2024-05-10T08:19:16.237Z

Aufreger der Woche
Comeback nach knapp acht Jahren: Clemente Peccerella ist der Verlockung "Landesliga" erlegen. Foto: Dural
Comeback nach knapp acht Jahren: Clemente Peccerella ist der Verlockung "Landesliga" erlegen. Foto: Dural

Peccerella zum dritten Mal Calcio-Coach

Pecceralla folgt auf Gavranovic bei Calcio Leinfelden-Echterdingen

Der 54-Jährige kehrt zum Landesligisten zurück, nachdem die Wunschlösung mit Mario Estasi gescheitert ist. Zugleich feiert ein ausgemusterter Spieler sein Comeback.

Die Zeit heilt bekanntlich Wunden. Auch verhält es sich so, dass von jenen internen Gegenspielern, mit denen es während seiner beiden ersten Engagements vor Ort schepperte, inzwischen ja keiner mehr da ist. Also hat sich Clemente Peccerella gesagt: warum nicht? ,,Es heißt doch so schön: aller guten Dinge sind drei", sagt der Trainer und lacht. Seit Samstag ist es perfekt: der 54-Jährige ist der Neue beim Fußball-Landesligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen - und zugleich einer der Alten. Peccerella geht von Januar an in seine eben dritte Amtsperiode beim Filderclub, bei dem er schon in den Runden 1996/1997 und 2006/2007 jeweils für einige Monate in der Verantwortung stand. Dass er aktuell bei der Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Sascha Gavranovic nicht die erste Wahl war, sieht er entspannt. Favorisiert hatte der Verein eine andere Lösung.

,,Sieben, acht Gespräche" hat der mit dem operativen Geschäft betraute stellvertretende Clubchef Cataldo Diletto nach eigener Aussage in den beiden vergangenen Wochen geführt. Verblieben waren drei aus Echterdinger Sicht vorstellbare Optionen - ein Ranking von der Wunsch- bis zur Behelfsversion. Plan A hätte demnach geheißen: Mario Estasi. Mit dem einstigen Calcio-Kicker, um dessen Dienste im vergangenen Jahr auch schon der Nachbar SV Bonlanden gebuhlt hat, ist es jedoch zu keiner Einigung gekommen. Estasi bleibt wohl bei der SV Böblingen, mit der er in der Verbandsliga derzeit einen Abstiegsplatz belegt. So griff nun Plan B: Peccerella. Hätte auch dies nicht geklappt, wäre Plan C aus der Schublade gekommen: Heinz Rebentisch, ehemals TSV Rohr sowie Kosova Bernhausen und momentan Co-Trainer von Omonia Vaihingen. Ein anderer Kandidat, Roger Bay (zuletzt SV Bonlanden II), zu dem wie berichtet ebenfalls Kontakt bestanden hatte, war zuvor schon durchs Calcio-Sieb gefallen.

Der Coach stand noch andernorts unter Vertrag

In Peccerellas Fall galt es schließlich allein ein Hindernis zu überwinden: Der Coach stand noch andernorts unter Vertrag, nämlich beim Alb-B-Kreisligisten SV Gniebel. ,,Das ist ein super Verein mit super Jungs", sagt Peccerella. Aber: eben, wie gesagt, nur Kreisliga B. Die sportliche Verlockung, fortan drei Etagen höher tätig sein zu können, setzte sich durch. Zwar tue es ihm für seinen bisherigen Arbeitgeber leid, betont der Trainer, freilich: ,,Wer weiß schon, wann ich je wieder ein Angebot aus der Landesliga kriege?" Dass die künftigen führenden Mitstreiter frühere Weggefährten sind, mit denen er nachweislich auf einer Wellenlänge liegt, kam hinzu. Diletto war einst einer seiner Kicker in Rohr. Und der jetzt zum Assistenten bestimmte Uwe Vohl fungierte bereits bei den Young Boys Reutlingen ein Jahr lang als Peccerellas Co-Trainer.

Was das somit wieder vereinte Duo erwartet, ist eine knifflige Aufgabe - weniger wegen der sportlichen Voraussetzungen, umso mehr aber ob eines mit schwierigen Charakteren bestückten Aufgebots, das Ganze in einem seit jeher zu Turbulenzen neigenden Umfeld. Hinterlassen hat Gavranovic zum einen ein schlagkräftiges Aufsteigerteam, das von den vergangenen acht Spielen nur eines verloren hat - zum anderen aber auch eine Dauerbaustelle, die er zuletzt leid war. Die Folge: seine Demission. Die Rede ist vom Thema Disziplin. Sage und schreibe zwölf Platzverweise im bisherigen Saisonverlauf sind eine erschreckende Zwischenbilanz. ,,Das geht gar nicht. Daran müssen wir arbeiten", sagt Peccerella, der den Kader ansonsten für stark genug hält, ,,einen Platz von etwa fünf bis sieben" zu erreichen.

Torjäger Feriz Meha kehrt in den Kader zurück

Die erste sogleich getätigte Kaderänderung birgt indes gerade vor dem Hintergrund des beabsichtigten Ordnungschaffens eine gewisse Ironie: Vor seinem Comeback steht der Torjäger Feriz Meha. Den hatte Gavranovic wegen mangelnder Zuverlässigkeit ausgemustert. Meha, so seinerzeit die Kunde mit Rückendeckung von Diletto und Co., werde nicht mehr für Calcio auflaufen. Das habe sich erledigt.

Freilich: Gleiches hatte auch Peccerella für sich und den Verein einmal geglaubt, als er anno 2007 nach heftigen Streitigkeiten mit dem damaligen Präsidiumsmitglied Peter Kappes in den Goldäckern frustriert das Handtuch warf und sich zitieren ließ: ,,Hier habe ich für immer die Schnauze voll." Nun, knappe acht Jahre später, sieht alles ganz anders aus.

Aufrufe: 015.12.2014, 13:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor