2024-04-30T13:48:59.170Z

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Während sich Leipzigs Sascha Rode noch eine kleine unsportliche Klettertour über Sandersdorfs verletzten Stefan Ronneburg gönnte, hatte Schieri Daniel Bartnitzki bereits gefährlich die Hand an der Gesäßtasche (FOTO: Holger Bär)
Während sich Leipzigs Sascha Rode noch eine kleine unsportliche Klettertour über Sandersdorfs verletzten Stefan Ronneburg gönnte, hatte Schieri Daniel Bartnitzki bereits gefährlich die Hand an der Gesäßtasche (FOTO: Holger Bär)

Platzverweise und Niederlage- kein Sandersdorfer Abend

FC International in Sandersdorf bereits mit Regionalliganiveau aufwartend

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Schiedsrichter Daniel Bartnitzki aus Erfurt hatte quasi schon die Pfeife in der Hand. Doch der Pfiff, welcher ertönte, galt nicht dem Abpfiff. Und obwohl mit 1:4 aus Sandersdorfer Sicht alles gelaufen war und auch alles akzeptiert schien. Der FC International mit seinen zehn zum Oberligamatch in Sandersdorf angetretenen Nationen zündete, spielte quasi eine Liga höher und gewann folglich auch mit jenen drei Toren Unterschied. Ob dies in der Höhe so sein musste, diese Frage darf man sich nach jedem Fußballspiel überall auf der Welt stellen. Sicher hätte Union hier und da etwas grilliger auftreten können oder müssen, und sicher hätte Union seine fünf nahezu Hundertprozentigen auch in besserer Trefferquote verwerten sollen. Doch bei jener Aufzählung vergisst man dann oft doch zwei fundamentale Dinge. Diese Leipziger "Weltauswahl" von Südkorea über Litauen, Spanien bis hin nach Brasilien und USA kickte das gewisse Stück schwungvoller und spritziger. Und sie besaß ja auch noch die ein oder andere ungenutzte Chance. "Wenn es ein 7:4 wird, kann sich auch niemand beklagen", äußerte International- Trainer Heiner Backhaus im Nachgang.
Sicher hätte das ein oder andere mögliche Sandersdorfer Tor vielleicht ein gewisses Kopfkino bei den Gästen entfachen können. Chancen, nahezu riesige Chancen, besaßen die Sandersdorfer Gastgeber vor einer erneuten Mini- Freitagskulisse von 228 Zuschauern. Wetter und Spiel hätten da etwas anderes, etwas größeres an Publikum bereithalten können. Denn das Spiel hatte es in sich und damit auch verdient. Hinzu kommen ja auch noch Sandersdorfs letzte Topresultate auf fremden Plätzen. Aber der Trend im multimedialen Zeitalter scheint in Sachen Zuschauergunst woanders hin zu gehen. Am Ende sollte nicht das Ergebnis von 4:1 für die Gäste (ohne Heimstätte) aus der Messestadt im Raum stehen. Sondern dieses dumme und überflüssige Foul vom sieben Minuten zuvor eingewechselten und wohl etwas "übermotivierten" Saif Khalifa Mohamed Al Abri. Der Mann aus Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten checkte Sandersdorfs Abwehrchef Stefan Ronneburg im Niemandsland kurz vor der Mittellinie in bester Eishockeymanier und bekam bei Ronneburgs unfreiwilliger Rückwärtsrolle dessen Schuh ins Gesicht. Was der Schiedsrichter aus relativer Nähe gut zu sehen glaubte, wollte ihm sein deutlich weiter entfernter Assistent I, Herr Sebastian Lorenzen, mit reichlicher Verzögerung noch besser erzählen. Was heraus kam: Die normal dunkelgelbe Karte an Al Abri war eine Rote. Gleichsam aber auch die Rote Karte an Stefan Ronneburg. Hier verstand keiner die Welt mehr richtig. Denn das Spiel hatte dahingehend zuvor überhaupt kein Aktenzeichen in Punkte Härte zu vermerken. Hier lagen die Herren in Schwarz, auch wenn es zunächst spektakulär aussah, aber mal so richtig daneben. Nun ist es Sache des Sportgerichts, hier für beide Parteien eine friedliche Lösung zu finden. Denn mit "das war beiderseits kein Rot" waren sich auch Mike Sadlo und Trainerkollege Backhaus einig. Und die hatten in der 2. Bundesliga bzw. ihren Karrieren bereits ganz andere Dinge erlebt. Fußball gab es zuvor auch. Und da hatten die Gäste deutlich mehr zu bieten. "Wir wollen unser Angriffspressing vervollkommnen", erklärte Gästetrainer Backhaus im Vorfeld unter der Woche. Wie das auszusehen hatte, zeigte der FC International sofort mit Anpfiff. Zu Dritt, teils zu Viert setzte man den Spielaufbau der Sandersdorfer in vorderster Front mit viel Laufarbeit zu. Lange Bälle der Unioner kamen durch heranrückende Gästeverteidiger postwendend zurück und leiteten bei den mit sieben oder acht