2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht

Rettung dank unerwarteter Hilfe

Fußball-Regionalliga: Der SV Rödinghausen hält dank eines völlig überraschenden Patzers des 1. FC Köln II die Klasse, das eigene 2:2 bei der SG Wattenscheid 09 ist so bedeutungslos

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Rödinghausen spielte im Lohrheidestadion in Wattenscheid lange Zeit ziemlich schwach und hatte es nach dieser Leistung eigentlich kaum verdient, drinzubleiben. Allerdings leistete sich auch Rödinghausens Konkurrent 1. FC Köln II einen Regionalliga untauglichen Auftritt beim abgeschlagenen Schlusslicht FC Wegberg-Beeck. Da die Kölner dort schon fast sensationell mit 1:2 unterlagen, reichte es für den SVR für Platz 14. Die Rettung im Spielfilm:


14:03 Uhr. Anstoß in Wattenscheid. Ein Punkt kann Rödinghausen reichen, wenn Köln II nicht gewinnt oder wenn RW Ahlen bei Borussia Mönchengladbach II verliert. Weil alle von einem sicheren Kölner Sieg ausgehen, muss Rödinghausen immer wieder auch nach Mönchengladbach schauen oder selbst drei Punkte holen. Für Wattenscheid geht es um nichts mehr, sie stehen im gesicherten Mittelfeld und fiebern nur noch dem Westfalenpokal-Endspiel am kommenden Samstag in Ahlen entgegen.
Im Lohrheidestadion beginnen beide Teams zaghaft, Marius Bülter (16.) gibt einen harmlosen Distanzschuss ab, Sören Siek köpft nach einer Ecke am langen Pfosten vorbei (18.). Immerhin einmal wird SG-Keeper Edin Sancaktar geprüft, Bülter schließt aber aus 20 Metern zu zentral ab (20.). Auf der anderen Seite verschätzt sich Torhüter Jan Schönwälder bei einem langen Ball, kann aber mit dem rechten Fuß den Lupferversuch von Wattenscheids Nico Buckmaier abwehren (25.).
14:33 Uhr. 1:0 für Mönchengladbach gegen Ahlen. Rödinghausen springt dank des besseren Torverhältnisses an Ahlen vorbei auf Platz 13. Dem SVR selbst gelingt aber weiter wenig. Sinisa Veselinovic, der zur kommenden Saison zum SC Verl wechselt, köpft aus fünf Metern an die Latte – wird aber wegen einer Abseitsstellung ohnehin zurückgepfiffen (32.). Für Wattenscheid ist wieder Buckmaier gefährlich, er schießt aus 23 Metern knapp links am Tor vorbei (42.).
14:48 Uhr. Halbzeitpfiff in Wattenscheid. Teammanager René Wederz erkundigt sich mit dem Smartphone nach den anderen Ergebnissen: Ahlen hat ausgeglichen, geht mit einem 1:1 in Mönchengladbach in die Pause. In Wegberg weiterhin keine Tore.
15:12 Uhr. Ahlen dreht das Spiel, führt plötzlich in Mönchengladbach mit 2:1. Rödinghausen steht nun unter Zugzwang, das eigene Spiel zu gewinnen oder muss auf einen Kölner Ausrutscher hoffen. Immerhin kommt der SVR nach dem Seitenwechsel zu zwei ordentlichen Gelegenheiten: Siek schießt nach Ablage von Veselinovic rechts vorbei (51.), Bülters abgefälschte Flanke ist nur etwas zu lang für Veselinovic und Julien Rybacki (57.).


15:17 Uhr. 60 Fans sind aus Rödinghausen ins Ruhrgebiet gereist, vor dem Spiel haben sie ein Spruchband „Kämpfen & Siegen“ entrollt. Und nun ist Aufruhr im Block. Ein Fan ruft laut „1:0 für Wegberg!“.Der Block jubelt, feiert Wegberg-Beeck mit Gesängen. Nur Sekunden später aber der Schock: Die eigene Mannschaft gerät mit 0:1 in Rückstand. Wattenscheids Jan-Steffen Meier schickt Manuel Glowacz auf der rechten Seite, der flach in die Mitte flankt. Am zweiten Pfosten steht der auffällige Buckmaier völlig frei und schiebt mühelos ein (60.). Rödinghausen will antworten, David Müller (64.) und Bülter (66.) schießen aber beide aus halblinker Position am rechten Pfosten vorbei.
15:25 Uhr. Es wird noch schlimmer für den SVR. Wattenscheid-Kapitän Mario Klinger kommt nach einer Glowacz-Ecke völlig frei zum Kopfball und nickt am linken Pfosten zum 2:0 ein (68.).
15:31 Uhr. Jetzt muss Rödinghausen so richtig zittern: Köln II gleicht in Wegberg aus. Drehen die Kölner das Spiel, muss der SVR drei Tore für den Klassenerhalt machen. Angesichts der bislang harmlosen Leistung eine Mammutaufgabe. Immerhin bringt der eingewechselte Stefan Langemann neuen Schwung ins Spiel, eine Hereingabe von Veselinovic kriegt aber auch der Joker nicht an Sancaktar vorbei ins SG-Tor (73.)


