen.

Aufrufe: 027.4.2017, 10:17 Uhr
Münchner Merkur (Süd): Simon HüsgenAutor