Leuten angreifenden Gästen die schwungvollen Spielzüge ein. Auch wenn Union über Frunze Hovhannisyan die erste gute Konterchance mit letztlich falscher Abspieloption fuhr, so waren es die Leipziger, die den Treffer setzten. Ein Eckball, eine Kopfballverlängerung am kurzen Pfosten und ein schnelles Reagieren von Ladule Samora Peter Lako Losarah am zweiten Pfosten- zweimal schienen die orangefarbenen Gäste zu grell und zu schnell für Union (0:1/9.). Das war zu billig, denn beide Kontakte hätte Sandersdorf stören können und müssen. Doch zuvor machte Assistent Lorenzen die erste unrühmliche Figur im Spiel. "Das war im Leben nicht Ecke, sondern Abstoß", erklärte Unionkapitän Richard Wießner das, was das Stadion zuvor nahezu geschlossen erkannte. Nur eben einer nicht. Dass man folglich besser verteidigen kann, steht auf dem nächsten Blatt. Ein Griff ans Jacket, und der aus dem kalifornischen Davis stammende Amerikaner sank dahin. Den Elfmeter zum 0:2 übernahm der von Union Berlin stammende Kay Druschky (0:2/14.). Da schien eigentlich bereits sämtliches Sandersdorfer Konzept über den Haufen. Doch Union ergab sich nicht. Leider fuhr man für die Leipziger oft nur Escorte bzw. nutzte die eigenen Chancen nicht. Dan Lochmanns schwungvoller Lauf über links und dessen Eingabe wurde von den Gästen am kurzen Pfosten geklärt (22.). In der 44. Minute musste man die Gedankenwelt des FC International für die Halbzeitpause aufwühlen. Deli Musas Flanke über die komplette Leipziger Abwehr folgte Nicky Eberts sehenswerter Flugkopfball. Der Spanier Eduardo Calvo Martin im Tor parierte reflexartig und hatte Glück, dass nach neuerlicher Musa- Vorarbeit Felix Krauses Nachschuss in die Verteidigerbeine ging. Agil wie zu Beginn schüttelte der FC International jede Frage in der 50. Minute ab. Brasilien war am Zug. Im Halbfinale der letzten WM noch weichgeklopft, setzte Marcelo de Freitas Costa die Union aus Sandersdorf mit seinem Schuss zum 0:3 quasi matt. Sein erster Versuch wurde noch geblockt. Kein weiterer Sandersdorfer attackierte, und so ließ der aus Limeira in der Nähe von Sáo Paulo stammende offensive Mittelfeldmann sich nicht ein drittes Mal bitten (50.). Daraufhin ließen es die Gäste etwas ruhiger angehen. Als Krause über rechts den Ball planmäßig in die Mitte legte und Tim Hoffmann das 2:3 sträflich liegen ließ, hätte das zum zweiten Mal jenes Kopfkino für die Internationalen hervorrufen können (62.). Das die größte Unionchance des ganzen Spiels überhaupt. Losarah- in seinen Bewegungen immer erinnernd an den jungen Holländer Ruud Gullit in den späten 80ern beim AC Milan- ließ noch einen vielversprechenden Kopfball liegen (74.), bevor Union im Krause- Sandwich endgültig die Lichter ausgingen. Sandersdorfs Stürmer setzte einen Kopfball nach Eckball völlig frei am langen Pfosten neben das Calvo- Tor (77.) und kam auch zwei Minuten später völlig freigespielt im Eins gegen Eins nicht am Spanier vorbei (79.). Dazwischen aber zeigten die Backhaus- Jungs dem Gastgeber, wie man Chancen in Tore ummünzt. Der Berliner Druschky zimmerte nach gekonnter Drehung diagonal ins obere Innennetz (0:4/78.). Was da an der Anzeigetafel gewaltig wirkte, korrigierte Krause zum Glück noch mit dem Sandersdorfer Ehrentor (1:4/82.). "Ein Spiel, welches wir zur Vorwoche schon einmal gesehen haben", meinte Dan Lochmanns Vater Ronald Lochmann nach dem Spiel. Irgendwie hatte er recht. Am vorangegangenen Freitag lief es in Markranstädt etwa so in umgekehrter Variante für Union. Nur, dass der dortige SSV nur eine einzige echte Torchancen besaß und Sandersdorf im Markranstädter Nebel nicht ganz die Athletik vom FC International an den Tag legte. Drei Punkte damals gewonnen- diesmal halt nicht! Union: Kansy, Schmitt (41. Musa), Scheibe, Mustapha, Hovhannisyan, Römling (77. Neubert), Krause, Ebert (46. Hoffmann), Ronneburg, Wießner, Lochmann FC International: Calvo Martin, Rode, de Freitas Costa, Moral Fuster, Lako Losarah (81. Al Abri), Rowley (65. Papadimitriou), Bochmann, Chol (77. Aljindo) , Muwanga, Druschky, Okuda Tore: 0:1 Ladule Samora Peter Lako Losarah/9´, 0:2 Kai Druschky/14´FE, 0:3 Marcelo de Freitas Costa/50´, 0:4 Kai Druschky/78´, 1:4 Felix Krause/82´ Schiedsrichter: Daniel Bartnitzki/Erfurt, Sebastian Lorenzen, Sebastian Blasse Zuschauer: 228
Aufrufe: 09.11.2015, 16:42 Uhr
Holger BärAutor