FC Stein - Post SV Nürnberg 2:0
So oft wäre man gerne Mäuschen, würde man gerne hören, was Trainer ihren Mannschaften in der Halbzeitpause in der Kabine zu sagen haben. Man würde, nunja, gerne abtauchen in die Welt aus verschwitzten Trikots, leeren Blicken, Stutzen, die nicht mehr so ordentlich sitzen wie noch zu Spielbeginn, und Wasserkästen, in denen bei zwei Flaschen am Ende immer der Deckel fehlt.
Manchmal muss man gar nicht in diese Welt abtauchen, muss gar nicht durch die Kabinentür gehen, um all das zu hören, riechen, sehen, fühlen.
Weil die Temperaturen an diesem Tag hoch und die Luft in der Gästekabine dick ist, haben die Spieler des Post-SV nach den ersten 45 Minuten der neuen Saison das Fenster offen gelassen. Und wer Mario Bierbrauer, den Trainer, hören wollte, der konnte ihn hören. Auch draußen auf der Mühlstraße in Stein. Selbst wenn gerade ein Auto vorbeifuhr. Man möge doch bitte das Diskutieren mit dem Schiedsrichter einstellen, appellierte Bierbrauer an sein Team und sich lieber mit sich selbst beschäftigen. Null zu null stand es, als Bierbrauer seine Halbzeitansprache hielt; der Trainer, er war nicht zufrieden, aber noch war ja nichts verloren.
Weil seine Mannschaft aber offenbar nicht recht zugehört hatte, musste er seine Ansprache 45 Minuten später noch einmal wiederholen. Zwei Tore hatten sie sich in der Zwischenzeit eingefangen, weshalb Bierbrauer noch einmal in Ruhe erklären durfte, wie er so ganz grundsätzlich ein Fußballspiel angeht. „Den Schiedsrichter können wir nicht beeinflussen, den Platz auch nicht und den Gegner erst recht nicht“, stellte der junge Trainer nüchtern fest, „wir sollten die Schuld nicht woanders suchen“.
Vor allem nicht nach diesem Spielverlauf. 20 Minuten lang hatte das ja recht ordentlich ausgesehen, was der Post-SV zum Start in die neue Saison aufgeboten hatte, „doch dann“, monierte Bierbrauer, „haben wir das Fußballspielen eingestellt“. 60 Minuten später fingen sie damit wieder an, spielten sich sogar noch zwei schöne Chancen heraus, aber zu einem Comeback reichte es an diesem Tag auf der Sportanlage in Stein nicht mehr.
Zwei Aussetzer hatten sie sich in der Abwehr erlaubt, die Markus Schindler (61.) und Mark Rubinchik (76.) konsequent bestraften, da nutzte es ihnen auch nichts, dass sie spielerisch die etwas besseren Ansätze mit an die Sportanlage gebracht hatten.
Beim Post-SV sind sie, so sah es der Trainer, selber schuld, dass der Auftakt in die Kreisliga missglückt ist, und dass sie überhaupt wieder in der Kreisliga antreten müssen, haben sie natürlich auch selbst zu verantworten. In der vergangenen Saison waren sie in der Bezirksliga überfordert, am Ende stand der Abstieg. Der FC Stein war in der selben Spielklasse sogar noch ein wenig mehr überfordert, hat sich aber offenbar schneller an das neue Umfeld angepasst; ein paar lange Bälle, früh Druck ausüben und eine kompakte Defensive – das genügte schon, um die Gäste an diesem Sommertag zu verunsichern.
Dass dieser Sommer bald endet, darauf hofft nun Mario Bierbrauer. „Ende August kommen die letzten braungebrannten Spieler zurück“, überlegte er am späten Sonntagnachmittag noch, während die Gastgeber gemeinerweise „That’s just the way it is“ von Bruce Hornsby & The Range über den Sportplatz jagten, „vielleicht läuft es dann besser“. Fünf potenzielle Stammspieler fehlen ihm im Moment noch, als Ausrede will er das aber nicht gelten lassen. Alle am Sonntag Anwesenden haben die Vorbereitung mitgemacht, in der es noch sehr passabel lief für den Post SV, jetzt müssen sie das auch schleunigst im Liga-Alltag umsetzen.
„Die Standortbestimmung“, sagt Bierbrauer, „ist noch lange nicht abgeschlossen“. Punkte wollen sie jetzt trotzdem ganz schnell sammeln, das Selbstvertrauen soll nicht noch weiter leiden. Das nächste Mal möchten sie 90 und nicht nur 30 Minuten Fußball spielen, beim Post-SV wollen sie nicht auch noch mit der Kreisliga überfordert sein.
Schiedsrichter: Martin Metzold (G`habersdorf) - Zuschauer: 50
Tore: 1:0 Markus Schindler (61.), 2:0 Mark Rubinchik (76.)