15:36 Uhr. Der SVR macht das 1:2. Wieder tritt Langemann in Rödinghausens Offensive in Aktion, setzt sich über die linke Seite gegen mehrere Verteidiger durch und legt von der Torauslinie vorbei an Sancaktar quer in die Mitte. Veselinovic ist mitgelaufen und schiebt den Ball ins leere Tor (78.) ein. Die Mannschaft von Interimstrainer Tim Daseking drückt in den letzten zehn Minuten auf den Ausgleich. Bülter schießt einmal ans Außennetz (80.), einmal wehrt Sancaktar seinen Schuss mit beiden Fäusten ab (86.). Allerdings schaut kaum noch jemand aufs Spielfeld, die Fans aktualisieren ständig ihre Live-Ticker vom Köln-Spiel. Immer noch 1:1.
15:48 Uhr. Teammanager Wederz, der die ganze zweite Hälfte gebannt auf sein Handy geblickt hat, springt auf und rennt jubelnd vor der Ersatzbank umher. „Wegberg führt!“ schreit er, Rödinghausens Klassenerhalt ist sicher. Dass Veselinovic nur wenige Augenblicke vorher das 2:2 geköpft hat (91.), ist nahezu belanglos. Denn Köln II wird das Spiel nicht mehr gewinnen, verliert mit 1:2 beim abgeschlagenen Tabellenletzten. Kurz darauf ist auch in Wattenscheid Schluss, die Rödinghauser liegen sich vor Erleichterung in den Armen. Die SVR-Fans rollen ein weiteres Spruchband aus: „Gemeinsam weiter regional“. Viele Spieler schenken den Anhängern ihre Trikots. Marcel Leeneman stimmt mit den Fans eine „Humba“ an, schreit „Gebt mir ein ’Wegberg-Beeck’“.

"Wir sind heilfroh, dass wir das überstanden haben"

Tim Daseking (Trainer SV Rödinghausen): „Abstiegskampf ist kein Spaß, und das haben wir heute gesehen. Die erste Halbzeit war sehr verhalten von uns, erst mit dem Gegentreffer sind wir besser ins Spiel gekommen. Dann kriegen wir nach einer Ecke aber das 0:2, und wenn man dann immer noch mit den Ergebnissen auf den anderen Plätzen beschäftigt ist, sieht es rabenschwarz aus. Dass wir es nicht geschafft haben, den Klassenerhalt aus eigenen Stücken zu schaffen, spielt jetzt keine Rolle mehr. Am Ende sind wir alle heilfroh, dass wir das überstanden haben.“
Farat Toku (Trainer SG Wattenscheid 09): „Ich möchte weniger über das heutige Spiel reden und mehr über die gesamte Saison. Wir haben über unseren Verhältnissen gespielt, deshalb ein großes Lob an das Team und jeden Einzelnen im Verein. Ich bin auch gar nicht böse, dass wir heute 2:2 gespielt haben. Man merkte, dass der eine oder andere in Gedanken schon beim Pokalspiel ist. Aber wir wollten uns nicht vorwerfen lassen, dass wir nicht alles gegeben haben.“
Sören Siek (SVR-Kapitän): „Natürlich ist jetzt die Erleichterung groß, zumal wir hier nicht gut gewesen sind. Eigentlich haben wir es zumindest heute nicht wirklich verdient, in der Liga zu bleiben. Dass wir uns jetzt bei Wegberg bedanken können, ist eine große Überraschung. Sonst hätten wir auf Lotte schauen müssen, das ist uns erspart geblieben. Wichtig ist, dass nun im Verein die richtigen Schlüsse gezogen werden und wir nicht noch einmal so ein Jahr erleben.“
René Wederz (Rödinghausens Teammanager): „Ich habe nur noch auf mein Handy geguckt, dass da mal wieder ein Licht auftaucht. Und dann tauchte eins auf, Wegberg hatte das 2:1 gemacht. Das war natürlich richtig geil. Dankeschön an Wegberg.“

Aufrufe: 023.5.2016, 11:07 Uhr
Tim OsingAutor